Die Hüterin des Hauses (Romantic-Thriller, Unheimlich) (German Edition)
gewesen war, sich zwischen M a ryflower und dem Verwalterhaus zu entsche i den.
Die junge Frau vergrub sich in ihrer Arbeit. Von morgens bis abends saß sie am Schreibtisch. Sie schaute nur selten auf. Mrs. Pike mußte sie regelrecht zwingen, die Mahlzeiten einzunehmen.
Janice war gerade dabei, die letzten Seiten eines Kapitels zu korrigieren, als ihr die Haushälterin Colin meldete. "Ich sagte ihm, daß Sie wahrscheinlich zu beschäftigt sind, um ihn zu empfangen, Miss Corbett", fügte sie hinzu.
"Nein, ist schon gut", erwiderte Janice und stand auf. Sie hatte ihm gegenüber ein mehr als schlechtes Gewissen. Er verdiente es nicht, so von ihr behandelt zu werden. Bei Sarahs Beerdigung hatte sie sich fest vorgenommen, ihn zu besuchen, aber bis jetzt hatte sie es noch nicht getan. "Würden sie uns bitte eine Erfr i schung auf die Terrasse bringen Mistreß Pike? Am liebsten wäre es mir, wenn Sie ein paar Orangen auspre s sen könnten."
"Es wird ein paar Minuten dauern", sagte die Haushälterin und verließ mit Janice das Arbeitszimmer.
Colin hatte in der Halle Platz genommen. Er erhob sich, als J a nice auf ihn zukam. Er ließ sich sein Erschrecken über ihr fahles Gesicht nicht anmerken. Ihm schien es auch, als hätte sie etliche Kilo abgenommen.
"Verzeihen Sie mir bitte die Störung", bat er, als sie ihm die Hand reichte.
"Wenn jemand um Verzeihung bitten sollte, dann bin ich es", sagte Janice und ging mit ihm auf die Terrasse. "Ich weiß, daß ich in der letzten Zeit sehr unhöflich gewesen bin, aber ich war ei n fach nicht in der Lage, Besuche zu empfa n gen.
"Ich kann Sie sehr gut verstehen, Miss Corbett", erwiderte der junge Mann. "Ich bin über Sarahs Tod auch noch nicht hinwegg e kommen. Es ist, als wäre plötzlich die Sonne aus meinem Leben verschwunden. Sarah hatte etwas an sich, daß alle Menschen ei n fach bezaubern mußte."
"Danke, daß Sie das sagen." Janice drückte spontan seine Hand. Sie wandte sich Mrs. Pike zu, auf die Terrasse trat, stand auf und nahm ihr das Tablett ab. "Der Saft ist frisch gepreßt wo r den", sagte sie zu Colin. "So, wie Sie ihn lieben."
"Ich wünschte, ich könnte Ihnen Ihren Verlust leichter m a chen", meinte er b e drückt.
Janice nippte an ihrem Saft. "Manchmal habe ich das Gefühl, als sei Sarah noch bei mir. Ich weiß, daß das nicht stimmt und ich versuche, dagegen anzukämpfen, doch es gelingt mir nicht." Sie sah Colin an. "Kann man aus Kummer verrückt werden? In B ü chern liest man so etwas oft, aber wie sieht es in Wirklichkeit aus?"
"Etwas von Sarah wird immer hierbleiben", entgegnete Colin Alclair. Er blickte sich um. "Ich spüre es auch."
"Die Frage ist, ob ich Sarah nicht unrecht getan habe", sagte die junge Frau und erzählte ihm von dem Buch, das sie im Zimmer ihrer Schwester gefunden hatte. "Damals sagte mir Sarah, Damaris sei ermordet worden. Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder hat Sarah sich die ganze Geschichte um Damaris ausgedacht, nachdem sie das Buch im Spielzimmer entdeckt hatte, oder sie ist besonderes empfänglich für Übersinnliches gewesen und hat D a maris wirklich kennengelernt." Janice versuchte im Gesicht ihres Nachbarn zu lesen. "Bitte, sagen Sie mir die Wahrheit, Mister Alclair. Meinen Sie, ich bin ein Fall für den Psychiater?"
"Nein", erwiderte er spontan. "Zwischen Himmel und Erde gibt es mehr, als wir uns erklären können. Man kann natürlich rigoros die Existenz von Geistern abstreiten, man kann aber auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß da vielleicht doch etwas ist."
"Mit anderen Worten, Sarah könnte diese Damaris wirklich g e sehen haben?"
"Es könnte durchaus der Fall sein."
"Ich habe versucht, mit meinem Verlobten darüber zu spr e chen. Er hat mich nicht gerade ausgelacht, aber ein Gesicht gez o gen, als würde er an meinem Verstand zweifeln." Janice seufzte leise auf. "Roman ist nun einmal ein Mensch, der fest mit beiden Beinen auf der Erde steht."
Colin schob sein Glas auf dem Tisch hin und her. "Lassen Sie uns ein Stüc k chen laufen", schlug er vor.
"Ja, warum nicht?" Sie stand auf und ging mit ihm in den Ga r ten hinunter.
"Sarah sprach immer davon, daß Damaris ermordet worden sei", sagte Colin Alclair. Er blieb stehen. "Bitte erschrecken Sie nicht, Miss Corbett, aber es gibt einiges bei Sarahs Tod, das mir seltsam erscheint."
"Sie können doch nicht ernstlich glauben, auch meine Schw e ster sei ermordet worden?" Janice` Augen weiteten sich vor En t setzen. "Es wurde einwandfrei
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