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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Soldatenreihen und Stephens im Wind flatterndes Banner sah, wurden seine schwärzesten Befürchtungen Wirklichkeit. Jetzt ging es nicht mehr nur um ein für den Notfall mit Vorräten und Waffen vollgestopftes Gewölbe, sondern um die direkte Bedrohung einer Armee, die sich am gegenüberliegenden Themseufer ausbreitete. Er kam sich vor, als habe ihm jemand einen Schlag in den Magen versetzt, weil er plötzlich keine Luft mehr bekam.
    Seine Frau gesellte sich zu ihnen, den Eierkorb noch immer in der Hand.
    »Hoffentlich nimmt Waleran de Meulan es dir nicht übel, dass du ihn hier gefangen hältst«, sagte sie mit einem Blick auf das Banner.
    »Das ist mir egal«, fuhr Brian sie an. »Sie werden Wallingford nicht einnehmen. Seit Stephen die Krone an sich gerissen hat, habe ich gewusst, dass dieser Tag kommen würde.«
    »Aber bist du auch gewappnet?« Er durchbohrte sie mit einem durchdringenden Blick, den sie unbeirrt erwiderte. »Ich bin die Tochter eines Soldaten, und mein erster Mann war hart im Nehmen. Du sprichst und schreibst schöne Worte, Mylord, aber kannst du ihnen Taten folgen lassen? Das wird sich jetzt zeigen. Du solltest besser gehen und deine prächtige Rüstung anlegen.« Mit einem knappen Nicken, das ihren Worten Nachdruck verleihen sollte, machte sie mit ihrem Eierkorb kehrt. Eine Feder stob auf und schwebte vor Brians Füßen sacht zu Boden.
    Er sah zu, wie sie landete, hob den Kopf und betrachtete die Belagerungsarmee. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich so gut wie möglich zu behaupten, weil er es Matilda schuldig war, er hatte es ihr versprochen.
    Ein schneidender Wind fegte durch das Lager des Königs. Die Soldaten hatten die Wege zwischen den Zelten mit Stroh abgedeckt, weil der nicht endende Regen und der ständige Strom von Männern, Pferden und Belagerungsgeräten den Boden in einen schlammigen Sumpf verwandelt hatten.
    Will stand zusammen mit einigen anderen Baronen in Stephens Zelt an einem Kohlebecken. Um seine Hände zu beschäftigen, schnitzte er an einem Holzstück, aus dem er ein Spielzeugpferd für seinen Sohn machen wollte. Sie saßen jetzt seit einer Woche hier fest und griffen Wallingford erfolglos an wie kleine Jungen, die versuchten, eine Mauer mit Kieselsteinen zum Einsturz zu bringen. Brian FitzCount hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass er sich auch durch Plünderungen und Brandschatzen der Umgebung nicht aus seiner Burg herauslocken lassen werde, und außerdem hielt Wallingford der Belagerung wohl länger stand, als sie auszuharren gedachten.
    »Ich kann es mir nicht leisten, noch länger hierzubleiben.« Stephen zupfte gereizt an seinem Bart. »Wallingford ist der Schlüssel zu London. Wir müssen es entweder einnehmen oder den Rebellen lassen. FitzCount hat das die ganze Zeit geplant, während er am Hof den loyalen Diener gespielt hat. Er hatte nie die Absicht, sich an seinen Treueeid zu halten.«
    »Ihr könnt Wachtürme bauen lassen, um den Nachschublieferungen den Weg abzuschneiden«, schlug Will vor. »Und sie mit Männern bemannen, die die Versorgung der Burg behindern.«
    Waleran de Meulan funkelte ihn finster an. »Diese Frau und ihr Bruder hätten niemals einen Fuß auf englischen Boden setzen dürfen!«
    Will blies Späne von dem kleinen Holzpferd. »Es war eine Frage der Ehre«, erwiderte er, ohne nach dem Köder zu schnappen.
    »Es gibt Ehre, und es gibt Torheit«, herrschte Waleran ihn an.
    »Genug!« Stephen schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab. »D’Albini hat Recht, obwohl ich mir einen besseren Ausgang der ganzen Sache gewünscht hätte. Als Nächstes behauptet Ihr, es sei töricht von mir gewesen, der Gräfin von Anjou zu gestatten, sich zu ihrem Bruder nach Bristol zu begeben, obwohl es die einzige Entscheidung war, die ich treffen konnte.«
    »Sie befindet sich aber nicht in Bristol, nicht wahr?«, höhnte Waleran. »Sie hält in Gloucester Hof und ermutigt jede Art von Pöbel, sich ihr anzuschließen. Wir hätten sie ergreifen sollen, als wir die Gelegenheit dazu hatten!«
    Vor dem Zelt zügelte ein Bote sein schwitzendes Pferd und sprang aus dem Sattel. Auf Stephens Aufforderung hin betrat er das Zelt und sank auf die Knie. Sein flackernder Blick wanderte zu Waleran. »Sire, Miles FitzWalter hat Worcester über fallen, die Vororte niedergebrannt, Gefangene gemacht und Viehherden fortgetrieben.«
    »Was?« Walerans Gesicht verzerrte sich. Er sprang auf und schleuderte seinen Becher gegen die Zeltwand. »Dieser Hurensohn! Ich werde ihn mit

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