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Die Hüterin des Schattenbergs

Die Hüterin des Schattenbergs

Titel: Die Hüterin des Schattenbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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passieren. Sie sind furchtbar, aber wir können sie nicht ändern. W as hättest du denn tun wollen? Hinschwimmen und auch ertrinken? Du weißt doch gar nicht, wie nah sie der Insel schon waren.«
    »Vielleicht war der T raum ein Hilferuf.« Jemina wischte mit dem Ärmel eine T räne fort. »Und ich habe ihn nicht verstanden.«
    »Vielleicht war er auch nur eine Botschaft, die die Nerbuks dir geschickt haben, damit du weißt, was geschehen ist«, warf Rik ein. »Hattest du vorher schon einmal eine V ision?«
    »Nein, noch nie.« Jemina schluchzte auf. Efta ist tot . Die W orte kreisten unaufhörlich hinter ihrer Stirn und ließen keinen Raum für andere Gedanken. Tot … tot … tot … Ich werde sie niemals wiedersehen.
    »Siehst du.« Rik strich ihr sanft über das Haar. »Niemand von uns hat V isionen: Nicht einmal die Hüter waren in der Lage, im Geiste Dinge vorherzusehen, die wirklich geschehen sind. Ich weiß, dass Galdez dies stets bedauert hat. Selbst wenn er die Blätter des berauschenden Schwarzkrallenwurz gegessen hatte, konnte er nicht mehr als eine A hnung der Zukunft erhaschen. Ich bin sicher, dass die Nerbuks dir die Bilder als Botschaft geschickt haben. Deshalb konntest du auch nicht aufwachen. Sie wollen, dass wir Bescheid wissen.«
    »Aber warum?«
    »Wenn die Magie fort ist, werden die Schatten ihren V erbannungsort verlassen.« Rik sagte das so langsam und entschieden, als hätte auch er sich schon Gedanken über die Zukunft gemacht.
    »Aber das darf nicht sein.« Jemina löste sich aus Riks A rm und schaute ihn an.
    »Nein, das darf nicht sein.« Rik sprach ganz ruhig. »Deshalb müssen wir unverzüglich zum Meistermagier Corneus gehen und ihm berichten, was vorgefallen ist. Ich bin sicher, das ist es auch, was die Nerbuks von uns erwarten. Sie sind Orekhs Geschöpfe und damit auch die Geschöpfe der Magier. Dir die Bilder zu zeigen, war ihre A rt, uns zu helfen. Nun ist es an uns, zu handeln und das Schlimmste zu verhindern.«
    »Das Schlimmste ist bereits geschehen«, murmelte Jemina, die ihre T rauer und ihren Schmerz kaum noch zurückhalten konnte. »Sie sind tot. A lle!«
    »Ich verstehe dich und weiß, wie du dich fühlst«, sagte Rik. »Auch ich trauere um Galdez. A ber wir müssen jetzt stark sein.«Er deutete auf die schlafenden Eleven. »Sie brauchen uns«, sagte er. »Wir müssen uns um sie kümmern. Und wir müssen zu Corneus gehen. Er wird wissen, was zu tun ist.«
    »Wann willst du es ihnen sagen?«, fragte Jemina.
    »Morgen früh.« Rik nickte ernst. »Ich werde ihnen den Mantel zeigen und ihnen von deiner V ision erzählen. Sie haben ein Recht darauf, die W ahrheit zu erfahren.«

8
    E s war Khira, Sovranas Eleve, die den T oten im Morgengrauen fand. Sie war als Erste aufgewacht und zum See gegangen, um sich zu waschen. Schreiend und weinend kam sie ins Lager zurückgelaufen.
    Jemina war augenblicklich hellwach. W ährend einige noch verstört um sich blickten und zu verstehen versuchten, was geschehen war, stand sie auf und schloss die Zwölfjährige in die A rme, so wie Efta es früher bei ihr getan hatte, wenn sie sich fürchtete.
    »Es ist Burcan«, stammelte Khira mit überschlagender Stimme. »Er … er ist tot!« Ihre W orte gingen in Jeminas A rmen in hemmungsloses Schluchzen über.
    Einige der Jungen sprangen auf und wollten zum Ufer laufen, um nachzusehen, aber Rik trat ihnen mit ernster Miene entgegen. »Bleibt hier! Ich muss euch etwas sagen.« Er ließ den Blick über die Gesichter der Eleven schweifen und senkte die Stimme: »Euch allen.«
    Jemina beneidete Rik nicht um die A ufgabe, den anderen die Nachricht von T od der Hüter zu überbringen. Die meisten hatten kaum mehr als zehn Sommer gesehen und hingen an den Hütern wie Kinder an ihren Eltern. Schon in der Nacht hatte Jemina sich ausgemalt, wie sie auf die erschütternde Nachricht reagieren würden und den A ugenblick der W ahrheit gefürchtet.
    Aber es kam alles ganz anders.
    Rik verstand auf einfühlsame W eise, den Kindern die schrecklichen Neuigkeiten zu überbringen. Dabei erzählte er nicht nur von Jeminas V ision, sondern auch davon, dass er schon am A bend einen Umhang aus dem See gefischt hatte.
    »Wir müssen uns der W ahrheit stellen«, beendete er seinen Bericht sichtlich bewegt. »Keiner der Hüter hat das Unglück überlebt. W ir sind auf uns allein gestellt.«
    Die Kinder starrten ihn mit großen A ugen an. Sie wirkten traurig und verloren und schienen das ganze schreckliche A usmaß dessen,

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