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Die Hüterin der Quelle

Die Hüterin der Quelle

Titel: Die Hüterin der Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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vertrauen?«, unterbrach sie ihn. »Diese Frage quält mich schon die ganze Zeit. Du kennst ihn doch kaum. Welches Interesse sollte er haben, uns zu helfen?«
    »Er sagt, die Menschwerdung Gottes sei das größte aller Wunder. Und dass die Menschen dieses Wunder niemals vergessen dürfen.«
    »Das klingt sehr schön und sehr fromm. Aber was steckt dahinter, Simon?«
    »Das weiß ich nicht. Haben wir denn eine andere Wahl?« Simon nahm den Engel, der wie Adam aussah, und stellte ihn noch eine Stufe höher. »Ihnen vertraue ich«, sagte er. »Denn sie entspringen meinem Innersten.«
    »Und werden sie Veit retten können, Simon?«, sagte sie bang.
    »Das müssen andere beurteilen«, sagte er. »Aber ich wünsche es mir. Von ganzem Herzen.«

    Georg Schneider stand vor dem Bottich mit dem Jungbier, als eine Hand seinen halb erhobenen Arm nach hinten bog. Ein Schmerzensschrei entfuhr ihm. Seine Faust ging auf; alles rieselte heraus. Als Pankraz Haller die Gewürze zertrat, stieg ein süßlicher Geruch auf.
    »Was zum Teufel treibst du da?«, fuhr er den Gesellen an. »Hast du jetzt auch noch den letzten Rest Verstand verloren?«
    »Das ist doch nur Kümmel, Braumeister! Und etwas Besseres gegen Druten und Dämonen werdet Ihr kaum finden.«
    »Auch der beste Kümmel hat nichts in meinem Bier verloren, du Tölpel! Willst du das Reinheitsgebot eigenmächtig umschreiben?«
    »Nein«, sagte Schneider trotzig. »Aber es gibt für einen frommen Mann Gründe …«
    »Du kannst fromm sein, wo du willst und so lange du willst, aber nicht bei meinem Jungbier! Pack deine Sachen, Georg, und verschwinde. Ich will dich hier nicht mehr sehen.«
    »Ihr werft mich hinaus?«
    »Genau das tue ich.«
    »Nach all den Jahren treuer Dienste? Das werdet Ihr noch bereuen!«
    »In Zukunft übernimmt Johann Schmieder deine Aufgaben. Bei dem kann ich wenigstens sicher sein, dass er mir nicht heimlich Läuse oder Brennnesseln ins Bier streut!« Hallers Stimme wurde scharf. »Es ist nicht nur dein verdammter Aberglaube, den ich nicht mehr ertrage. Es ist vor allem wegen Selina, und das weißt du ganz genau.«
    »Sie hat nichts anderes verdient. Und glaubt ja nicht, dass ich auch nur einen einzigen Tag auf der Straße stehen werde!«, prahlte Schneider. »Der Forstner vom Roten Rösslein hat schon lang ein Auge auf mich geworfen. Außerdem ist er ein gottesfürchtiger Mann – im Gegensatz zu …«
    Pankraz musste nicht einmal die Hand erheben, um ihn zum Schweigen zu bringen. Ein scharfer Blick genügte, und Schneider stolperte hinaus.
    Kaum war er allein, inspizierte er gründlich den Felsenkeller. Er schien gerade noch rechtzeitig gekommen zu sein; alles sah unberührt aus, und auch der Geruch, der den Kesseln entströmte, hatte nichts Auffälliges. Nur der felsige Boden war mit ungelenken Kreidekreuzen geradezu gepflastert. Er nahm einen Besen zur Hand und begann gründlich auszufegen.
    »Was für ein Anblick«, sagte Kilian Haag, der plötzlich vor ihm stand. »Der Braumeister und sein Besen!«
    »In meinem Handwerk bin ich mir für keine Arbeit zu schade. Wer hat dich denn hereingelassen, Kilian?«
    »Schneider – er ist gerade an mir vorbeigestürmt, als wär ihm der Leibhaftige auf den Fersen«, sagte der Kanzler.
    »Das denkt dieser Idiot vermutlich auch! Ich hab ihn rausgeworfen. Es war überfällig. Auch wenn du mich ausdrücklich davor gewarnt hast.«
    »Mein Fehler, Pankraz. Ich hab dir unrecht getan und möchte mich dafür entschuldigen.«
    »Mit deinen Vermutungen wegen meiner Gerste lagst du gar nicht so daneben.« Pankraz spürte, wie Erleichterung sich in ihm ausbreitete. Ihr sinnloser Zwist hatte ihm zugesetzt. Und jetzt war weniger denn je der geeignete Zeitpunkt, sich mit einem alten Freund zu überwerfen. »Mir blieb nichts anderes übrig, als böhmische Quellen zu bemühen, weil ich sonst dem Fürstbischof nur leere Fässer hätte liefern können. Und das hab ich lieber heimlich getan. Inzwischen ist die Steuerschuld jedoch beim Stadtkämmerer beglichen. Auf Heller und Pfennig.«
    »Ich weiß«, sagte Haag. »In Bamberg bleibt nichts lang geheim. Aber mir geht es vor allem um Apollonia Krieger und ihren angeblichen Fund. Ich hab die ganze Sache noch einmal gründlich durchdacht. Sie hat versucht, uns gegeneinander auszuspielen, und beinahe wäre es ihr sogar gelungen. Dir hätte ich glauben sollen, von Anfang an, und nicht dieser habgierigen Magd!«
    »Und jetzt glaubst du mir?«
    »Ja«, sagte Haag. »Denn auch in puncto

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