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Die Hüterin der Quelle

Die Hüterin der Quelle

Titel: Die Hüterin der Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Du brauchst nur ein wenig Geduld …«
    Er küsste sie. Nicht so flüchtig und zerstreut wie in der vergangenen Zeit, sondern voller Leidenschaft. Ihr Körper reagierte sofort. Unter seinen Händen wurden ihre Brustspitzen hart, und eine heiße Welle durchflutete ihren Schoß.
    Marie begann an seinem Hemd zu zerren, wollte seine Wärme spüren, seine Haut. Veit lachte leise, als er sie kurz losließ, um es über den Kopf zu ziehen.
    »Ich erkenn dich ja gar nicht mehr wieder«, sagte er. »Meine keusche Frau …«
    Mit einem langen Kuss brachte sie ihn zum Schweigen. Sie spürte, wie seine Hand mit sanftem Druck über ihren Rücken glitt. Eine köstliche, besitzergreifende Geste, die Marie plötzlich sehr sicher machte. Sie brauchte keinen anderen, nicht einmal in unzufriedenen Gedankenspielen. Sie gehörte zu ihm. Und sie liebte es, wenn er es ihr zeigte.
    Ja, es war richtig, was sie taten!
    Veit war ihr Mann und sie seine Frau. Vielleicht war heute die Nacht gekommen, in der sich ihr Traum erfüllte.
    Sie klammerte sich an ihn, wild und stürmisch. Seine Hände suchten ihren Körper unter dem Stoff des Kleides. Ihre Lippen auf seinen Wangen, seinen Augen, seinem Mund. Ihre Finger auf seiner Brust, seinem Bauch, seinem harten Geschlecht. Sie wollte nur noch, dass er in ihr war, hier, jetzt, immer, und ihr schenkte, wonach sie sich schon so lange sehnte.
    Ein Geräusch im Haus ließ sie zusammenzucken.
    »Meinst du nicht, wir sollten lieber in die Kammer gehen?«, murmelte Marie zwischendrin in dem Durcheinander von Stoff und Haut. »Wenn Simon plötzlich reinkommt. Oder Selina …«
    »Und wenn schon«, sagte Veit, aber ihre Worte hatten doch einen kühlen Wind in die Stube geweht. »Na gut, wenn du meinst!«
    Sie erhob sich, plötzlich verlegen, strich das Kleid glatt, versuchte, das verrutschte Mieder zu ordnen, was beides misslang. Ihre Wangen glühten, die Haare waren zerzaust.
    In ihren Augen las er, wie sehr sie ihn begehrte. So hätte er sie sich damals in der Hochzeitsnacht gewünscht. Aber vielleicht war es noch nicht zu spät, heute alles nachzuholen.
    »Geh schon mal voraus.« Veit betrachtete sie voller Verlangen. »Ich will nur noch die Kerzen ausblasen.«

    Ihrem Liebesspiel hatte die Unterbrechung geschadet. In dem Bett mit dem Baldachin kam die altbekannte Prüderie wieder über sie. Plötzlich schämte sie sich für ihre Gier, und je leidenschaftlicher Veit wurde, desto mehr zog sie sich in sich zurück.
    Er schien nichts davon zu spüren, koste sie, küsste sie und bewegte sich in ihr, als wolle er niemals mehr damit aufhören. Inzwischen wünschte sie sich seinen Höhepunkt, ohne dabei noch an die eigene Lust zu denken, aber es war kein Ende in Sicht.
    »Du machst mich wahnsinnig, Feuerfüchslein«, flüsterte er in ihr Ohr, schweißüberströmt, vom Stöhnen heiser. »Weißt du das?«
    Der rechte Arm tat Marie weh, und in den Beinen spürte sie den Beginn eines Krampfes. Es sollte vorbei sein, es sollte bald vorbei sein, aber Veit schien nichts davon wissen zu wollen.
    War ihm überhaupt noch bewusst, dass es ihr Körper war, den er so hingebungsvoll bearbeitete? Wieder einmal überkam sie das Gefühl, er hätte es längst vergessen, war nur noch ein Mann, der eine Frau beschlief, irgendeine.
    Sie drehte den Kopf zur Seite, um seinen schweißnassen Haaren auszuweichen. Ihr Schoß brannte.
    Sie betete, er möge ein Ende finden.
    Irgendwann glitt er aus ihr heraus. Er küsste ihre Wange, rollte sich zur Seite und war binnen kurzem eingeschlafen.
    Den Samen war er ihr schuldig geblieben.
    Noch jetzt war es schwierig für sie, Veit das nicht nachzutragen. Marie machte ein fröhliches Gesicht und hoffte, dass es nicht zu aufgesetzt wirkte.
    Unter Simons aufmerksamen Blicken fühlte sie sich unbehaglich. Vielleicht waren sie zu laut gewesen und hatten ihn unwissentlich zum Mithörer gemacht. Es war ohnehin nicht einfach für sie, mit Veits erwachsenem Sohn unter einem Dach. Zum Glück hatte er sich niemals bockig oder aufsässig verhalten, wie Selina es nur zu oft tat. Andererseits war es gerade das, was sie irritierte: seine Wärme und Zuneigung, die für ihren Geschmack bisweilen das Maß eines Stiefsohns überschritten. Warum sah der hübsche Bursche sich nicht längst nach einer Braut um?
    Veit schien sich um all das nicht zu scheren. Er schlürfte die warme Morgensuppe und war in Gedanken bereits wieder bei seinen Figuren.
    »Ich will mich heute an die Heilige Familie machen«, sagte er.

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