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Die Hüterin des Schattenbergs

Die Hüterin des Schattenbergs

Titel: Die Hüterin des Schattenbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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eingezäunten W iese erkannte sie Schafe, Rinder und Pferde, die dort grasten.
    Auf der anderen Fläche standen mehrere kleine Hütten, die sich am südlichen Rand zusammendrängten, während der Rest des Feldes frei von Bewuchs oder Bauten war. Jemina konnte mehrere Menschen ausmachen, die sich zwischen den Hütten bewegten. Einige gestikulierten wild und deuteten nach oben, als sie die Drachen näher kommen sahen. Nur Bruchteile eines W impernschlags später waren alle in den Hütten verschwunden.
    Jemina runzelte die Stirn. Dass die Bauern Gehege für ihr V ieh schufen, war durchaus üblich. A ber warum waren die Menschen eingesperrt? Seit Orekh den Menschen die Reinheit gebracht hatte, musste niemand mehr gefangen gehalten werden, denn es gab keine verwerflichen T aten mehr, die durch eine solche Strafe hätten geahndet werden müssen. Zwar wussten alle Selketen, dass es früher einmal Kerker und Gefangenenlager gegeben hatte, aber das war lange her und galt als ein Relikt der finsteren Zeiten vor Orekh.
    Dennoch.
    Kurzentschlossen tippte sie Salvias auf die Schulter und deutete dann auf das Lager. »Was ist das?«
    »Ein Gefangenenlager.«
    »Aber … so etwas gibt es doch gar nicht mehr.« Jemina war verwirrt.
    »Eigentlich nicht«, pflichtete Salvias ihr bei. »Aber vergiss nicht, dass die Magier alle Unreinen bei sich aufnehmen, um sie in Orekhs Geiste zu erziehen. Leider gelingt dies nicht bei allen. Dort unten leben die Menschen, deren Schatten so stark sind, dass selbst die Magier sie nicht bezwingen können. So können sie keinen Schaden anrichten.«
    »Dann sind die T iere auf der anderen W eide dafür da, die Gefangenen zu ernähren«, folgerte Jemina.
    »Nein. Das ist unser Drachenfutter.«
    »Drachenfutter?« Jemina war entsetzt. »Das ist grausam.«
    »Warum? Drachen verabscheuen totes Fleisch. Sie jagen ausschließlich lebende Beute.«
    »Aber das können sie doch auch in den Bergen.«
    »Dort gibt es kaum noch W ild«, erklärte Salvias in der für ihn typischen knappen A rt.
    Die A ntwort stellte Jemina nicht wirklich zufrieden, aber die beiden Gehege lagen bereits weit hinter ihnen und es gab andere Dinge, die ihre A ufmerksamkeit weckten. Sie flogen inzwischen über ein dicht bewaldetes und unbesiedeltes Gebiet. Unter ihnen schlängelte sich ein Fluss wie ein schimmerndes Silberband dahin und bahnte sich seinen W eg in südöstlicher Richtung durch das grüne Dickicht.
    Unvermittelt stieß Salvias vor ihr einen Fluch aus. Sie spürte einen Ruck, als der Drache ein plötzliches W endemanöver flog. Erschrocken klammerte sie sich an dem Drachenreiter fest. A us den A ugenwinkeln sah sie am Ufer des Flusses unzählige große graue V ögel über den Baumwipfeln aufsteigen. Eine ganze Kolonie der in Selketien gefürchteten Grauraben nistete dort; die Baumkronen waren voller Nester. Grauraben galten als furchtlos und gefräßig. W o immer sie etwas zu fressen fanden, tauchten sie in Schwärmen auf und hinterließen ein kleines Schlachtfeld. Rücksichtslos plünderten sie im Herbst die Nussbäume und im Sommer die hölzernen Gestelle, auf denen die Fischer ihren Fang in der Sonne trockneten. Man sagte ihnen nach, dass sie in Hungerwintern Säuglinge den A rmen ihrer Mütter entrissen, und nicht selten fand man sie in der Nähe von Kadavern, an denen sie sich gütlich taten.
    Diesmal hatten sie es auf die Drachen abgesehen. Ehe Jemina sich versah, fand sie sich inmitten des Schwarms wieder, der das Drachenweibchen mit ohrenbetäubendem Kreischen umkreiste. Die Grauraben waren über, neben und unter ihr; ein kreischendes Gewirr aus Schnäbeln, Krallen und Flügeln. Immer wieder stürzten sich die todesmutigen V ögel auf den Drachen und verschonten auch die beiden Reiter nicht. Ein Graurabe schlitzte den Ärmel von Jeminas Jacke auf. Ein anderer hackte im Flug auf ihren Oberschenkel ein. Ein Dritter prallte wie ein Geschoss auf ihren Rücken. Jemina war nun doppelt froh, so dicke Kleidung zu tragen, denn außer einem stechenden Schmerz am rechten Schulterblatt, der von dem A ufprall eines Raben herrührte, verliefen die A ngriffe eher glimpflich.
    Dann war es vorbei. So plötzlich wie die Raben gekommen waren, drehten sie auch wieder ab.
    »Warum tun sie das?« Jeminas Stimme bebte. Zitternd schaute sie zurück, aber die Raben verfolgten sie nicht. Zeternd und kreischend kehrten sie zu ihren Nestern zurück.
    »Sie ziehen gerade ihre Jungen auf«, erklärte Salvias, während er mit einer Hand den V

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