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Die Hüterin des Schattenbergs

Die Hüterin des Schattenbergs

Titel: Die Hüterin des Schattenbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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musste sich das Licht eingebildet haben.
    Obwohl der Gedanke vernünftig war, ertappte sie sich immer wieder dabei, wie sie in das Dunkel zwischen den hohen T annen spähte. Doch vergeblich; wohin sie auch blickte, fand sie nichts als Schatten und Schwärze. Schließlich wurde der W eg so steil, dass er ihre ganze A ufmerksamkeit erforderte und so hielt sie den Blick starr auf den Boden vor ihren Füßen gerichtet.
    Rik stapfte hinter ihr her. A uch er hatte mit dem A nstieg zu kämpfen. Jemina hörte ihn vor A nstrengung keuchen. Inzwischen war es so dunkel, dass sie aufpassen mussten, die beiden Drachenreiter nicht aus den A ugen zu verlieren, die trotz des unwegsamen Geländes immer noch so kraftvoll voranschritten, als gäbe es für sie weder Erschöpfung noch Müdigkeit.
    Jemina quälte sich. Ihre Beine schmerzten und es fiel ihr immer schwerer, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Sie schwitzte in ihrer dicken Jacke und rang um A tem. Zu allem Unglück stellten sich auch noch heftige Seitenstiche ein. Irgendwann blieb sie einfach stehen.
    »Erschöpft?« Rik hielt schwer atmend neben ihr an.
    Jemina keuchte. »Wenn wir nicht bald eine Rast einlegen, werde ich tot umfallen.«
    »So schlimm?« Rik schaute sie mitfühlend an.
    »Schlimmer.« Jemina presste sich die Hand in die Seite und schnappte nach Luft. »Ich habe es versucht, aber es geht nicht mehr.«
    »Dann werde ich unsere Begleiter bitten, eine Rast einzulegen«, sagte Rik. »Immerhin haben sie den Befehl erhalten, dafür zu sorgen, dass uns nichts geschieht.«
    Jemina nickte schwach. Für einen Dank oder auch nur ein Lächeln fehlte ihr die Kraft. Nun, da sie stehen geblieben war, war sie davon überzeugt, keinen einzigen Schritt mehr tun zu können. Ermattet ließ sie sich zu Boden sinken, schloss die A ugen und wartete. Für einen kurzen A ugenblick hörte sie noch Riks Schritte, dann wurde es still.
    Unheimlich still.
    Jemina fröstelte. Da war etwas in der Stille, das ihr zuflüsterte, sie sei nicht allein. Etwas, das ihr A ngst machte. Plötzlich wünschte sie, Rik wäre nicht fortgegangen. Nach ihm zu rufen, wagte sie nicht.
    Vorsichtig öffnete sie die A ugen. Um sie herum war nichts als Schwärze. Sie wollte aufstehen und Rik folgen, aber die Dunkelheit war vollkommen. Selbst wenn die Beine ihr gehorcht hätten, sie hätte nicht gewusst, wohin sie sich hätte wenden sollte.
    So blieb sie einfach sitzen und lauschte. Für den Bruchteil eines A ugenblicks glaubte sie, in der Ferne erneut ein silbernes Leuchten zwischen den Bäumen zu entdecken. Ganz kurz nur erreichte es ihr Bewusstsein und verschwand sofort wieder. Jemina zog die Knie dicht an den Körper und schlag die A rme darum, wie ein verängstigtes Kind. Sie fürchtete sich und sehnte den Moment herbei, da Rik zurückkehrte.
    Sie musste kurz eingeschlafen sein, oder aber der dicke Nadelteppich hatte seine Schritte gedämpft: Plötzlich berührte Rik sie sanft an der Schulter.
    »Salvias besteht darauf, dass wir erst rasten, wenn wir die Felswand erreicht haben.« Rik gab sich keine Mühe, seinen Unmut zu verbergen, als er ihr die A ntwort der Drachenreiter weitergab. »Aber wir haben Glück. Nur noch wenige Schritte, dann sind wir aus dem W ald heraus und an der Felswand. A ls ich mit Salvias sprach, konnte ich sie schon sehen.«
    Jemina schaute ihn an. Jetzt, da er zurück war, erschien es ihr, als sei die Dunkelheit nicht mehr so finster. Sie überlegte, ob sie Rik von dem Licht erzählen sollte, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. W ie sollte sie ihm etwas erklären, für das sie selbst keine Erklärung hatte? V ermutlich würde er es auf ihre Erschöpfung schieben.
    »Was ist?« Eine leichte Ungeduld schwang in Riks Stimme mit. Jemina nahm es ihm nicht übel. Er hatte es sicher eilig, den W ald hinter sich zu lassen.
    »Rik, ich … ich kann nicht mehr.« Sie schüttelte den Kopf. »Selbst wenn ich wollte; ich spüre meine Beine fast nicht mehr. Sie würden mich nicht tragen.«
    »Ich helfe dir«, bot Rik an. »Zusammen schaffen wir es.«
    »Was ist mit den Drachenreitern?« Jemina wunderte sich, dass die beiden Männer ihr keine Hilfe anboten.
    »Die?« Rik schnaubte verächtlich. »Die haben nur gelacht und mir erklärt, dass sie keine Kindermädchen seien. Sie behaupten, dass du das letzte Stück auch allein zurücklegen könntest.«
    »Dann sind sie sicher auch erschöpft«, folgerte Jemina.
    »Erschöpft?« Rik schüttelte grimmig en Kopf. »Oh nein. Die sind nur zu faul,

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