Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
Vom Netzwerk:
Will hielt sie dem Hund zum Auslecken hin, was Adeliza verriet, dass er jetzt mehr mit sich im Einklang war.
    »Weil ich es wollte«, erwiderte sie.
    »Aber warum?« Er fixierte sie mit einem verwirrten Blick. »Du warst eine Königin. Du hättest jeden Mann haben können, den du wolltest.« Er stellte die Schale auf den Boden.
    Das trifft nicht ganz zu, dachte sie. Jeder Mann, den sie hätte heiraten wollen, hätte Stephens Billigung finden müssen. »Du hast mir eine neue Lebensperspektive geboten«, entgegnete sie. »Du hast mich zu der Einsicht gebracht, dass ich für ein Leben im Kloster noch nicht bereit war.«
    »Ich hätte nie gedacht, dass du einwilligen würdest. Du stehst ja so hoch über mir wie die Sterne.«
    »Trotzdem hast du gewagt, mir einen Antrag zu machen – und ich habe gewagt, ihn anzunehmen, was ich bis heute nicht bereue. Du hast mich reich beschenkt, mit Gaben, die weit wertvoller sind als eine Krone.«
    »Ich dachte, dass es besser für dich wäre, wenn ich mich von dir fernhalte«, gab er leise zurück. »Deswegen wollte ich nicht kommen. Meine Abwesenheit gewährleistet deine Sicherheit und die der Kinder. Wenn ich mich nicht in Arundel aufhalte, besteht kein Grund, die Burg zu belagern.«
    Adeliza hob die Brauen. »Du hast demnach nicht vor, die Kaiserin als Königin anzuerkennen?«
    »Ich habe Stephen die Treue geschworen. Soll ich meinen Eid brechen, nur weil er sich in Gefangenschaft befindet? Was würde das über meine Ehre aussagen? Solange er nicht freiwillig auf die Königswürde verzichtet, ist es meine Pflicht, zu ihm zu stehen. Aber sollte er wirklich gestürzt werden, gebietet es mir meine Pflicht auch, alles zu tun, um meine Familie zu beschützen.«
    Adeliza biss sich auf die Lippe. »Bislang hat sich niemand in Arundel blicken lassen, daher schlage ich vor, wir unternehmen nichts und warten ab. Wir sollten uns um unsere Ländereien kümmern, alles in Ordnung halten und denen beistehen, die unschuldig gelitten haben.« Sie nahm ihn am Arm. »Komm, es ist spät, und all das kann bis morgen warten.«
    Sie führte ihn vom Kamin zum Bett, half ihm, sich auszukleiden, küsste ihn, während sie Bänder und Schnüre löste, bestärkte und tröstete ihn mit ihren Berührungen. Dann legte sie ihre Kleider ab und presste sich an ihn. Er gab ein leises Stöhnen von sich, schloss sie fester in die Arme und erwiderte ihre Küsse mit erwachender Begierde.
    Sie hatte die Zofen angewiesen, das Bett mit frischen, nach Lavendel und Thymian duftenden Laken zu beziehen, wohl wissend, dass er diesen Duft mit ihr und seinem Zuhause verband. Voller Verlangen, Mitgefühl und dem sehnlichen Wunsch, seine seelischen Wunden zu heilen, nahm sie ihn in sich auf. Auf dem Höhepunkt barg Will das Gesicht an ihrem Hals und keuchte, wie sehr er sie liebte und brauchte. Sie war sein Herz und seine Welt, sie war seine Königin. Adeliza hielt ihn in den Armen, bis er in einen tiefen, heilsamen Schlaf fiel. Sie hatte zwar ihren Mann beruhigt, doch nun weinte sie leise und fragte sich, was mit ihnen geschehen würde.
    Im Altarraum der Abtei Reading legte Matilda eine Hand auf die Grabstätte ihres Vaters. Äußerlich wirkte sie so hart wie der gemeißelte Stein. Ihr war kalt, und in ihrem Magen nagte ein ebenso körperlicher wie geistiger Hunger. Sie hatte dem Tod schon viele Male ins Gesicht geblickt, aber als sie nun am Grab ihres Vaters stand und ihr aufging, dass seine Gebeine unter ihrer Hand ruhten, wurde ihr ihre eigene Sterblichkeit bewusst. Sie musste jeden Moment auf dieser Erde nutzen, den Gott ihr schenkte. Als sie ihren Vater das letzte Mal lebend gesehen hatte, hatten sie heftig über die zu ihrer Mitgift gehörenden Burgen gestritten. Doch darüber wollte sie nicht weiter grübeln, und sie dachte an ihre Kindheit. Verschwommen erinnerte sie sich, wie sie auf ihn zugerannt war und wie groß und voller Leben er gewirkt hatte. Wie real. Wie er sie auf den Arm genommen und sie stolz durch die Halle des Hofes getragen hatte. Er hatte ihr einen Honigkuchen und silberne Bänder für ihr Haar geschenkt … und ihr eröffnet, dass sie weit weggehen würde, um zu heiraten. Als sie versuchte, ihn sich nach ihrer Rückkehr aus Deutschland vorzustellen, drohten Kummer und Bitterkeit sie zu überwältigen. Sie konnte und wollte sich diesen Erinnerungen nicht stellen.
    Er hatte die letzte Ruhestätte bekommen, die er sich gewünscht hatte, und Mönche, die für seine Seele beteten. Auch sie würde eines Tages in

Weitere Kostenlose Bücher