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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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uns laut genug vom Stall aus alarmierte, bevor sie ihn töteten. So waren wir vorgewarnt und verriegelten die Türen und verbarrikadierten sie mit den Tischen. Ich befürchtete schon, sie würden uns ausräuchern, aber es war ein anstrengender Marsch für sie gewesen, und sie freuten sich auf Bier. Ich wusste, dass es in der Halle Fässer davon gab. Sie brachen die Tür auf. Doch meine Mutter Haena, Gudrun, Regni und ich hatten genug Zeit, um die Schilde unserer Vorfahren und auch die dazugehörigen Speere, die an den Wänden hingen, abzunehmen.
    Meine Mutter Haena war zwar die Älteste, weißhaarig und gebeugt, aber sie richtete sich auf und trat ihnen als Erste entgegen, wie es sich für die Frau unseres Stammesführers Harald geziemte. Wir anderen reihten uns hinter ihr in der Hoffnung auf, dass wir uns durch unseren Kampf dem Tod weihten. Wir beteten um einen schnellen Tod, das Beste, was wir unserer Meinung nach erreichen konnten.

    Sie brachen die Tür auf und gingen auf uns los, blieben jedoch überrascht stehen, als sie bemerkten, dass sich ihnen nur Frauen entgegenstellten. Der Anführer war ein großer, starker Mann mit rötlich gelbem Haar und grünen Augen, so grün, dass ich es sogar in diesem schrecklichen Moment bemerkte. Seinen Namen nenne ich nicht, falls sein Geist mich aufspürt und Rache nehmen will, aber sein Beiname war Hard-hand, denn tatsächlich ging er mit harter Hand gegen die vor, die er bestrafte. Er schaute uns an - bestimmt haben wir in seinen Augen absolut lächerlich ausgesehen - und lachte so heftig, dass ihm die Tränen kamen. Seine Männer fingen erst an zu grinsen, dann zu lachen, und schließlich senkten sie die Waffen. Dann warf Haena ihren Speer und erwischte einen von ihnen am Arm. Er fluchte und zog den Speer heraus. Der Rest lachte nur noch lauter. Ihr Anführer musste sich gegen die Wand lehnen.
    »Geschieht dir recht, Os!«, brüllte er.
    »Vom Pfeil der Liebe durchbohrt!«, sagte ein anderer. Er schien der Gescheiteste von ihnen zu sein. Später fand ich heraus, dass er ihr Dichter und Sänger war und Gris der Freigebige hieß, denn er war der Großzügigste von allen, sogar gegenüber Fremden und Frauen. Er war der Bruder von Hard-hand.
    Dann hörte Gudrun den Todesschrei ihres Sohns Eddi aus dem Stall dringen, und eine Welle des Kummers schlug über ihr zusammen, sodass sie rasend wurde. Mit einem gellenden Schrei rannte sie auf den Anführer los und holte aus. Ein beiläufiger Hieb seines Schwertes fegte sie beiseite, aber in diesem lag so viel Kraft, dass dieser eine Hieb sie beinahe in zwei Teile teilte. Als habe man einen Baum gefällt, fiel sie hin, ihr gellender Schrei wurde zu einem Schmerzensschrei und verebbte dann, bis sie lang ausgestreckt auf dem Boden lag.

    Hard-hand lächelte noch immer, doch nun musterte er uns mit eiskalten Augen. Am längsten verweilte sein Blick auf mir, und dies voller Gier. Ich kannte diesen Blick und hob meinen Speer höher. Meine Mutter Haena trat einen Schritt zurück und legte mir die Hand auf die Schulter, um mir Kraft zu geben, denn auch sie kannte diesen Blick. Athel, meine Cousine, die jünger war als ich, aber seherische Fähigkeiten besaß, ließ Speer und Schild fallen und hob die Hand.
    »Denkt an die Stärke der Frauen« war das, was die Männer sie sagen hörten, doch die Frauen hörten ihre Stimme oder vielleicht die Stimme der Göttin darunter sagen: »Denkt an die Stärke von Haenas Blutlinie.«
    Wir wussten alle, dass die Frauen von der Linie meiner Mutter eine Macht über Männer besaßen, eine Form der Macht, die im Leben einer Frau nur einmal benutzt werden konnte. Meine Mutter hatte sie dazu benutzt, um den Mann ihrer Wahl an sich zu binden, und hatte so meinen Vater Harald geheiratet, und der war ihr dadurch sein ganzes Leben lang treu. Meine Großmutter hatte das Gleiche mit meinem Großvater getan, mit Sigur. Also ging es über Generationen zurück, und für die Männer, die es betraf, war keine Schande damit verbunden, denn von einer Frau aus unserer Linie auserwählt zu werden war ein Ehrengeschenk, und diese Macht band die Frau ebenso wie den Mann, für immer treu zu sein. Daran erinnerten wir uns nun, und als ich begriff, was ich tun musste, begann ich zu zittern.
    Ich musste diesen grünäugigen Mann für das ganze Leben an mich binden, sein Leben oder das meine. Ich war noch sehr jung und hatte noch nicht einmal freiende Blick bei den Sommerversammlungen gewechselt. Es erschien mir hart, zu hart, all

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