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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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einen Einwand dagegen erheben. Sie werden es nicht können, da er erklären wird, dass es unvermeidlich war.«
    Vi nickte. »Also?«, ermunterte sie ihn.
    »Also müsst ihr euch ergeben, um das Leben der Bewohner zu retten.«
    Schwermütig schaute Vi auf ihren Becher Tee hinab und nickte. Dann schaute sie herausfordernd auf. »Es könnte sein, dass der See etwas dazu sagen will.«
    Leof legte eine Pause ein. Er war sich unsicher, was er entgegnen sollte. Vielleicht war die Wahrheit die einzige Möglichkeit, die ihm blieb.
    »Er glaubt nicht an den See. Er … Er kann nicht an ihn glauben, denke ich.«
    Sie nickte. »Das bedeutet nicht, dass der See ihn ignoriert.«
    »Er sagt, es war ein Zauberer, der das Wasser heraufbeschworen hat.«
    Vi rümpfte verächtlich die Nase, womit sie Leof stark an seine Tante Gret erinnerte. Er schwieg einen Moment. Dann sagte er feinfühlig: »Die Frage ist, wann würde der See eingreifen, und was würde er tun? Er kann nicht einfach die Stadt überschwemmen - das würde mehr Tote kosten als durch Thegan. Was kann sie tun, um euch zu beschützen?«
    »Das weißt du nicht?« Vi wirkte überrascht. »Hmm. Dann ist es wohl das Beste, wenn ich es dir auch nicht sage.« Sie dachte darüber nach. »Ich werde mit ihm sprechen. Diese Entscheidung überlassen wir am besten ihm.«

    »Ihr habt nur bis zum Mittag Zeit. Danach greift Thegan an.«
    Vi trank ihren Tee bewusst langsam. »Das sollte er lieber nicht tun«, sagte sie genauso bedächtig. »Du solltest ihn davon abhalten, Junge. Sonst richtet der See vielleicht noch mehr Schaden an, als er es bereits getan hat.«
    Der Tee war gut und machte seinen Kopf klar, so klar, wie er es seit dem Anstieg des Sees nicht mehr gewesen war.
    »Ihr seid Actons Volk«, sagte er. »Seid ihr sicher, dass er euch beschützen wird?«
    Vi lachte. »O Junge, wir sind doch schon lange nicht mehr Actons Volk. Wir sind Baluchs Kinder. Seine und die des Sees. Er wird sich um uns kümmern, da mach dir keine Sorgen.« Sie langte mit einiger Mühe über den Tisch und tätschelte seinen Arm. »Mir scheint, du hast auch aufgehört, einer von Actons Leuten zu sein.«
    Er lehnte sich zurück und stand entrüstet auf. »Ich bin der Mann meines Lord Thegan«, sagte er wütend. »Meine Treue gebührt ihm und meinen Kameraden. Ich bin gekommen, um euch zu warnen, um euch davon zu überzeugen, dass ihr euch ergebt und nicht sinnlos Menschenleben vergeudet werden. Zieht meine Ehre nicht in Zweifel!«
    »O Junge«, sagte Vi mitfühlend. »Du hast mehr Ehre in deinem kleinen Finger als Thegan im ganzen Leib.«
    »Bis Mittag. Ihr habt bis Mittag Zeit durch die Gnade eures Lord Thegan.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er ist nicht mein Lord, Junge, und er wird es auch nie sein. Aber ich werde mit dem See reden und hören, was er sagt. Allerdings werde ich vor Mittag nicht zurück sein. Ich muss bei tiefem Wasser hinaus, und das dauert. Sagen wir Sonnenuntergang. Ich bin bei Sonnenuntergang wieder zurück. Tu, was du kannst, um ihn bis dahin zu vertrösten.«

    Leof machte auf dem Absatz kehrt und ging hinaus, ohne sich umzuschauen. Ihn vertrösten? Genauso gut hätte man versuchen können, einen Sturm zu vertrösten. Baluchston war dem Untergang geweiht.

Ash
    Von Oakmere nach Süden zu reiten fühlte sich für Ash falsch an. Zum einen fühlte er sich auf einem Pferd nicht wohl, weil die wunden Stellen vom letzten Ritt sich wieder bemerkbar machten. Zum anderen kam es ihm treulos vor, Martine mit den anderen wegzuschicken, auch wenn er sie dort, wohin er ging, nicht mitnehmen konnte.
    Nach dem Aufwachen und beim Abschied hatte er darauf geachtet, nach außen hin den Anschein von Normalität zu erwecken. Er tat so, als fehle ihm nichts, wusste jedoch, dass sich Martine nicht täuschen ließ. Bramble vielleicht auch nicht. Aber er konnte es nicht ändern. Er konnte nichts dagegen tun, dass er war, wer er war, ganz gleich wie viele Menschen er dadurch enttäuschte. Nun, während sie ritten, hatte er das Gefühl, als wäre dort, wo der Beutel hätte hängen sollen, ein leerer Platz an seinem Gürtel.
    Als er aus seiner inneren Versunkenheit wieder auftauchte, hatten sie den Beginn des Anstiegs zum Quiet Pass erreicht.
    »Äh, nach Süden?«, fragte Flax zögerlich. »Einfach südlich?«
    Offenbar hatte Flax geduldig darauf gewartet, dass er, Ash, ihm wieder seine Aufmerksamkeit schenkte. So viel war klar, der Junge war gut darin, Stimmungen wahrzunehmen.
    »Mehr konnte ich ihr nicht

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