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Die Hüterin des Schattenbergs

Die Hüterin des Schattenbergs

Titel: Die Hüterin des Schattenbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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neuen Hüterzirkel errichten. Ist das mit zwei unreinen Hütern überhaupt möglich? W as ist mit der Magie? W irkt sie auch bei Unreinen? W as ist, wenn …?«
    »Jemina!« Galdez schaute ihr fest in die A ugen. »Dein Mut und deine Entschlossenheit ehren dich. Du hast so viele Mühen auf dich genommen, um dem V olk von Selketien zu helfen, aber der W eg dazu führt nicht über einen neuen Hüterzirkel.
    Du hilfst deinem V olk am meisten, wenn du dem Schicksal seinen Lauf lässt. Nur wenn die Spaltung der Seelen ein Ende hat, werden die Menschen beginnen, sich gegen die Unterdrücker zu wehren und endlich lernen, für sich selbst einzustehen. Die einzig wahre Hilfe, die du ihnen zukommen lassen kannst, liegt darin, die Schatten zu befreien.«
    »Aber wird es dann nicht wieder Krieg geben?«, fragte Jemina voller Sorge.
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht«, antwortete Galdez. »Streitbar zu sein, gehört zum W esen der Menschen, aber das muss nicht bedeuten, dass auch Kriege geführt werden.« Er machte eine Pause. »Erinnerst du dich daran, wie du mit Rik in der Hohen Feste über W affen geredet hast?«
    Jemina nickte. »Ich meinte, dass wir keine Messer benötigen, weil W affen in der V ergangenheit nur Leid und Elend über unser Land gebracht haben. Es sind W erkzeuge des Bösen, geschaffen, um zu töten.«
    »Richtig!« Galdez nickte wissend, als hätte er das Gespräch belauscht. »Aber später im Schacht, da hast du vergeblich ein Messer gesucht und etwas anderes behauptet.«
    Jemina überlegte: »Ich wollte das Messer als W erkzeug verwenden, nicht als W affe.«
    »Siehst du?« Galdez nickte. »Rik hat versucht, dir zu erklären, dass jedes Ding zwei Seiten hat, aber du hast es nicht verstanden, weil du nur die eine Seite kanntest. Mit den Menschen ist es sehr ähnlich. Sie können viel Unheil anrichten, aber sie können auch viel Gutes tun, wenn sie nur wollen. Beides, gute wie schlechte T aten, erwachsen oft aus denselben Eigenschaften, wie Ehrgeiz, T atendrang und A usdauer. A ber auch die Fähigkeit, Menschen zu begeistern, anzuführen und bei Schwierigkeiten beherzt aufzutreten, sind unabdingbar für einen Erfolg.
    Despoten und Heilsbringer unterscheiden sich nicht in ihren Eigenschaften, nur darin, wie und für welche Ziele sie diese einsetzen.« Er schien zu bemerken, dass Jemina verwirrt war und versuchte es anders: »Sieh es mal so: Nimmst du einem Messer die Schärfe, kann es keinen Schaden mehr anrichten und dich nicht verletzten. A ber es wird dir auch nicht nützen, wenn du in Not bist. Das ist es, was Rik dir sagen wollte. V erstehst du? Die Selketen sind durch die Spaltung ihrer Seelen zu stumpfen Messern geworden. Sie können nicht mehr selbst entscheiden, wie sie die ihnen gegebenen Eigenschaften einsetzen wollen, ja schlimmer noch, einige Eigenschaften wurden ihnen ganz genommen und die Magier nutzen dies schamlos zu ihrem eigenen V orteil aus.«
    »Dann sind sie nicht frei?«, fragte Jemina vorsichtig. W as Galdez ihr da zu erklären versuchte, war ungeheuerlich. A lles, wofür sie gelebt und gearbeitet hatte, wurde plötzlich auf den Kopf gestellt. Die Erkenntnis, ein geistig verstümmeltes Leben in Blindheit und Unwissenheit geführt zu haben, erschütterte sie zutiefst. A ber sie erkannte auch die W ahrheit, die in Galdez’ W orten mitschwang und zweifelte nicht einen Herzschlag daran.
    »Frei? Nein, frei sind die Selketen schon seit Generationen nicht mehr.« Galdez schüttelte betrübt den Kopf. »Wirklich frei ist nur, wer selbst bestimmen kann, was gut für ihn ist, wie er seine T alente einsetzt und wohin der W eg des Lebens ihn führen soll. A ll dies wurde den Selketen genommen. So geschickt, dass sie nicht einmal etwas davon ahnen.«
    Jemina überlegte lange. »Was soll ich tun?«
    »Nichts!«
    Jemina glaubte, sich verhört zu haben. »Nichts?«
    »Richtig.« Galdez lächelte, schaute sich verstohlen nach allen Seiten um und senkte die Stimme: »Natürlich habe ich keine Beweise, aber ich bin überzeugt, dass die Götter beim Kentern der Barke ihre Hand im Spiel hatten. V ielleicht waren sie es leid, darauf zu warten, dass die Selketen sich selbst von dem Übel der Knechtschaft befreien und haben ein wenig nachgeholfen, um der Spaltung der Seelen ein Ende zu bereiten.«
    »Dann war alles vergebens?« Jemina schaute auf das schimmernde Band an ihrem Handgelenk. Es schien eine Spur dünner geworden zu sein. »Der Ritt zur Hohen Feste, der A ufstieg, die Suche nach dem Buch des

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