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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Dienern, die Essen und Wein brachten, und Miles machte sich hungrig darüber her.
    »Als sie beschlossen, mich zu stürzen, haben sie ihren eigenen Untergang besiegelt«, sagte sein Besucher mit einem wilden Funkeln in den Augen.
    Brian lief ein Schauer über den Rücken. Miles FitzWalter glich einem tiefen, kalten See. Die seichten Stellen am Ufer waren sicher, aber wer sich tiefer hineinwagte, lief Gefahr zu ertrinken.
    Miles klopfte sich die Hände ab. »Meine Männer warten draußen auf mein Zeichen. Es war leichter für uns, mit nur ein paar Leuten an den Wachposten vorbeizuschleichen und zu Euch vorzudringen. Ich brauche einige in Pech getränkte Pfeile und Eure besten Bogenschützen. Habt Ihr Eure Waliser hier?«
    Brian nickte. Er hatte Mühe, seine Gedanken zu ordnen.
    »Gut.« Miles nahm ihn am Arm. »Legt Euer Kettenhemd an und ruft Eure Männer zusammen. Ich treffe Euch in der Halle.«
    Er stürmte aus der Kammer und ließ Brian mit offenem Mund zurück.
    In der trostlosen Dunkelheit, die einem anbrechenden Novembermorgen vorausgeht, reichte Brian einem Knappen den Zügel seines Hengstes und musterte die schwarzen Umrisse des rechten Wachturms, der ihm zugeteilt worden war. Miles sollte sich mit seinen Männern den linken vornehmen. Brian verspürte eine leichte Übelkeit; er hatte einen sauren Magen von dem Wein, den er getrunken hatte.
    Miles bedachte ihn mit einem grimmigen Grinsen.
    »Viel Glück«, sagte er.
    »Für Euch auch«, erwiderte Brian heiser.
    »Nach Worcester wird mir das hier vorkommen wie ein Tag auf dem Jahrmarkt«, sagte Miles, dann war er verschwunden wie ein Wolf auf der Jagd, leichtfüßig, behände und konzentriert. Ein Trupp von Brians walisischen Bogenschützen und einige Sergeanten begleiteten ihn. Brian drehte sich zu den übrigen Männern um: weitere Sergeanten, Bogenschützen und seine eigenen Garnisonsritter. Sein Atem bildete in der Luft blasse Wölkchen, seine Brust zitterte jedes Mal, wenn er ausatmete. Im Osten schimmerte der Himmel schon etwas heller.
    »Jetzt.« Er schluckte hart. »Jetzt oder nie.«
    Geduckt schlichen sie über den morastigen Untergrund. An Strickleitern befestigte Enterhaken schwirrten über die Pfähle der äußeren Palisade, und die Männer kletterten rasch hoch. Die Alarmfanfare eines Jagdhorns rief die Verteidiger zu den Waffen. Brians Bogenschützen schossen Brandpfeile ab. Brian murmelte ein verhaltenes Gebet und schwang sich auf die schwankende Leiter. Das Seil scheuerte seine Hände auf, als er sich daran hochzog. Die ganze Zeit fürchtete er, wie ein Stück Fleisch aufgespießt oder von einem herabgeschleuderten Stein zermalmt zu werden. Und das war erst das erste Hindernis; der Hauptturm lag dahinter. Er erreichte den oberen Rand der Palisade, hievte sich auf den Wehrgang und rannte mit gezücktem Schwert auf die Tore zu. Ein Verteidiger ging mit einer Handaxt auf ihn los. Brian wich dem nach unten geführten Hieb aus, holte zu einem seitlichen Schlag aus und stieß seinen Gegner von der Palisade. Der Soldat schlug mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden auf, und Brian musste gegen einen Würgereiz ankämpfen. Die Welt war aus den Fugen geraten, und er befand sich mittendrin.
    Die Palisade brannte an mehreren Stellen. Brian atmete heißen Rauch ein und wandte sich hustend ab. Ein weiterer Angreifer stürzte sich auf ihn, er schlug um sich, traf menschliches Fleisch und fühlte sich sterbenselend. Ein Pfeil bohrte sich in die Seite seiner Kettenhaube, er taumelte, stürzte zu Boden, und sein rechtes Auge füllte sich mit Blut.
    »Sire!« William Boterel beugte sich über ihn. »Sire …«
    »Nimm die Männer!«, keuchte Brian. »Brecht das Tor auf! Wir dürfen unseren Vorteil nicht verschenken! Geh!«
    Boterel tat, wie ihm geheißen, und überließ Brian der Fürsorge eines Sergeanten. »Kaum mehr als ein Kratzer, Sire«, sagte der Mann. »Der Pfeil ist im Kettengeflecht stecken geblieben. Morgen habt Ihr einen roten Streifen im Gesicht, sonst nichts.« Mit einem Grunzlaut zog er den Schaft heraus. »Glück gehabt.«
    Brian nahm Helm und Kettenhaube ab und starrte die Pfeilspitze mit einem von Blut getrübten Blick an. Der Sergeant förderte einen Tuchstreifen zutage und betupfte damit Brians Auge und die Wunde. Brian erhob sich unsicher. Der zerbrochene Schaft und die Pfeilspitze auf dem Boden erinnerten ihn an eine geborstene Schreibfeder. Er griff nach seinem Schwert und sog zittrig den Atem ein. Er musste diese Sache zu Ende bringen und

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