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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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einem Grab liegen, und vorher gab es für sie noch viel zu tun. Sie erhob sich, bekreuzigte sich und verließ die Kirche mit würdevollen, aber entschlossenen Schritten, ohne sich noch einmal umzublicken.
    Von der Grabstätte ihres Vaters führte ihr Weg sie direkt nach London und Westminster … und zu ihrer Krone.

41
    Westminster, Juni 1141
    In ihrer in der Nähe der Abtei gelegenen Kammer in Westminster bereitete sich Matilda auf ein formelles Fest zur Feier ihrer bevorstehenden Krönung vor. Ihre Zofen kämmten ihr Haar mit einer duftenden Lotion. Die borstigen grauen Strähnen ließen ihr Haar, einst ein schimmernder dunkler Wasserfall, glanzlos erscheinen, und Matilda erkannte, dass sie keine junge Schönheit mehr war, sondern eine Frau in mittleren Jahren, in deren Äußeren Kämpfe und Entbehrungen sichtbare Spuren hinterlassen hatten. In diesen Tagen zog sie es vor, nicht in den Spiegel zu blicken.
    Die Frauen tupften ihr Haar trocken und rieben es mit einem Seidentuch ab, bevor sie es kämmten und flochten. Dann bedeckten sie es mit einem feinen weißen, mit Perlen und Gold gesäumten Schleier. Ihr Gewand war aus bestickter blauer Seide gefertigt, ihr Umhang mit Hermelinpelz besetzt, wie es einer Königin und Kaiserin zukam. Ein königliches Festgewand. In ihren Schläfen pochte ein heftiger Schmerz. Ihre Monatsblutung stand unmittelbar bevor, und sie war unruhig und reizbar. Warum hatten Männer nicht auch unter solchen Beschwerden zu leiden?
    Einige Wochen zuvor hatten sich die Londoner geweigert, sie als ihre Königin anzuerkennen, ihre Meinung aber geändert, als Geoffrey de Mandeville, der Verwalter des Towers von London, die Seiten gewechselt und sich bereit erklärt hatte, sie zu unterstützen, und de Vere of Oxford und Gilbert, Earl of Pembroke, seinem Beispiel gefolgt waren. Die Bürger hatten sich widerwillig unterworfen, aber sie wusste, dass ein großer Teil von ihnen lieber Stephen auf dem Thron haben wollte. Sie hatten nur kapituliert, weil ihnen keine andere Wahl geblieben war. Es wurmte sie, dass sie sie brüskierten und sich weigerten, einen Tribut zu entrichten, obwohl sie Stephen nach dem Tod ihres Vaters bereitwillig als König akzeptiert und ihm ohne Murren Abgaben gezahlt hatten. Sie verabscheute sie, und da ihr Verstellung nicht lag, fiel es ihr schwer, sich versöhnlich zu zeigen. Sie hatten sogar Stephens Frau, diesem giftigen kleinen Terrier, Gelder zur Verfügung gestellt, um Söldner anzuheuern. Diese Truppen plünderten jetzt das Land rings um London, und die Bürger rangen die Hände und gaben nicht sich und Stephens Frau die Schuld an der Misere, sondern Matilda.
    »Ihr solltet nicht die Stirn runzeln, Herrin«, sagte Uli. »Das gibt Falten.«
    Matilda bemühte sich, sich ihren Verdruss nicht anmerken zu lassen. Etwas Derartiges hatte sicher niemand je zu ihrem Vater oder zu Stephen gesagt. Als ob es auf eine glatte Stirn ankam! Sogar mit der Krone Englands auf dem Kopf musste sie ständig um ihre Herrschaft kämpfen. Die Earls und Barone, die auf ihrer Seite standen, trafen untereinander ihre eigenen Entscheidungen, hielten eigene Versammlungen ab und behandelten sie wie eine Galionsfigur, statt sich ihren Anordnungen zu fügen. Ihr Geschlecht schloss sie von ihrer rauen, maskulinen Kameradschaft aus, und daran konnte sie nichts ändern. Sie betrachteten sie als Angehörige des schwachen Geschlechts; als zu weich, um zu herrschen, doch wenn sie hart und bestimmt auftrat, bezeichneten sie ihr Verhalten als widernatürlich. Egal was sie tat, es war falsch, und allmählich scherte sie sich nicht mehr darum.
    Sie vervollständigte ihre Aufmachung durch ihre Lieblingskrone mit den goldenen Blättern aus Deutschland. Nachdem sie ihre Zofen um sich versammelt hatte, verließ Matilda, von Rittern und Dienern eskortiert, ihre Kammer und ging in die große Halle von Westminster. Sie war vor über vierzig Jahren von ihrem Onkel König William Rufus erbaut worden, der die alte in die neue Halle integriert hatte. Ihr Onkel hatte sich stets beklagt, sie sei viel zu bescheiden, obwohl sie in der Länge mehr als zweihundertvierzig Schritt maß und als größte im ganzen Christentum galt. Er aber pflegte zu behaupten, für eine Kammer sei sie zu groß und für eine Halle zu klein. Matilda konnte sich daran erinnern, wie sie als kleines Mädchen zwischen den Pfeilern herumgetollt war und die schachbrettartigen Zierstreifen an den Wänden bewundert hatte. Sie hatte mit ihrem Bruder Verstecken

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