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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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sie diesen Schutz benötigen? Für immer? Carlions Tage als freie Stadt waren gezählt, so schien es Leof, und er fragte sich, ob er deshalb nach Sendat entsendet worden war, weil er womöglich Skrupel bekommen hätte, eine freie Stadt zu übernehmen.
    »Von der Klippe bis an die Bucht«, sagte er laut und ermunterte Thistle zu einem Galopp, während sie die letzten von Thegans Feldposten hinter sich ließen. »Es fällt alles in seine Hände.«
    Ein Teil von ihm war stolz auf den Erfolg seines Kriegsherrn, auf seine Klugheit und Strategie. Das war der loyale Teil in ihm, der Teil, der daran glaubte, dass Thegans Plan, die Domänen zu vereinen, jedem Einzelnen größeren Wohlstand einbringen würde. Darauf konzentrierte er sich und verfolgte diese Gedanken. Denn selbst wenn er Bramble gegen Thegans Anweisungen hatte laufen lassen, war er doch Lord Thegans Mann. Andernfalls war er ein Niemand.

Bramble
    Das Schwert lastete schwer in ihrer Hand, doch es war der Geruch, der sie aufweckte, der beißende Geruch von Angstschweiß auf ihrem Körper. Dieser Geruch war ihr fremd. Sie schärfte ihre Sinne und schreckte prompt zurück, als sie feststellte, dass sie sich im Körper eines erwachsenen Mannes befand. Erwachsen, aber mit nur einem Arm. Elric? Er stand auf einem Felssims ein kleines Stück entfernt von dem Gehöft und schaute hinaus auf die hügelige Landschaft. Es war Sommer, vermutete sie, und eine Gruppe von Männern kam auf ihn zugeritten; auf ihrem Weg über die Bergkämme und durch die Täler tauchten sie immer wieder in seinem Blickfeld auf, um wenig später erneut für kurze Zeit daraus zu verschwinden. Sie bewegten sich schnell vorwärts. Elrics Atem ging hektisch. Er versuchte, sich zu beruhigen, damit er einen Warnruf ausstoßen konnte. Er drehte sich in Richtung des Gehöfts um.
    »Sie kommen!«
    Aus der Halle drang eine gedämpfte Antwort, und Männer mit Schilden und Speeren kamen herausgerannt. Sie warfen sich flach auf den Boden und nahmen Deckung hinter Felsen und verkeilten Schilden. Sie hielten einen Speer in der Wurfhand und hatten weitere in der anderen. Sie warteten, angestrengt auf die Reiter starrend.
    Es war ein Stoßtrupp. Ein Angriff. Bramble wollte keinen

    Angriff mit Elric miterleben. Sie wollte nicht erneut sterben. Falls Elric starb, während sie in ihm war, was würde dann mit ihr geschehen? Denk nicht darüber nach, dachte sie. Du kannst nichts daran ändern, also vergiss es. Wo ist Acton?
    Dann erkannte sie, dass Acton einer der Männer war, der ganz jungen bei den alten Männern, die ihre Speere bereithielten. Er war immer noch erst etwa dreizehn Jahre alt, und er lächelte. Es waren noch andere Jungen unter den Speerträgern, die sogar noch jünger wirkten. Einer von ihnen musste Baluch sein, aber sie hatte keine Ahnung, welcher. Das war ein merkwürdiger Gedanke, dass sie jemanden so genau bis in sein Innerstes kannte, doch keine Ahnung hatte, wie er aussah. Die Verteidiger waren alle so jung. Bramble vermutete, dass die meisten der Männer unterwegs waren, um die Gehöfte anderer zu überfallen, und sie empfand eine tiefe Verachtung.
    Elric räusperte sich. »Wartet«, befahl er. »Sorgt dafür, dass jeder Wurf trifft.«
    Die Gruppe, die sich ihnen näherte, bestand aus etwa zwanzig Reitern, allesamt auf jenen kurzen, stämmigen Ponys, die Bramble schon zuvor gesehen hatte. Sie trugen lederne Kampfausrüstungen mit Helmen, die aussahen wie dunkles Holz, wahrscheinlich jedoch aus Leder waren. Seltsamerweise trugen sie keine Schilde. Bramble war es gewohnt, die Leute des Kriegsherrn mit dem Schild am linken Arm und dem Schwert in der rechten Hand reiten zu sehen, wie Thegans Männer es getan hatten. Als habe ihr Gedanke dies ausgelöst, griff nun jeder der Reiter nach etwas, was ihm quer über dem Rücken hing. Ein Bogen, kurz, geschwungen und todbringend. Sie legten alle gleichzeitig Pfeile auf die Kerbe und schossen sie ab. Elric ließ sich fallen, und Bramble hörte, wie die Pfeile über sie hinwegzischten. Zu seiner Linken erklangen dumpfe Geräusche
und Gefluche. Jemand war getroffen worden. Elric hob das Gesicht vom Boden.
    »Schilde, he!«, rief er und sprang auf. In einer einzigen Bewegung ließ er das Schwert fallen und hob einen Speer auf. Im Gegensatz zu den anderen Männern konnte er keinen Schild tragen, der ihn schützte. Das war ihm bewusst, und deswegen hatte er Angst, begriff Bramble. Er warf den Speer, zielte dabei aber nicht auf die Männer, sondern auf die

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