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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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den Adern gefrieren ließ.
    »Du bist überhaupt keine richtige Frau«, stieß er heiser hervor. »Du hast alle Ehegelübde gebrochen, und ich nehme das nicht länger hin. Geh zu deinem Vater zurück. Ich verstoße dich. Du widerst mich an.« Er beugte sich wieder über sie und schnitt ihre Handfesseln durch. Matilda vermochte ein leises Stöhnen nicht zu unterdrücken.
    »Ich werde veranlassen, dass deine Sachen gepackt werden.« Seine Stimme klirrte vor Kälte. »Wenn ich von der Jagd zurückkomme, will ich dich hier nicht mehr sehen.« Er machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Zimmer. Sie hörte ihn im Vorraum nach seinem Lieblingshund pfeifen und so freundlich und liebevoll auf ihn einsprechen, als wäre er der sanfteste und umgänglichste Mensch auf der Welt.
    Matilda kämpfte ihre Übelkeit nieder, weil sie wusste, dass ihr Zwerchfell reißen würde, wenn sie sich übergeben musste. Sie zog sich an der Bettkante hoch, konnte aber vor Schmerzen in den Rippen kaum stehen.
    »Ich werde mich ihm nie unterwerfen«, schwor sie sich mit gepresster Stimme. »Niemals.« Das Wort drang wie aus weiter Ferne an ihr Ohr und bedeutete alles und nichts.
    Ihre Zofen kamen herein, ängstlich über die Schulter blickend. Als Uli sie am Arm nahm, unterdrückte Matilda einen leisen Aufschrei.
    »Kommt, Madam, wir bringen Euch zu Bett und rufen einen Arzt.« Uli bedeutete einer anderen Zofe hektisch, die Tür zu schließen.
    Matilda schüttelte den Kopf.
    »Nein«, wehrte sie mühsam ab. »Er sagt, er will, dass ich gehe, und ich werde tun, was er von mir verlangt. Ich werde nicht hierbleiben.«
    »Aber Madam, Ihr seid nicht in der Verfassung, irgendwohin zu gehen!« Ulis sanfte braune Augen weiteten sich besorgt.
    »Trotzdem … so lautet der Befehl.« Sprechen und Atmen fiel Matilda entsetzlich schwer. »Packt meine Truhen. Jetzt sofort! Mein Mann hat befohlen, dass ich sein Haus verlassen soll, und dieses eine Mal bin ich gewillt, ihm zu gehorchen.«
    Uli sah sie entgeistert an.
    »Aber Mylady, Ihr könnt in diesem Zustand nicht reiten!«
    »Sattelt den weißen Wallach«, keuchte Matilda. »Er hat einen ruhigen, weichen Gang …« Sie brach ab, um ihre Gedanken zu ordnen. »Legt Vliese auf und um den Sattel. Sagt dem Stallburschen …« Jeder Atemzug bereitete ihr Höllenqualen. Sie krümmte sich zusammen. Uli half ihr, sich auf das Bett zu setzen, und schickte einen Pagen los, um Drogo zu holen.
    Drogo war in der Stadt, und als er endlich eintraf, hatten Matildas Zofen bereits die Hälfte ihrer Truhen gepackt.
    »Heiliger Christus!« Nacktes Entsetzen spiegelte sich auf seinem Gesicht wider.
    »Ich reise ab«, sagte Matilda mit schwacher, aber entschlossener Stimme. »Sorg dafür, dass die Pferde gesattelt sind und eine Eskorte bereitsteht. Ich brauche einen Karren für meine Zofen und meine Habseligkeiten.«
    »Was hat er Euch angetan?« Drogos Lippen krümmten sich vor Abscheu.
    »Er hat mir die Freiheit wiedergegeben«, erwiderte Matilda, und zaghafte Erleichterung mischte sich in ihre Verzweiflung – als würden aus ihren Wunden Flügel wachsen.
    »Wo ist er?« Drogo legte die Hand an die Stelle, wo normalerweise sein Schwert hing, doch er kam vom Gebet in der Kathedrale und war daher unbewaffnet. »Er ist zu weit gegangen!«
    »Lass es gut sein«, warnte Matilda ihn. »Jetzt zählt nur, dass er aus dem Weg ist. Du würdest nur getötet oder in ein Verlies geworfen werden. Tu, was ich sage, und bereite alles vor.«
    Drogo verbeugte sich und eilte hinaus, um alle nötigen Vorkehrungen zu treffen. Seinen Ärger und seine Schuldgefühle ließ er an den Dienstboten aus. Er herrschte sie an, und einem saumseligen Pagen versetzte er eine harte Kopfnuss. Matilda schloss die Augen und senkte den Kopf. Ihre ganze Welt schien aus Schlägen und kläglichen Gegenwehrversuchen zu bestehen.
    Im Hof stand das kräftige hellgraue Pferd für sie bereit. Es betrachtete sie aus ruhigen dunklen Augen und schlug rhythmisch mit dem Schweif, um Fliegen abzuwehren. Die kleine Tochter eines Stallburschen wand eine Gänseblümchenkette um das Brustband und sang dabei vor sich hin. Matilda hatte dem Kind des Öfteren Süßigkeiten zugesteckt und wurde jetzt mit einem Knicks und einem strahlenden Lächeln belohnt, das ein paar Zahnlücken freigab.
    »Gute Reise, Madam«, lispelte sie.
    Matildas Augen füllten sich mit Tränen.
    »Und Gott segne dich«, flüsterte sie, dann musste sie den Blick abwenden. Ihr war bewusst, dass die Leute sie

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