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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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keine roten Flecke auf. Wieder im Freien scharte er seine Männer um sich und trieb sowohl Flamen als auch Normannen zurück. Rufe, Schreie und Waffengeklirr zerrissen die Nachtluft. Zwei Packpferde galoppierten vorbei. Gegenüber von Wills Lager stand das große runde Zelt des normannischen Lords Hugh de Gournay in Flammen. Will holte einen Wasserkrug aus seinem Küchenzelt und rannte hinüber, um beim Löschen zu helfen, während er seinen Männern zurief, die Sandfässer zu bringen, in denen sie ihre Kettenhemden reinigten. Einige Reiter streiften Speere und Schwerter schwenkend durch das Lager: die Ritter der königlichen Leibgarde, die die Ordnung wiederherstellen und die schlimmsten Randalierer festnehmen sollten.
    »Flämische Hurensöhne!«, fluchte ein normannischer Ritter, der mit einem Lederumhang auf die an de Gournays Zelt leckenden Flammen einschlug.
    »Sie haben damit angefangen?«, keuchte Will.
    Der Mann nickte. »Sie haben sich über die Vorräte hergemacht«, schnaufte er, während er weiter versuchte, die Flammen einzudämmen. »Wir haben einen der Bastarde ertappt, als er aus einem Karren ein Fass Wein stehlen wollte … der Kerl behauptete, er hätte ein Recht darauf, weil wir Proviant horten würden und sie hungern müssten. Im nächsten Moment waren seine Kumpane da, und wir hatten nicht vor, tatenlos zuzusehen, wie sie uns ausrauben!«
    Wills Ritter schaufelten Sand auf das Feuer, aber jedem war klar, dass Hugh de Gournays Zelt nicht mehr zu retten war und sie nur noch ein Ausbreiten der Flammen verhindern konnten. De Gournay schäumte vor Wut, als er das Werk der Zerstörung betrachtete. Sein Gesicht war rußverschmiert, und er umklammerte eine Pferdedecke, mit der er die Flammen zu ersticken versucht hatte.
    »Ich lasse mir die Übergriffe der Flamen nicht länger bieten«, zischte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Es reicht!« Er gab dem Ritter neben Will ein Zeichen. »Packt zusammen, was übrig geblieben ist. Wir brechen unverzüglich auf.« Er machte Anstalten, sich abzuwenden.
    »Aber was ist mit dem Marsch nach Lisieux?« Will presste eine Hand auf die Stelle, wo jetzt Blut durch das Wams sickerte.
    »Was soll damit sein?« De Gournay zuckte die Achseln. »Den soll der König mit seinen Flamen fortsetzen, wenn er sie so liebt. Robert of Gloucester hat Recht. Sie machen, was sie wollen. Die Flamen stellen ihre eigenen Gesetze auf. Wenn der König sich weigert, sich unsere Beschwerden anzuhören, dient ihm unsere Abreise vielleicht als Warnung. An Eurer Stelle würde ich unserem Beispiel folgen – nehmt Eure Männer und geht!« Er drehte sich um und stapfte Befehle brüllend davon.
    Will kehrte in sein Lager zurück und wies einen seiner Ritter an, einen Wundarzt zu holen. Nach dem nächtlichen Handgemenge waren ärztliche Dienste sehr gefragt, und als der Mann endlich eintraf, hatte Will schon seine Kleider abgelegt und die Wunde mit Leinentüchern abgedeckt. Der Kampf mit de Gour nays brennendem Zelt hatte ihm ein paar hässliche Brand blasen und angesengte Brauen eingetragen. Der Wundarzt schnalzte mit der Zunge, als er ein Schweifhaar eines Schlachtrosses in seine Nadel einfädelte.
    »Ihr habt Glück gehabt, dass die Klinge Eure Rippen nur gestreift hat und nicht eingedrungen ist. Sonst würdet Ihr jetzt nicht mehr unter uns weilen, und ich habe heute Abend schon zu viele Tote gesehen. Viele Männer werden nach diesem unsinnigen Streit in Leichentücher eingenäht und nicht mehr zusammengeflickt.«
    Will ballte die Fäuste und kniff die Augen zusammen, als der Wundarzt mit seiner Arbeit begann.
    »De Gournay ist nicht der Einzige, der das Lager verlassen hat«, sagte er. »Ich habe mindestens ein Dutzend normannische Lords wegreiten sehen. Die Truppen des Königs sind ziemlich dezimiert worden.«
    Will verzog das Gesicht. Obwohl Stephen vermutlich einige Männer zur Rückkehr überreden konnte, würde es zu einem Vorstoß auf Lisieux jetzt nicht mehr kommen. Die Kluft war zu groß, und die gespaltene Armee konnte keinen Sieg mehr erringen.
    Aufgrund der Verletzung bekam Will leichtes Fieber, und bei einem Versuch, Forcilez zu reiten, platzten einige Wunden wieder auf und begannen zu bluten, sodass er gezwungen war, im Lager auszuharren und hilflos zuzusehen, wie Stephens Truppen auseinanderbrachen wie eine gegen einen Felsen prallende Welle. Der Angriff auf Lisieux wurde verschoben und dann abgeblasen. Und als Will endlich wieder vollständig genesen war, ritt Geoffrey of

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