Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
Vom Netzwerk:
mit dem Gerstenschleim zurück, und auf Adelizas Geheiß hin setzte sich Matilda und legte die Füße auf einen gepolsterten Schemel.
    »Aber jetzt werde ich mich erst einmal um dich kümmern«, sagte sie mit fester Stimme. »Ich will, dass die Schatten unter deinen Augen verschwinden und deine Wangen wieder rosig leuchten.«
    »Ja, Mutter.« Ein Lächeln erwärmte Matildas Gesicht; wie immer, wenn Adeliza so mit ihr redete, diese jedoch wirkte gequält.
    Henry saß in seiner Kammer an einem Tisch und verzehrte kleine süße Kuchen, die auf einer Leinenserviette lagen. Er brach ein Stück ab und gab es seinem Enkel, der mit seinen ersten Schneidezähnen daran herumknabberte.
    »Er ist ein Prachtjunge.« Er musterte Matilda mit einem durchdringenden Blick. »Und ich hörte, du bist wieder schwanger?«
    »Ja, Vater.« Neuigkeiten verbreiten sich schnell, dachte sie verdrossen. Ihr Vater hatte darauf gebrannt, seinen Enkel kennen zu lernen. Obgleich er stolz auf ihn war, hatte sie eine merkwürdige Zurückhaltung bei ihm gespürt – so, als empfände er seinen kleinen Namensvetter fast als Bedrohung, als Mahnung an die Vergänglichkeit.
    »Und du willst die Zeit nach der Geburt in Rouen verbringen.«
    Sie nickte.
    »Dann kann ich meine Verbindungen zum Hof auffrischen und an deiner Seite mehr über Regierungsgeschäfte lernen. Ich halte es für vernünftig, nach der Geburt noch eine Weile hierzubleiben und erst im Hochsommer nach Anjou zurückzukehren, wenn die Straßen in einem guten Zustand sind.« Sie zögerte. »Ich muss mit dir auch noch über meine Mitgift sprechen.«
    Die Züge ihres Vaters verhärteten sich.
    »Dies ist nicht der Zeitpunkt für geschäftliche Besprechungen«, erwiderte er. »Wir reden ein andermal darüber. Im Moment möchte ich nur deine Gesellschaft genießen und ziehe eine ungezwungene Unterhaltung vor.«
    Matildas Augen wurden schmal. Es verhielt sich genau um gekehrt, wenn er eine ernste Diskussion führen und andere müßig schwatzen wollten. Er versuchte sich einer Auseinan dersetzung zu entziehen, und das verhieß nichts Gutes. »So wie ich auch, Vater«, gab sie zurück, »aber dazu fehlt mir die Ruhe, solange diese Frage nicht geklärt ist. Ich bitte dich, mir die Burgen zu übergeben, die mir bei meiner Hochzeit mit Geoffrey zugesagt wurden. Exemes, Argentan, Domfront und Montauban.«
    Henry gab seinem Enkel ein weiteres Stück Kuchen.
    »Mir sind die Namen durchaus bekannt.« Er warf ihr einen warnenden Blick zu. »Du brauchst sie mir nicht aufzuzählen, als wäre ich ein schwachsinniger alter Mann.«
    Sie musterte ihn durchdringend; dachte nicht daran, den Blick zu senken.
    »Das stimmt mich froh und besorgt zugleich, denn ich muss mich dann fragen, warum du mir und meinem Mann unser Eigentum vorenthältst.«
    »Ich enthalte euch gar nichts vor«, entrüstete er sich. »Du hast gutes englisches Silber als Mitgift und unschätzbare Reichtümer mit in die Ehe gebracht. Die Burgen wurden dir versprochen, aber du wirst sie bekommen, wenn ich es will, und nicht eher!«
    Matilda hob das Kinn.
    »Deinem Enkel gestehst du Krümel von deinem Kuchen zu – kannst du dasselbe nicht für mich tun? Wenn du dich schon nicht an die Bedingungen des Hochzeitsvertrages gebunden fühlst, mit was muss ich dann noch rechnen? Wie kannst du erwarten, dass deine Männer zu dem Schwur stehen, wenn du selbst dein Wort nicht hältst?«
    Sein Gesicht verdunkelte sich.
    »Pass auf, was du sagst, Tochter. Ich dulde deine hochmütigen Worte und ein überhebliches Auftreten nicht. Du bekommst diese Burgen, wenn ich es für richtig halte, und keinen Moment früher. Du ahnst ja nicht, was du da von mir verlangst. Ich müsste Männer vertreiben, neue Vereinbarungen treffen und so weiter.«
    »Es wird auch Konsequenzen haben, wenn du mir die Burgen nicht überlässt.« Sie schwang ihren Sohn auf ihren Schoß. Er griff lachend nach einem Honigkuchen, biss hinein und bot seiner Mutter den Rest an.
    Ihr Vater wischte sich die Hände an seiner Serviette ab und warf sie auf den Tisch.
    »Ich sagte doch, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt«, knurrte er, als er sich erhob.
    »Das heißt mit anderen Worten, dass du dich weigerst, mir und Geoffrey diese Burgen zu überschreiben. Du brichst dein Versprechen!«
    »Tochter, hast du mir nicht zugehört? Ich werde handeln, wenn ich es will, und nicht, weil du und dein lästiger Mann keine Ruhe gebt.« Kampfeslustig stolzierte er hinaus. Matilda seufzte schwer. Sie hatte nicht

Weitere Kostenlose Bücher