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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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fortgeführt wurde.
    Henry FitzEmpress, fast acht Jahre alt, erprobte die Gangarten seines neuen Pferdes Denier. Die Mutterstute stammte aus spanischer Zucht, was dem kleinen Kastanienbraunen Feuer in den Hufen verlieh. Henry liebte es, wenn ihm der Wind ins Gesicht peitschte, obwohl er so kalt war, dass seine Augen brannten. So kostete er den Rausch der Geschwindigkeit am besten aus. Auf einem schnellen Pferd fühlte er sich unbesiegbar.
    Sein Vater nahm ihn seit kurzem zur Jagd mit, und Henrys militärische Ausbildung hatte gleichfalls begonnen. Er kämpfte mit einem Schild, der seiner Größe entsprechend angefertigt worden war, und einem Holzschwert, und er genoss jede Minute. Eigentlich fiel ihm nur eines schwer – das Stillsitzen. Für ihn war der Besuch der Kirche jedes Mal eine Tortur. Dagegen fand er es überhaupt nicht schwierig, auf dem Rücken eines Pferdes dahinzugaloppieren.
    Sein Vater wartete schon im Hof vor dem Stall auf ihn, als er, gefolgt von seinem Stallburschen, von seinem Ausritt zurückkehrte. Henry spielte sich ein wenig auf, indem er die Zügel scharf anzog und aus dem Sattel sprang, ehe das Pony zum Stehen gekommen war. Er bedachte seinen Vater mit einem breiten Lächeln, wobei er seine Schneidezahnlücken entblößte.
    Um Geoffreys Mundwinkel zuckte es.
    »Du bist gut geritten, mein Sohn.« Er zupfte eine Klette von Henrys Umhang.
    Henry errötete vor Freude. »Ja, Sire.« So sehr ihn auch die Schnelligkeit und anmutige Kraft Deniers entzückte, er wollte am liebsten ein Schlachtross wie sein Vater haben. Das neue Pony war nur ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Verwirklichung dieses Traums. »Ich hätte ihn noch stärker antreiben können, aber Alain hat es nicht erlaubt.« Ein verdrossener Blick traf den Stallburschen.
    »Das war eine kluge Entscheidung von Alain. Du solltest auf ihn hören«, ermahnte Geoffrey ihn. »Und auf dein Pferd. Sei immer kühn, aber niemals übermütig.«
    Henry schürzte die Lippen und schwieg.
    Sein Vater verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich habe auf dich gewartet, weil ich wichtige Nachrichten von deiner Mutter aus England erhalten habe. Der Thronräuber Stephen ist im Kampf besiegt und von deinem Onkel Robert und anderen Verwandten und Verbündeten deiner Mutter gefangen genommen worden. Deine Mutter wird jetzt Königin.«
    Henry starrte ihn an, während er, wie eben beim Galopp mit Denier, ein aufgeregtes Gefühl in der Magengrube verspürte. Er hatte seine Mutter fast eineinhalb Jahre nicht gesehen, und die Erinnerung an ihr Gesicht verblasste allmählich. Aber sie schrieb ihm häufig und schickte Geschenke aus England: eine Schreibtafel mit einem verschlungenen Muster auf dem Elfenbeindeckel und ein schönes Federmesser. Selbstgenähtes, dem noch ihr Duft anhaftete. Glöckchen für das Zaumzeug seines Pferdes. Und sie hatte ihm versprochen, dass er eines Tages König sein werde, weil England ihm gehöre.
    »Können wir dorthin reisen?« Er brannte plötzlich vor Eifer und Ungeduld. Hätte ein Schiff im Hof gelegen, er wäre hier und jetzt an Bord gegangen.
    »Nein, nein, nein«, sagte sein Vater lachend. »Nicht so hastig mit den jungen Pferden. Wir stehen noch am Anfang. Wenn die Zeit gekommen ist, wird deine Mutter nach dir schicken.«
    »Aber wann wird das sein?«
    »Bald«, erwiderte sein Vater. Er fuhr Henry durch das Haar. »Eine gewonnene Schlacht bedeutet noch nicht den endgültigen Sieg, auch wenn der Feind gefangen genommen wurde. Sowie deine Mutter gekrönt worden ist, lässt sie dich holen.«
    Henry fragte sich stirnrunzelnd, wie bald. Wenn Erwachsene so etwas sagten, wollten sie ein Kind nur beschwichtigen – und es dauerte ewig. Er sah nicht ein, wieso er nicht sofort aufbrechen konnte. Schließlich musste auch er seinen Beitrag leisten und seiner Bestimmung folgen.
    »Nach dem Erfolg deiner Mutter besteht meine vordringliche Aufgabe darin, in die Normandie zu ziehen und uns das Herzogtum zu sichern. Viele Barone wollen sich sicherlich auf die Seite des Siegers schlagen.« Er sah Henry an. »Und nein, auch dorthin kannst du noch nicht mitkommen. Deine Aufgabe ist es, in einer sicheren Umgebung zu lernen und ein Mann zu werden.«
    Henry schnitt eine Grimasse, hütete sich jedoch, Einwände zu erheben. Was ihn betraf, so war er bereits ein Mann, und Jahre waren nichts als Zahlen.
    Nach einer windigen, regnerischen Nacht brach über der Stadt Winchester ein heller Märzmorgen an. Matilda kniete in der großen Halle des Schlosses vor

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