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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Bring ihm als Nächstes ›Krone‹ bei.«
    »Das Wort kennt er schon.«
    »Krone«, sagte Henry prompt und zeigte auf Geoffreys Kappe mit der goldenen Borte. »Löwe. Krone. Mama.«
    Geoffrey schüttelte leise kichernd den Kopf. »Wie ich sehe, warst du eine gute Lehrerin, aber ich muss weiter mit ihm üben. Wahrscheinlich hast du ihn nicht gelehrt, Papa zu sagen?«
    »Ich bezweifle nicht, dass er das sehr schnell lernen wird«, gab sie zurück. Es versetzte ihr einen kleinen Stich, weil Geoffrey so unbefangen mit ihrem Sohn umging.
    »Papa.« Henry zappelte in den Armen seines Vaters und sah sich mit wachen, hellen Augen um.
    Geoffrey lachte. »Du hast schon wieder Recht. Aber das nehme ich dir ausnahmsweise einmal nicht übel.«
    »So«, sagte Geoffrey später, nachdem die Kinder in die Kinderstube gebracht worden waren. Matilda richtete sich gerade in ihrer Kammer ein, während die Zofen ihre Truhen auspackten. »Wie es aussieht, können wir tun, was wir wollen, aber dein Vater weigert sich immer noch, dir die Burgen als Mitgift zu übergeben.« Er setzte sich an den Kamin und streckte die langen Beine zum Feuer hin. »Weder Krieg noch Diplomatie werden ihn dazu bringen, seine Meinung zu ändern.«
    »Solange er lebt, wird er seine Macht nicht aus der Hand geben. Er wird alle Parteien gegeneinander ausspielen und uns alle wie Fliegen in seinem Netz gefangen halten. Ich habe alles versucht, um ihn umzustimmen, aber ohne Erfolg. Jedes Mal, wenn ich das Thema zur Sprache brachte, sagte er, es wäre nicht der richtige Zeitpunkt, oder er schützte andere Geschäfte vor.«
    Matilda runzelte die Stirn. »Und deswegen hast du Beaumont niedergebrannt und Talvas und de Tosney zur Rebellion angestachelt.«
    »Ich habe ihn daran erinnert, welche Schwierigkeiten ich ihm bereiten kann«, fauchte Geoffrey. »Die Lage in der Normandie ist nicht so stabil, wie dein Vater uns glauben machen will, und wir sind nicht die Einzigen, die unter seinem Joch ächzen. Ich lasse mich von ihm nicht zum Narren halten. Dein Vater mag ein Intrigant sein, aber aus dem Grab kann er an seinem Netz nicht mehr weben. Was, wenn seine Barone nach seinem Tod abtrünnig werden? Er hofft, so lange zu leben, dass er seine Enkel zu Männern heranwachsen sieht, aber wie wahrscheinlich ist das? Wir brauchen diese Burgen. Wir brauchen sie als Basis.«
    Matilda winkte ungeduldig ab. »Was sollen wir also tun? Es ist gefährlich, in einem Wespennest herumzustochern. Mein Vater wollte nach England segeln, aber er hat dieses Vorhaben verschoben, um die Ordnung in der Normandie wiederherzustellen.«
    »Ich weiß, was ich tue«, schnaubte Geoffrey gereizt. »Dieser Angriff soll deinem Vater als Warnung dienen und ihn beunruhigen, damit er einlenkt und uns unsere Burgen überlässt.«
    »Ich bezweifle, dass du diesen Kampf gewinnst.« Matilda dachte nicht zum ersten Mal, dass er ihren Vater überhaupt nicht kannte.
    Er maß sie mit einem berechnenden Blick. »Ich bedauere deinen Mangel an Vertrauen. Dein Vater hat sein Leben mit dem Aufbau seines Reiches verbracht, aber Gebäude verfallen, und neue müssen an ihrer Stelle errichtet werden. Was Erfahrung und Gerissenheit betrifft, mag ich ja nicht an ihn heranreichen, aber ich bin jünger und stärker, und ich habe die Zeit, die ihm davonläuft. Ich weiß, er wünscht nicht, dass ich eine Krone trage – offen gestanden lege ich auch keinen großen Wert darauf. Sie sei dir gegönnt. Aber mit der Normandie verhält es sich anders, und früher oder später bekomme ich immer, was ich will.«
    »Laut Erbrecht steht mir die Normandie genauso zu wie England.« Matilda richtete sich auf. Sie hasste seine Arroganz.
    »Schon, aber wenn du Königin, Herzogin und Gräfin bist, kannst du nicht überall zugleich sein. Es ist daher sinnvoll, mich als deinen Stellvertreter einzusetzen – und in England willst du mich doch sicher nicht haben?«
    »Nein.« Matilda unterdrückte ein Erschauern.
    Er trat zu ihr und begann, ihr die Kleider abzustreifen. Seine Berührung war so zart wie die einer Frau.
    »Gib mir in der Normandie freie Hand, bis unsere Söhne großjährig sind.« Seine Stimme klang einschmeichelnd und heiser vor Begierde. »Und ich werde uns unsere Burgen erkämpfen, mit deinem Vater abrechnen und dich von meinem Wert für dich überzeugen.«
    »Was für ein Wert soll das sein?« Die vertraute Mischung aus Widerwillen und Verlangen durchströmte sie. »Erst willst du die Burgen, und jetzt verlangst du ein

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