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Die Hüterin des Schattenbergs

Die Hüterin des Schattenbergs

Titel: Die Hüterin des Schattenbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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blieb.
    Jemina wich erschrocken einen Schritt zurück. Sie hörte Galdez aufkeuchen. »Es nimmt kein Ende.« Sein Gesicht spiegelte Mitgefühl, als er auf die Gestalt herabblickte. »Sein T od muss furchtbar gewesen sein.«
    Jemina trat neben Orekh und Galdez und schlug entsetzt die Hände vor den Mund. Die Gestalt war im Leben ein junger Mann gewesen. Er war so entsetzlich verstümmelt, wie Jemina es nie zuvor gesehen hatte. Seine Kleidung hing in Fetzen. Das rechte Bein war abgerissen, der linke Unterarm fehlte. A n der T aille klaffte ein riesiges Loch, ganz so, als hätte ein Untier ihm dort das Fleisch herausgerissen. A uch der Rest des Körpers war von tiefen W unden übersät. Sein T od musste so schrecklich gewesen sein, dass selbst die Seele Schaden genommen hatte, denn er rührte sich nicht.
    »Oh Schatten, der A rme. W ir müssen ihm helfen!« Jemina wollte sich bücken, um nach dem V erstümmelten zu sehen, aber Galdez hielt sie zurück. »Warte!«
    Kaum hatte er das gesagt, bemerkte Jemina ein Leuchten, das unmittelbar aus dem Boden zu kommen schien und die Gestalt des jungen Mannes einhüllte. Staunend wurde sie Zeuge, wie dessen W unden nach und nach verschwanden. Das klaffende Loch schloss sich und auch die fehlenden Gliedmaßen bildeten sich neu. A m Ende war sogar die zerfetzte Kleidung wiederhergestellt.
    Wenige A ugenblicke später richtete sich der junge Mann auf und schaute sich suchend um. Er wirkte verwirrt, aber dann hellte sich seine Miene auf und er glitt, ohne Jemina, Orekh und die beiden Hüter auch nur eines Blickes zu würdigen, auf eine junge Frau zu, die ihn so stürmisch begrüßte, als hätte sie ihn schmerzlich vermisst. Gemeinsam schwebten sie davon.
    »Was ist mit ihm geschehen?«, fragte Jemina. »Warum war er so verstümmelt?«
    »So enden in Selketien die Unreinen, für die die Magier keine V erwendung haben.« Orekh ballte die Fäuste und senkte schuldbewusst die Stimme. »Und auch das ist ganz allein meine Schuld.« Er ging wieder zum T or, hob die Hand und sagte zu Jemina: »Ich werde dir zeigen, wie er gestorben ist. Es ist wichtig, dass du es mit eigenen A ugen siehst.«
    Erneut berührte Orekh das Lichttor mit seinem vom A lter gekrümmten Finger. Sogleich waren dort mehrere kleine Hütten zu sehen, die sich am Rand einer großen, freien Fläche zusammendrängten.
    »Das ist das Gefangenenlager nahe der Feste der Magier.« Jemina erkannte den Ort sofort wieder. Mit angehaltenem A tem beobachtete sie, wie Gardisten die Gefangenen aus den Hütten und durch ein T or auf den freien Platz trieben. Kaum einer wehrte sich. Die meisten wirkten so teilnahmslos und benommen, als hätte man ihnen ein berauschendes Mittel gegeben oder sie unter den Einfluss eines Schlafzaubers gestellt.
    Als auch der Letzte auf dem Platz war, verschlossen die Gardisten das T or und warteten in sicherer Entfernung, während die Gefangenen auf dem Platz umherirrten.
    Dann kam der Schwertdrache.
    Mit majestätischem Flügelschlag näherte er sich mit seinem Reiter dem Gefangenenlager von den Bergen her. Der A nblick war atemberaubend schön. Die Menschen auf dem Platz schienen den Drachen nicht zu bemerken. Selbst als er über ihnen kreiste und mit seinem gewaltigen Körper die Sonne verdeckte, beachteten sie ihn nicht.
    Jemina hielt den A tem an, als der Drache seine Flügel anlegte und wie ein Pfeil lautlos zu Boden schoss. Im letzten A ugenblick breitetet er seine Flügel aus, fing den Sturzflug geschickt ab und erhob sich mit einem markerschütternden Brüllen wieder in die Lüfte. In den Klauen hielt er einen der Gefangenen, mit dem er in Richtung der Berge davonflog.

7
    O rekh nahm den Finger fort und das Bild verblasste. »Das ist grausam.« Jemina konnte nicht glauben, dass die Magier Menschen an die Drachen verfütterten. Zum ersten Mal in ihrem Leben spürte sie einen heißen Zorn in sich aufsteigen.
    »Und doch ist es wahr.« Orekh seufzte. »Du kennst das Gesetz: A lle Kinder, die das Ritual der Reinheit nicht bestehen, müssen zu den Magiern gebracht werden«, sagte er. »Diese kennen Mittel und W ege, den Geist auf andere W eise zu brechen und nehmen die Kinder bei sich auf, sofern sie V erwendung für sie haben. A lle anderen kommen in die Lager, wo sie früher oder später als Drachenfutter enden.«
    »Das muss aufhören.« Jemina war so entschlossen wie nie zuvor. »Ich werde mich nicht länger zur Handlangerin von barbarischen Mördern machen, indem ich das A usbrechen der Schatten

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