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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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zu ihr hielt, die Verwaltung von Dover Castle übertragen, aber dadurch wollte er ebenso sehr Roberts Macht und Ansehen erhöhen wie ihr eine starke Anhängerschar in England verschaffen.
    Ihre Frauen spielten zwischen den Beeten ein Geschicklichkeitsspiel, bei dem man Ringe aus geflochtenem Stroh über kleine hölzerne Pflöcke warf. Zwei kleine Mädchen beteiligten sich ebenfalls daran, ihr helles Kichern drang zu ihr herüber. Henry, jetzt etwas älter als ein Jahr, verfolgte das Geschehen aufmerksam. Dann machte er sich von seiner Kinderfrau los und watschelte auf seinen pummeligen Beinchen los. Die Frau schickte sich an, ihm hinterherzulaufen, doch Matilda rief sie zurück. Henry bückte sich, hob ein paar Ringe auf und stolperte zu den Pflöcken hinüber. Sorgsam streifte er einen Ring über jeden Pflock, bevor er sich mit einem strahlenden Lächeln zu seinem Publikum umdrehte. Matilda applaudierte ihm lachend, ging zu ihm und schwang ihn in die Höhe.
    »Bravo!«, rief sie. »Hier haben wir den Gewinner des Spiels!«, dann küsste sie ihn auf die Wange und flüsterte ihm zu: »Ganz recht, so siegt man. Du nimmst die Dinge geradewegs in Angriff und lässt die anderen sich abmühen.«

19
    Rouen, Juli 1135
    »Dein Mann, diese Ausgeburt der Hölle, hat Beaumont dem Erdboden gleichgemacht und die Barone an seinem Hof dazu ermutigt, sich gegen mich aufzulehnen!«, herrschte Henry Matilda an, während er mit dem Pergamentbogen, den er soeben gelesen hatte, vor ihrer Nase herumfuchtelte. Seine Stimme klang rau vor Wut. »Talvas und de Tosney. Ich werde das nicht zulassen!«
    Es war ein heißer Sommerabend, die Läden standen offen, und Zwielicht drang herein. Die Luft war erfüllt von Vogelgezwitscher. Kurz nachdem ein Bote mit der Nachricht eingetroffen war, dass Geoffrey die rebellischen Barone der Normandie unterstützte, war Matilda zu ihrem Vater gerufen worden. Die Kammer wirkte kahl, weil Adeliza bereits für die Rückkehr nach England packte. Dort drohte ein walisischer Aufstand, den Henry niederschlagen musste. Plötzlich bockten die Normandie und Anjou unter ihm wie wild gewordene Pferde, und sein reizbares Temperament hatte sich in unbändige Wut verwandelt.
    »Ich habe dir gesagt, dass es so weit kommen würde, wenn du mir die Burgen nicht überschreibst.« Henry stapfte wie ein wutschnaubender Bär in der Kammer auf und ab. »Du kannst auch jetzt noch das Schlimmste verhindern, wenn du nachgibst.«
    »Kein Mann droht mir!« Henry fuhr zu ihr herum. »Und keine Frau sagt mir, was ich zu tun habe!«
    Adeliza, die das Packen der Truhen überwachte, hielt inne und biss sich auf die Lippe.
    »Ich habe nicht die Absicht, meine Burgen einem Mann zu geben, der meine Feinde beherbergt, um Zugeständnisse von mir zu erpressen«, schnaubte Henry.
    »Jeder andere Weg hat ja bislang zu nichts geführt«, wandte Matilda ein.
    »Halte deine Zunge im Zaum, oder ich lasse dich an den Pranger stellen, Tochter hin, Tochter her. Verstehst du mich?«
    »Besser als du mich, Vater. Du bezeichnest meinen Mann als Ausgeburt der Hölle, doch als du mich gezwungen hast, ihn zu heiraten, war er ein Geschenk Gottes und konnte nichts falsch machen. Und jetzt tobst du, als wäre alles meine Schuld, obwohl du ganz allein die Verantwortung dafür trägst.«
    »Bei Gott, du gehst zu weit!« Er packte den juwelenbesetzten Stock, der an seinem Stuhl lehnte, und ging auf sie los.
    Adeliza stand plötzlich zwischen ihnen.
    »Nein!«, rief sie. »Bitte nicht!« Sie fiel vor Henry auf die Knie, senkte den Kopf und hob demütig eine Hand. »Tut das nicht, Sire, ich bitte Euch!«
    Matilda schluckte. In ihr stritten Scham, Elend und heiße Wut. Ihr Vater stand mit bebenden Schultern da und funkelte sie finster an, dann ließ er den Stock sinken.
    »Sei froh, dass deine Stiefmutter sich auf ihr Vorrecht als Friedensstifterin berufen hat«, knurrte Henry. »Wenigstens sie kennt ihren Platz und ihre Pflicht.«
    Matilda weigerte sich, den Blick zu senken.
    »Darf ich mich jetzt zurückziehen, um über diese Neuigkeiten nachzudenken?«
    »Du hast meine Erlaubnis, dich zurückzuziehen, um über deine Position nachzudenken. Als meine Tochter erwarte ich von dir, dass du weißt, wem deine Loyalität zu gelten hat.«
    Matilda machte einen steifen Knicks und stürmte hinaus. Adeliza kniete immer noch zu Henrys Füßen, was Matilda zutiefst beschämte. Ihre Stiefmutter hatte die für sie bestimmten Schläge abgewehrt. Sie wollte Adeliza zugleich anschreien

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