Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
die Wölfin an und zeigte in beide Richtungen. "Der Wald." sagte sie. "Wo ist der Wald?" Die Wölfin verstand. Sie hob ihre Nase in beide Richtungen und ging schließlich voran. Kurz darauf traten sie gemeinsam aus einem Ausgang der Höhle und standen direkt im dichten Wald. Die Sonne stand noch hoch am Himmel. Pinaa lächelte. "Ich glaube, wir haben es geschafft." sagte sie und streichelte die Wölfin. "Wir sind frei." Langsam gingen sie in den Wald hinein, wobei Pinaa versuchte, die Spuren hinter ihnen so gut wie möglich zu verwischen.
Sie liefen weiter bis die Sonne schon weit abgestiegen war, Pinaa hielt nur einmal kurz an, als sie einen durchdringenden Pfiff hörte, der zeigte, dass die Sippe sie tatsächlich verfolgte und noch einmal, als sie einen Strauch entdeckte, an dem noch essbare Beeren hingen. Schließlich wurde es Zeit, einen geeigneten Schlafplatz zu suchen. Pinaa kannte diesen Teil des Waldes nicht. Sie wusste auch nicht wirklich, welche Anzeichen auf eine Lichtung hindeuten könnten oder wie man bestimmte Spuren interpretierte.
So fand sie leider weder einen Unterschlupf noch trockenes Holz, um ein Feuer zu entfachen. Es hatte wieder angefangen zu schneien, es war ziemlich kalt und würde bald dunkel sein. Großartig. Sie wäre ja wirklich eine tolle Anführerin. Pinaa suchte wenigstens große Äste zusammen und begann damit eine kleine Überdachung an einem breiteren Baum aufzubauen. Die Wölfin beobachtete sie eine Weile, dann kam sie dazu und begann, unter dem provisorischen Dach zu buddeln. Pinaa verstand. Sie hob eine Schlafkuhle aus. Schnell suchte sie Geäst und Laub zusammen, das zwar auch nicht trocken war, aber trotzdem besser als die nasse Erde, und belegte den Boden der Kuhle damit. Als die Sonne unterging, zündete sie nun zumindest eine Fackel an und steckte sie in den Boden vor ihrem Nest. Sie legte sich in die kleine Grube und die Wölfin kuschelte sich sofort dicht an sie. In dieser gegenseitigen Wärme schliefen sie ein.
Am nächsten Morgen wurde Pinaa klar, dass sie zwar noch eine größere Entfernung zwischen sich und die Sippe bringen, dann aber auch unbedingt einen geeigneten Unterschlupf finden oder bauen mussten. Sie aßen ein bisschen von ihren Vorräten und liefen weiter. Pinaa versuchte, sich immer in Richtung der untergehenden Sonne zu halten und aufgrund der Gegebenheiten des Waldes zu erkennen, wo vielleicht ein geeigneter Lagerplatz sein könnte, aber der Wald schien nur noch dichter zu werden.
Inzwischen hatte die Sippe die Suche bereits aufgegeben. Eine Weile nach ihrer Flucht hatten sie sich aufgeteilt und an allen drei weiteren Ausgängen der Höhle nach Spuren gesucht. Aufgrund des Schnees hatten sie jedoch nichts Konkretes gefunden. Alle drei Gruppen waren noch so weit weitergelaufen wie es ging, hatten gerufen, gepfiffen und gesucht, kamen aber erfolglos zurück ins Lager. Auf Drängen von Tanoo und auch Minoos Eltern beschlossen sie, am nächsten Tag noch einmal loszugehen, da Pinaa sich vielleicht verirrt hatte oder von allein in Richtung der Höhle zurückgekommen war. Sie schlossen den Ausgang zur Schlucht als Fluchtweg aus, die weiteren Ausgänge führten jedoch beide in den dichten Wald. Sie bildeten also zwei Gruppen und versuchten es erneut. Tanoo war außer sich und rief verzweifelt nach seiner Tochter, bis die anderen Sippenmitglieder ihn gewaltsam zurück zum Lager brachten.
Mitten in der Nacht wurde Pinaa von etwas aufgeschreckt. Es war kalt. Sie streckte sich und rieb sich die Augen. Die Fackel war erloschen, aber es war dennoch hell. Der Mond schien groß und voll durch den dichten Wald. Die Wölfin saß ein Stück entfernt von ihr, ihr rotes Fell glänzte im Mondlicht. Sie hatte den Kopf nach oben gestreckt und stieß ein langes durchdringendes Heulen aus. Pinaa beobachtete sie eine Weile und lauschte gebannt, aber kein anderer Wolf schien zu antworten. Schließlich trottete die Wölfin zu ihrer Schlafstatt zurück und rieb ihr Gesicht an Pinaas. Bei dem hellen Licht und der Kälte konnte sie vermutlich sowieso nicht mehr schlafen und so beschloss Pinaa weiterzulaufen. Sie rollte ihr Schlaffell zusammen, schaffte es, die Fackel erneut zu entzünden und so zogen sie weiter bis die Sonne aufging.
Der Schnee fiel immer stärker und es wurde dunkler. Die Ursache für die zunehmende Dunkelheit entdeckte Pinaa nach einigen weiteren Schritten. Eine Felswand. Der Wald endete hier auf dieser Seite. Es war leider recht abschüssig, aber zumindest dem
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