Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
Vom Netzwerk:
solide Gestalt annahmen. Matilda erkannte Robert an der Spitze eines Trupps von Rittern und Edelleuten. Sie stiegen ab und knieten im feuchten Gras neben dem Grenzstein vor ihr nieder. Ihre Nackenhaare stellten sich auf, und ihre Augen begannen zu brennen. Plötzlich schien die Königskrone in greifbare Nähe gerückt zu sein, und doch befanden sie sich mitten im Niemandsland, Nebelschwaden umwaberten sie, und das nasse Gras durchweichte ihre Schuhsohlen und die Säume ihrer Umhänge. Das Zusammentreffen hätte sich eigentlich in einer von Kerzenschein und Weihrauchduft erfüllten prachtvollen Halle abspielen sollen.
    Sie straffte sich und erhob die Stimme.
    »Ich bin gekommen, um das zu beanspruchen, was mir rechtmäßig zusteht und was mein Vater mir zugedacht hat. Ihr alle habt mir drei Mal einen Eid geschworen, und wenn das, was ein Mann drei Mal wiederholt, wahr ist, wie viel mehr gilt es dann aus dem Mund eines Königs? Ich bin eure Herrscherin, und ich danke euch allen für eure Unterstützung!«
    Waleran de Meulan gab einen erstickten Laut von sich. Ohne auf ihn zu achten, trat sie zu Robert, nahm seine Hände und gab ihm den Friedenskuss auf die geröteten Wangen. Sollten Meulan und Winchester doch gaffen und Stephen später Bericht erstatten. Der Kampf um die Krone Englands hatte begonnen.
    Sie drehte sich um, um den Eid des nächsten Mannes entgegenzunehmen, der aufgrund seiner Körpergröße Mühe hatte, sich hinzuknien. Er hielt den Kopf gesenkt. In seinen nebelfeuchten Haaren schimmerten ein paar silberne Strähnen. Der Anblick des Silbers in dem einst kohlrabenschwarzen Haar versetzte ihr einen Stich. Er nahm ihre Hand, küsste den daran steckenden Ring und presste die Stirn dagegen.
    »Verzeiht mir, Herrin«, sagte er. »Verfahrt mit mir, wie es Euch beliebt; mein Leben gehört Euch. Mir fehlte es an Glauben.«
    Der Stich verstärkte sich, als sich in ihre Zuneigung Verzweiflung mischte. »Dort unten nutzt Ihr mir ganz gewiss nichts.« Sie bedeutete ihm, sich zu erheben.
    Er schüttelte den Kopf. »Erst wenn Ihr mir vergeben habt. Sonst behandelt mich wie einen Verräter und verurteilt mich zum Tod.«
    Matilda tippte ihm unsanft auf die Schulter. »Steht auf, Ihr Narr.« Sie strengte sich an, ihre Gefühle zu verbergen, und ihre Stimme klang rau. »Ich habe Euch nichts zu vergeben. Ich brauche jeden Mann, der bereit ist, mir zu folgen, und was nützte mir Euer Tod?«
    Er erhob sich langsam zu voller Größe, und sie musste sich fast verrenken. Seine dunklen Augen schimmerten verdächtig. »Gar keinen, es sei denn, Ihr würdet direkt davon profitieren«, erwiderte er heiser.
    Ihre Mundwinkel zuckten. »Könnt Ihr inzwischen ein Zelt aufbauen?«
    Er antwortete mit einem zaghaften Lächeln. »Ich nehme es mit den Besten auf, Herrin.«
    »Dann wäre das im Moment alles.« Sie blickte sich um. »Von jetzt an werde ich reiten«, verkündete sie gebieterisch. »Ich habe lange genug in einer Kutsche gesessen.«
    Ein Stallbursche brachte Matildas Stute. Henry of Winchester und Waleran de Meulan machten kehrt, um nach Arundel zurückzureiten. Als er sein Pferd wendete, bedachte der Bischof sie und Robert mit einem viel sagenden Blick.
    Brian half Matilda in den Sattel. Seine Berührungen waren knapp und unpersönlich, aber von einer unterschwelligen bewussten Zurückhaltung, die ihnen eine stärkere Bedeutung verlieh. Ohne sie anzusehen, neigte er den Kopf und wandte sich zu seinem großen schwarzen Hengst. Sie war froh, dass er Sable noch hatte. In einer Welt aus sich ständig verlagerndem Treibsand war es ratsam, sich mit einem Stück Alltag zu umgeben.

34
    Bristol, 1139
    Matilda betrachtete nachdenklich den Mann, der ehrerbietig vor ihr kniete und schwor, ihr als seiner Lehnsherrin zu dienen. Miles FitzWalter, der Burgvogt von Gloucester Castle und Lord von Hereford, war hochgewachsen, hatte sandfarbenes Haar, Sommersprossen und Augen grün wie Schlamm. Sein stilles, lakonisches Naturell legte den Schluss nah, dass er schwer von Begriff und leicht zu lenken war, tatsächlich war das genaue Gegenteil der Fall. Wenn Miles auftauchte, traten die Männer zur Seite. Wie viele der Unzufriedenen, die sich hier eingefunden hatten, um ihr die Gefolgstreue zu schwören, hatte auch er genug von den Intrigen der Beaumont-Brüder, die entschlossen waren, jeden Mann zu Fall zu bringen, wenn er für sie zu einer Bedrohung wurde. Miles hatte mit Waleran und Robert nie auf gutem Fuß gestanden, und nach Stephens Krönung

Weitere Kostenlose Bücher