Die Huette
dann langsam in einer Grube der Trostlosigkeit. Die Große Traurigkeit schloss sich um ihn, und das erstickende Gefühl war ihm geradezu willkommen. Diesen Schmerz kannte Mack, fast wie einen alten Freund.
Mack fühlte die Pistole in seinem Rücken. Eine einladende Kälte presste sich gegen seine Haut. Er nahm sie und war unsicher, was er tun sollte. Oh, sich nie mehr Sorgen machen müssen, keinen Schmerz mehr fühlen, überhaupt nichts mehr fühlen. Selbstmord? In diesem Moment schien diese Option beinahe attraktiv. »Es wäre so leicht«, dachte er. »Keine Tränen mehr, kein Schmerz mehr ... « Es war ihm fast, als öffnete sich hinter der Pistole, auf die er starrte, ein schwarzer Abgrund, eine Dunkelheit, die jeden Rest von Hoffnung aus seinem Herzen saugte. Sich das Leben zu nehmen war ein Weg, es Gott heimzuzahlen, falls Gott überhaupt existierte.
Draußen teilten sich die Wolken, und plötzlich fiel ein Sonnenstrahl ins Zimmer, bohrte sich mitten in Macks Verzweiflung hinein. Aber ... was war mit Nan? Und was war mit Josh und Kate und Tyler und Jon? Sosehr er sich auch danach sehnte, seinem eigenen Schmerz ein Ende zu setzen, wusste er doch, dass er nicht seiner Familie neuen Schmerz zufügen konnte. Mack saß in der Starre seiner emotionalen Erschöpfung und wog mit der Waffe in der Hand seine Möglichkeiten ab. Ein kalter Luftzug strich ihm über das Gesicht, und ein Teil von ihm hätte sich am liebsten hingelegt, um zu erfrieren. So müde war er. Er lehnte sich gegen die Wand und rieb sich die Augen. Sie fielen ihm zu, während er murmelte: »Ich liebe dich, Missy. Du fehlst mir so.« Kurz darauf trieb er davon in einen bleiernen Schlaf.
Vermutlich waren nur wenige Minuten vergangen, als Mack mit einem Ruck aufwachte. Überrascht, dass er eingenickt war, stand er eilig auf. Er stopfte die Pistole zurück in den Gürtel und seine Wut in den tiefsten Teil seiner Seele. Dann ging er zur Tür. »Das ist lächerlich! Ich bin ein solcher Idiot! Zu glauben, ich könnte Gott so wichtig sein, dass er mir einen Brief schickt!«
Er blickte hoch zu den Dachbalken. »Mir reicht es, Gott«, flüsterte er. »Ich kann nicht mehr. Was hat es für einen Sinn, nach dir zu suchen?« Damit ging er hinaus. Mack war fest entschlossen, niemals wieder Gott zu suchen. Wenn Gott ihn wollte, dann würde Gott nach ihm suchen müssen.
Er zog den Brief, den er in seinem Briefkasten gefunden hatte, aus der Tasche und riss ihn in kleine Fetzen, die er langsam durch seine Finger gleiten ließ. Ein kalter Wind war aufgekommen und trug sie davon. Mack stieg von der Veranda, ein müder alter Mann. Und mit schweren Füßen und einem noch schwereren Herzen machte er sich auf den Rückweg zum Auto.
* * *
Er war vielleicht fünfzehn Meter den Pfad hinaufgegangen, als ihn von hinten eine plötzliche Brise warmer Luft überholte. Das Lied eines Vogels durchbrach die frostige Stille. Vor ihm auf dem Pfad schmolzen Schnee und Eis so schnell, als hielte jemand ein Heizgebläse darauf. Mack blieb stehen und sah, wie sich ringsum der Schnee auflöste und darunter die Pflanzen zu strahlendem Leben erwachten. Drei Wochen Frühling entfalteten sich vor ihm in noch nicht einmal dreißig Sekunden. Er rieb sich ungläubig die Augen angesichts dieses Wirbels von Aktivität. Kurz vorher hatte es zu schneien begonnen, doch nun verwandelten sich die Schneeflocken in winzige Blüten, die sanft zur Erde schwebten.
Was er da sah, war natürlich vollkommen unmöglich. Der Schnee war völlig weggetaut, und Sommerblumen öffneten sich überall entlang des Pfades und im Wald, so weit das Auge reichte. Drosseln und Finken hüpften durchs Geäst. Chipmunks und Grauhörnchen liefen auf dem Pfad hin und her. Manche stellten sich auf die Hinterbeine und beobachteten ihn einen Augenblick, ehe sie wieder im Unterholz verschwanden. Für einen Moment tauchte sogar ein Junghirsch zwischen den Bäumen auf.
Als sei das noch nicht genug, stieg Mack Blütenduft in die Nase, nicht nur roch es nach den dort natürlich vorkommenden wilden Bergblumen, sondern da waren Rosen, Orchideen und andere exotische Wohlgerüche, die man sonst eher in den Tropen findet.
Mack dachte nicht länger an zu Hause. Ein Schrecken hatte ihn gepackt, als hätte er die Büchse der Pandora geöffnet und würde nun ins Herz des Wahnsinns davongetragen, um sich dort für immer zu verlieren. Auf schwankenden Beinen drehte er sich vorsichtig um, krampfhaft bemüht, wenigstens halbwegs ein Gefühl der
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