Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
schnüffeln. Sie lief ein paar Schritte in die eine, dann in die andere Richtung. Pinaa folgte ihr. Offenbar hatte sie nichts aufnehmen können. Sie zeigte erneut. „Such weiter.“ Sie liefen langsam weiter und die Wölfin strengte ihre Nase immer wieder an. Schließlich blieb sie kurz stehen, um intensiver zu schnüffeln. Pinaa wartete. Die Wölfin sah sie kurz an, deutete eine Richtung an und ging dann voraus, Pinaa folgte ihr.
Sie konnte sie durch die Bäume sehen. Ein Sprung Rehe, die gerade ihr Sommerfell verloren und im verschneiten Wald den Boden aufwühlten, um Farne oder andere übrige Gräser zu finden. Pinaa atmete tief durch und folgte dann ganz langsam und leise der vor ihr kriechenden Wölfin. Als sie nahe genug herangekommen waren, spannte sie vorsichtig einen Pfeil auf dem Bogen und visierte eins der Rehe an. Doch noch bevor sie schießen konnte, schoss ein anderer Pfeil auf die Lichtung. Ein Reh sank getroffen zu Boden, die anderen sprangen in wilder Flucht davon. Pinaa wäre lieber in ihrem Versteck geblieben, da sie nicht wusste, wer der andere Jäger war, aber die Wölfin stürmte los und schnappte sich das sterbende Reh. Pinaa trat vorsichtig hinter ihr auf die Lichtung und nur ein kleines Stück von ihr entfernt betrat ebenfalls etwas die Lichtung. Etwas Merkwürdiges. Es war wohl ein Mann, in Felle gekleidet, den Bogen noch in der Hand. Aber er hatte ein Geweih auf dem Kopf. Und sein Gesicht war verborgen. Pinaa wusste nicht, was sie machen sollte. Der Mann kam näher. Es war eine Maske aus Holz, die sein Gesicht verdeckte. Eine Maske mit Geweih.
Die Wölfin hatte inzwischen von dem toten Reh abgelassen und den seltsamen Mann anvisiert. Sie knurrte düster. Der Mann blieb stehen und legte mit Pfeil und Bogen auf sie an, schnell stellte sich Pinaa dazwischen. "Nein, wir gehören zusammen." rief sie.
Der Mann zögerte einen Moment, dann nahm er die Maske ab und sagte etwas. Und Pinaa bemerkte erschrocken, dass es eine Frau war. Ihre Züge waren hart, sie hatte dunkle Augen und wilde Haare, aber es waren eindeutig das Gesicht und die Stimme einer Frau. Pinaa verstand sie nicht. Sie kam wohl nicht aus ihrem Gebiet. Die Wölfin knurrte erneut. Pinaa beruhigte sie. Die Frau legte die Maske auf den Boden und sagte wieder etwas, dabei zeigte sie auf Pinaa und dann auf die Wölfin. Pinaa verstand so etwas wie Familie und nickte. Sie legte die Arme um die Wölfin, zeigte auf sie und sagte "Wolf" Dann wies sie auf sich und sagte "Pinaa." Die Frau lächelte und wiederholte "Pinaa", dann legte sie die Hand auf ihre Brust und sagte "Asha". Pinaa wiederholte auch ihren Namen. Asha war offenbar fasziniert von der Wölfin. Sie kam langsam einige Schritte näher, ging in die Hocke und hielt die Hand in ihre Richtung. Die Wölfin hatte ihren Geruch wahrscheinlich schon vollständig erfasst, dennoch kam sie näher und schnüffelte. Schließlich berührte sie Ashas Hand kurz mit dem Kopf. Die Frau strich ehrfurchtsvoll über das rote Fell und sah Pinaa bewundernd an. Pinaa hingegen bewunderte, dass Asha offensichtlich allein im Wald jagte und fragte sie danach. Asha bestätigte, dass es nur sie hier gab und wollte dasselbe von Pinaa wissen. Diese erklärte Wort- und Gesten-reich, dass die Wölfin und sie allein waren, einen weiten Weg hinter sich gebracht hatten und nun müde und hungrig wären. Sie hoffte, dass sie das Reh mit ihnen teilen würde. Asha hatte verstanden. Sie packte Maske und Bogen ein, warf die Beute über ihre Schultern und bedeutete ihnen, ihr zu folgen. Sie führte sie zu einer winzigen Lichtung, die fast vollständig von einer massiven großen Hütte eingenommen wurde. Pinaa bekam den Mund nicht mehr zu. Viele große Pfähle waren sorgfältig in einem Rund in den Boden gerammt worden. Unten herum lag eine Schicht aus Steinen, darüber war dieses Mauerwerk mit Erde, Zweigen und Moos abgedichtet. Das Dach bestand aus einigen großen Ästen, die sich gegenseitig abzustützen schienen, darüber waren größtenteils Tierhäute gespannt, ansonsten war die gleiche Abdichtung wie bei den Mauern verwendet worden. Hatte die Frau das ganz allein errichtet? Der Eingang war nicht ebenerdig, eher eine Luke. Die zu überwindende Schwelle aus kleineren Pfählen war etwa einen halben Schritt hoch und sollte vermutlich Raubtieren den direkten Zugang verwehren. Zudem war die Luke mit einem Bärenfell und einigem Gehölz verdeckt, das Asha nun zur Seite räumte. Sie ging vor und gemeinsam halfen sie der
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