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Die Hüterin der Quelle

Die Hüterin der Quelle

Titel: Die Hüterin der Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Simon …«
    »Was ist mit Simon?«, sagte er schnell.
    »Ich denke, das weißt du am besten«, sagte sie mit klopfendem Herzen. »Ihr seid zusammen aus Italien gekommen. Eine lange Reise. Reichlich Gelegenheit, sich auszutauschen.«
    »Simon ist kein großer Redner.« Sein Gesicht war plötzlich angespannt. »Natürlich hat er von sich erzählt. Aber ich wüsste nicht, was ich dir über unsere Gespräche sagen sollte.«
    »Vielleicht, warum du ihm den Ring gegeben hast.« Sie sah ihn furchtlos an. »Meinen Ring. Weiß Simon das eigentlich?«
    »Ich hab ihm von uns erzählt, aber das mit dem Ring …« Adam schüttelte den Kopf. »Nein, das weiß er nicht.«
    »Und weshalb nicht, Adam?«
    Er hatte sich von ihr abgewandt, starrte aus dem Dachfenster. »Simon hat mir erst von eurer Verwandtschaft erzählt, als der Ring bereits an seinem Finger steckte.«
    »Du weichst aus«, sagte sie in seinen Rücken hinein, der in einem braunen Wollrock steckte. Starke Schultern, schlanke Hüften. Volles Haar. Jemand, nach dem man sich umdrehte – Frauen wie Männer. Niemand hätte ihn für einen Kirchenmann gehalten, auch daran hatte sich nichts geändert. »Du bist immer ausgewichen, Adam Thies. Könnte es sein, dass du ein Feigling bist?«
    Er blieb stumm.
    »Bist du deshalb aus Bamberg geflohen, ohne ein Wort, ohne Abschied?«
    »Du weißt genau, warum ich wegmusste.«
    »Hast du mich wenigstens geliebt?«, sagte sie.
    »Natürlich! Aber ich hatte eine Entscheidung getroffen – für den Orden und damit gegen dich.«
    »Weshalb? Um Gott nah zu sein? Oder weil dich insgeheim die Nähe männlicher Ordensbrüder mehr angezogen hat als die eines naiven Mädchens?«
    »Sei still!« Er fuhr zu ihr herum.
    »Das war ich viel zu lange«, sagte Marie. »So still, dass ich fast verrückt geworden bin vor Kummer. Gesucht hab ich dich, in jedem Stück Himmel, jedem Windhauch, jedem Stein. Aber irgendwann ist es leichter geworden in mir und ruhiger. Ich konnte wieder lachen, der Himmel bekam seine Farbe zurück. Ich hab den Wind auf meiner Haut gespürt, das Rauschen des Flusses gehört.«
    Sie strich sich das Haar aus der Stirn.
    »Eines Tages war ich zu meinem eigenen Erstaunen sogar imstande, mich wieder zu öffnen. Und Veit kam nicht allein. Ich bin noch heute froh darüber, auch wenn das Mädchen es mir schwer macht. Mit Simon hab ich mich auf Anhieb verstanden. Inzwischen ist er mir noch enger ans Herz gewachsen, ist wie ein jüngerer Bruder für mich, ein Vertrauter – ein Freund.« Ihr Mund wurde schmal. »Ich dulde nicht, dass du ihm wehtust, Adam.«
    »Nicht nur du hast gelitten, Marie. Der Zwiespalt hat auch mich jahrelang gequält. Erst als ich Simon traf, wusste ich, dass …«
    »Aber du brichst dein Gelübde ja schon wieder!«, fuhr sie ihn an. »Zuerst betrügst du Gott mit mir, dann mich mit ihm, und was tust du jetzt? Damals warst du ein junger Mann, der sich berufen fühlte. Aber heute bist du ein Mönch, ein Priester!«
    »Ja, doch zu welchem Preis? Du hast keine Vorstellung, was ich alles gesehen habe!« Er streckte die Hände nach ihr aus. »Die Scheiterhaufen in Köln, die endlosen Prozesse, diese entsetzlichen Benennungen. Die Menschen sind wie von Sinnen, Marie! Ein Brand hat das ganze Land erfasst, hat viele Länder erfasst und schwelt weiter. Nur ein Windstoß – und das Schrecklichste kann passieren. Ich quäle mich, denn es ist schwierig, einen Gott zu lieben, der das alles zulässt. Aber sag: Ist es nicht noch unendlich viel schwieriger, Menschen zu lieben, die so etwas in seinem Namen anrichten?«
    »Und deshalb hast du dir ausgerechnet Simon ausgesucht? Um ihm zu beweisen, dass du nicht mehr lieben kannst?«
    »Du willst mich nicht verstehen«, sagte Adam. »Simon bedeutet mir alles. Weshalb machst du es mir so schwer?«
    »Du lügst«, sagte sie kalt. »Sonst würdest du nicht mit seinem Leben spielen. Wenn herauskommt, was ihr miteinander treibt, ist er verloren. Mit deinem Leben kannst du anstellen, was du willst. Aber willst du aus freien Stücken seinen Tod in Kauf nehmen?«
    »Nein. Niemals! Wie kannst du so etwas sagen?«
    »Dann lass ihn leben. Und sieh zu, dass Selina entlastet wird, denn sonst wird er niemals wieder froh werden können.«
    Sie musterten sich schweigend.
    »Und wenn ich es nicht kann?«, sagte Adam Thies schließlich. »Was, Marie, wenn ich dafür nicht stark genug bin?«
    Sie wandte sich um, ging zur Türe. Auf der Schwelle drehte sie sich noch einmal um.
    »Du musst,

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