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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Baluch zu. Doch sein Lächeln verriet, dass er es nicht wirklich vorhatte.
    Menschen scharten sich um sie, stießen laute Rufe aus und riefen andere in der Halle. Baluch fühlte sich von dem Lärm überwältigt. Er fingerte an seinen Handschuhen herum, um sie auszuziehen, doch durch das Blut klebten sie an seinen Händen fest.
    Als Acton es bemerkte, streckte er die Hand aus und signalisierte Baluch innezuhalten. »Du musst sie in warmem Wasser aufweichen«, sagte er sanft. Elric nahm Baluch am Arm und führte ihn zur Halle. Der Stammesführer erschien und rieb sich die Augen.
    »Was zur Hölle geht hier vor?«
    Schweigen breitete sich aus, unterbrochen nur von dem leisen Schelten von Friedes Mutter. Der Stammesführer schaute sie eine ganze Weile an. Friede sah auf und begegnete seinem Blick.
    »Du hast ein Problem«, sagte er. »Ich werde mich morgen mit dir beschäftigen.« Sie nickte und gähnte, was ihre Mutter sowie eine Reihe anderer Frauen eilig sagen ließ: »Sie muss ins Bett, sie ist erschöpft, morgen kann man sich immer noch Gedanken darüber machen …« Sie brachten sie in die Halle und ließen den Stammesführer zurück, der nun
Acton und Baluch fixierte. Insbesondere Acton, bemerkte Bramble. Elrics Muskeln spannten sich an. Er schien sich darauf vorzubereiten, zu widersprechen, wenn es darum ging, seinen Sohn zu bestrafen.
    »Es waren nicht die Götter, Großvater«, sagte Acton. »Es war ein freundlicher Geist.«
    »Hmmm«, knurrte der Großvater. Er wandte sich Baluch zu. »Stimmt das?« Baluch nickte stumm. »Dann ist dazu nichts mehr zu sagen.«
    Elric entspannte sich und Baluch ebenso. Als sie in die Halle zurückkehrten, sprach Harald wie beiläufig über die Schulter. »Du solltest dich mit Glühwein aufwärmen. Ich weiß, das ist ein Männergetränk, aber bloß dieses eine Mal …«
    Acton grinste über das ganze Gesicht und schlug Baluch auf den Rücken. »Ich habe dir doch gesagt, dass es in Ordnung geht«, sagte er. »Bei Swith, was habe ich für einen Hunger! Mutter, ist noch Fleisch vom Abendessen übrig?«
    Baluch folgte ihm lächelnd in die Halle. Seine innere Musik verwandelte sich nun zu triumphierenden Hornstößen, während das Wasser anstieg und Bramble mit sich zog.

Asas Geschichte
    Die Frauen leben in den Frauenunterkünften. Ja, natürlich. Das glauben die Männer, wenn sie sich überhaupt darüber Gedanken machen. Aber wenn die Männer nach der Frühjahrsaussaat in den Krieg ziehen, was, glauben sie, tun dann die Frauen? Die Mutterschafe müssen gemolken werden, jemand muss sich um die Kühe kümmern, wenn sie kalben, der Weizen muss geerntet werden, das Gemüse gehackt, die Gerste gemälzt und das Ale gebraut werden, und die Frauen tun dies, wie sie es immer tun. Auch die Schafe müssen gehütet werden und die Vögel von der Feldfrucht ferngehalten, die Pferde ins Joch gespannt und die Karren für den Markt beladen werden. Die Wolle wird zumeist im Winter gesponnen, damit die Webstühle während der ganzen langen Sommerabende in Betrieb sind. Und während die Männer weg sind, müssen das Holz gehackt und die Tiere geschlachtet und das Fleisch zerlegt werden - ja, und auch die Wölfe von den kleinen Lämmern ferngehalten werden. Die Jungen tragen natürlich dazu bei, aber ohne die Frauen würden die Männer eine kalte Feuerstelle und ein leeres Gehöft vorfinden, wenn sie mit Verletzungen, Erzählungen und Ruhm zurückkehren.
    Also bleiben die Frauen, natürlich, in den Unterkünften der Frauen. Doch an den lauen Sommerabenden, wenn das Licht so sehr verblasst ist, dass man die Webstühle nicht
mehr benutzen kann und die Kinder schlafen, dann setzen sich die Frauen in die große Halle und singen und lachen und trinken ein wenig Ale und machen Witze über die Männer. Wie es Frauen immer schon getan haben.
    So war es auch in unserem Gehöft, bis die Angreifer kamen. Unsere Männer waren fortgesegelt, wie sie es jeden Sommer taten. Sie hatten die Balge und Felle und den kostbaren Tintenstein in die Handelsstädte weiter im Süden mitgenommen, manchmal bis zu den Wind Cities, und so war niemand da, der uns vor den Angreifern hätte beschützen können.
    Die Männer griffen nicht vom Meer her an, wo wir einen Ausguck postiert hatten, sondern sie kamen von Osten, über die Berge. Sie kamen auch nicht morgens, wenn die meisten Angriffe stattfinden, sondern am kühlen Abend. Daher saßen die Frauen in der großen Halle zusammen, und das war unsere Rettung, weil Eddi, Gudruns Sohn,

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