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Die Hüterin des Schattenbergs

Die Hüterin des Schattenbergs

Titel: Die Hüterin des Schattenbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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»Verzeih, aber ganz so, wie ich es beschrieben habe, ist es leider nicht. Der W eg zurück führt ohne Zweifel durch dieses T or. Und ebenso ohne Zweifel wird das Band an deinem Handgelenk dir den W eg weisen. W as dich hinter dem T or erwartet, kann dir aber niemand sagen, weil es noch keinem gelungen ist, von dieser Seite hindurchzugehen. Es heißt, dass es dort W ächter geben soll …«
    »Wächter?« Jemina horchte auf. »Was für W ächter?«
    Orekh machte eine entschuldigende Geste und schaute zu Boden. Efta und Galdez schüttelten stumm den Kopf.
    Jemina wusste nicht, was sie sagen sollte. Ernüchtert schaute sie auf das nur noch haarfeine Band und dann auf das Lichttor. »Also gut«, sagte sie und nahm einen tiefen A temzug. »Dann habe ich wohl keine W ahl. W enn ihr es mir nicht sagen könnt, muss ich es eben selbst herausfinden.« Entschlossen machte sie ein paar Schritte auf das T or zu.
    »Warte!« Orekhs Stimme ließ sie ein letztes Mal innehalten. Sie drehte sich um und schaute den greisen Magier an.
    »Ich möchte dir etwas schenken.« Er bückte sich und hob einen flachen, fast viereckigen Stein vom Boden auf.
    »Einen Stein? A ber …«
    Jemina verstummte mitten im Satz, als sie sah, dass Orekh mit der Hand sanft über den Stein strich und dabei etwas murmelte, was sie nicht verstehen konnte. Für den Bruchteil eines A ugenblicks glaubte sie zu erkennen, dass der Stein rot aufleuchtete, als würde er glühen. A ber der Moment war zu kurz, und sie war sich nicht sicher, ob die Sinne ihr vielleicht einen Streich gespielt hatten.
    »Nicht einen Stein«, korrigierte Orekh. » Diesen Stein.« Er streckte die Hand aus und hielt ihr den Stein entgegen, dessen Kanten fast so lang waren wie ihre Finger.
    Jemina zögerte. »Was soll ich damit?«
    Orekh überlegte kurz, dann sagte er: »Er wird über dich wachen.«
    »Der Stein?« Jemina schmunzelte.
    »Nicht der Stein, aber die Magie darin.« Orekh blieb ernst. »Ich habe in dieser W elt fast all meine Macht eingebüßt und bedaure sehr, dass ich dir nicht dabei helfen kann, das Unheil, das ich angerichtet habe, wiedergutzumachen. In diesem Stein habe ich alle Magie eingeschlossen, die mir geblieben ist. A uch mein Hoffen und mein Sehnen und meine guten W ünsche für dich sind darin enthalten. Behalte ihn stets bei dir und gib gut auf ihn acht, dann wird er dir beistehen, so wie ich es getan hätte, wenn du einmal nicht weiter weißt.«
    »Einfach so?« Jemina war immer noch skeptisch. »Ich muss nichts tun? A n ihm reiben oder etwas zu ihm sagen?«
    »Das ist nicht nötig.« Orekh lächelte väterlich. Dann huschte ein Schatten über sein Gesicht. »Es ist nicht viel, was ich dir für die schwere Prüfung mitgeben kann, vielleicht ist es am Ende auch nicht mehr als eine Erinnerung, aber es ist alles, was ich habe.«
    »Dann werde ich ihn in Ehren halten.« Jemina nahm den Stein an sich. A ugenblicklich fühlte sie ein leichtes Kribbeln in der Handfläche, ein untrügliches Zeichen dafür, dass wirklich Magie in dem Stein ruhte. Schnell ließ sie ihn in die T asche ihres Gewandes gleiten. »Einen T alisman kann man immer gut gebrauchen. A ber jetzt muss ich gehen.« Sie schenkte Orekh ein Lächeln und sagte: »Danke – dank für alles. Ich kam, um W issen zu erlangen und W issen habe ich erhalten, auch wenn es nicht das ist, wonach ich gesucht habe. Ihr habt mir die A ugen geöffnet. Nun ist es an mir, mein Bestes zu geben, um dem W illen der Götter den W eg zu bereiten.«
    »Du bist ein mutiges Mädchen«, sagte Orekh. »Ich wünsche dir von ganzem Herzen Glück und denke immer daran, oft liegt die Lösung für ein Problem nur einen Steinwurf entfernt.«
    Jemina antwortete nicht. Entschlossen trat sie vor das T or, hielt den Faden straff gespannt – und trat, ohne sich noch einmal umzublicken, mitten in das Licht hinein.
    Jenseits des T ors war es dunkel und kalt.
    Als Jemina sich umschaute war das T or als heller Kreis hinter ihrem Rücken zu erkennen. W ie ein Mond, der sein A ntlitz hinter Nebelschwaden verbirgt, schien die helle Scheibe inmitten der Dunkelheit zu schweben, ohne dabei Licht in die Finsternis zu tragen.
    Jemina trieb langsam durch das Dunkel auf ein unsichtbares Ziel zu. Sie fror. Das Licht blieb hinter ihr zurück. Es verhieß W ärme und Geborgenheit und ein T eil von ihr sehnte sich dorthin zurück. A ber ihr Ziel lag in entgegengesetzter Richtung. Das Band an ihrem Handgelenk war straff gespannt und schimmerte silbrig in der

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