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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Pferde. Natürlich, dachte Bramble bitter. Immer sind sie zuerst dran.
    Elric hatte keine Zeit, um zu verfolgen, ob sein Speer das Ziel getroffen hatte. Die Angreifer schossen einen weiteren Schwung von Pfeilen ab, und einer von ihnen traf ihn in die Schulter und verursachte ein plötzliches dumpfes Geräusch, gefolgt von brennendem Schmerz. Sie hörte Acton rufen: »Elric!«, und dann stieg das Wasser empor und riss sie davon.

    »Es werden noch mehr kommen«, weckte Asas Stimme sie auf. Bramble war nun, den Göttern sei Dank, wieder im Körper einer Frau, die auf Elric hinabschaute und das Blut aus der Wunde an seiner Schulter vom Boden in der Halle neben dem Feuer aufwischte. Elric sah leichenblass aus. Da er sein Hemd nicht mehr anhatte, konnte Bramble die Narben aus früheren Kämpfen sehen und den versengten Stumpf seines Arms. An den Narben der Ausbrennungen glänzte die Haut.
    »Du hast Glück gehabt«, schalt ihn die Frau, mit deren Augen sie sah. Es war die Stimme der alten Ragni. »Du hättest überhaupt nicht draußen sein dürfen, ohne Schild und dann aufspringen, sodass du ein schönes Ziel abgibst.«
    Elric ließ die Schelte stumm über sich ergehen. »Wie viele?«

    Ragni beruhigte sich für einen Moment. Sie legte Blätter - dem Geruch nach war es Beinwell - auf die Wunde. »Zwei«, sagte sie leise. »Der alte Weoulf und dieser Junge von Dati. Ein paar sind verwundet worden.«
    »Baluch?«
    »Ihm geht es gut, es geht ihm gut«, sagte Ragni, deren Stimme nun wieder normal klang. »Er ist mit Acton und Sebbi davon, um die Schufte zu begraben. Für sie wird kein Feuer gemacht. Sie können in der kalten Hölle verrotten.«
    Ein Stöhnen unterbrach ihren Redefluss. Sie schaute hinüber und spuckte auf den Boden neben einem Mann, der dort ausgestreckt lag. Anders als Elric hatte er weder ein Kopfkissen, noch lag er auf Decken. Er blutete aus einer Bauchwunde. Einer der Feinde, vermutete Bramble. Er sah ganz so aus wie die Männer der zweiten Welle der Invasion der Domänen, hatte Merricks Hautfarbe, kastanienbraunes Haar und haselnussbraune Augen. Für Bramble war es einer von Actons Volk.
    Nun kam Acton herein, gefolgt von Asa und einem stämmigen Jungen mit borstigem blondem Haar - Baluch?, fragte sich Bramble -, blieb stehen und starrte auf den Mann auf dem Boden hinab.
    »Wasser«, flehte dieser. Bramble verstand ihn, merkte jedoch, dass weder Acton noch Asa ihn verstanden. Wie es schien, wirkte das Geschenk der Götter auch, was die Sprache dieses Mannes betraf. Ragni hatte schon viele Menschen sterben sehen und wusste, wonach er verlangte.
    »Wasser will er«, sagte sie mit kühler Stimme.
    »Gebt es ihm«, befahl Acton.
    »Bringt ja doch nichts mehr«, sagte Ragni. »Bei einer solchen Bauchwunde macht er es nicht mehr lange.«
    »Ich will mit ihm reden«, sagte Acton mit zusammengebissenen Zähnen. »Gib es ihm.«

    Sie murmelte etwas vor sich hin, füllte aber ein Trinkhorn und reichte es Acton.
    Dieser kauerte sich neben dem Mann nieder und hob ihm den Kopf so weit an, dass er trinken konnte. Die Hälfte des Wassers troff ihm an den Mundwinkeln herab. Auch Bramble hatte genug Menschen sterben sehen, um zu wissen, dass die Todesfee nah neben ihm stand.
    »Weshalb kommt ihr?«, wollte Acton wissen. »Warum greift ihr uns an?«
    Der Mann verstand ihn. Er lächelte dünn und murmelte zwei Wörter. »Der Eiskönig.«
    Seine Worte waren Kauderwelsch für alle, außer für Elric, der auf seiner Decke zusammenzuckte. »Das waren Worte aus der Sprache meines Vaters«, sagte er. »Sie bedeuten ›der Eiskönig‹.«
    »Der Eiskönig schickt euch?«, fragte Asa. »Wieso?«
    Der Mann lächelte erneut bitter. Er hatte Mühe, die Worte hervorzubringen. »Eiskönig nimmt alles.« Das war alles. Sein Gesicht wurde blutleer, und seine Augen schlossen sich. Acton legte seinen Kopf auf den Boden und wandte sich um, um mit seiner Mutter zu sprechen. Der stämmige Junge verweilte noch ein wenig und starrte auf den sterbenden Mann.
    »Vergeude dein Mitleid nicht an ihm, Sebbi«, sagte Ragni gehässig. »Datis Junge ist tot, und das hättest du auch sein können.«
    Sebbi schaute sie schockiert an. Doch nun stieg das Wasser wieder in Sturzwellen an und schleuderte Bramble zurück in die Finsternis, sodass sie seine Antwort nicht mehr hörte.

    Das Wasser versickerte, tropfte jedoch weiter; es war ein aufdringliches, dennoch angenehmes Geräusch, so als ob ein
kleiner Wasserlauf über Felsen plätscherte. Auf einer Wiese

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