Die Huette
obwohl er nicht die leiseste Ahnung hatte, wer sie war.
Plötzlich war er überwältigt von dem Duft, den sie verströmte. Das ging ihm durch und durch. Es duftete nach Gardenien und Jasmin. Es handelte sich ohne jeden Zweifel um das Parfüm seiner Mutter, das er all die Jahre in seiner kleinen Blechdose aufbewahrt hatte. Er hatte bereits dicht am Abgrund seiner Emotionen gestanden, und dieser Duft und die damit verbundenen Erinnerungen brachten ihn gefährlich ins Schwanken. Er spürte, wie seine Augen sich mit warmen Tränen füllten, als würde heftig an die Tür seines Herzens geklopft. Und sie sah offenbar, was in ihm vorging.
»Es ist okay, Liebling, lass es einfach heraus .... Ich weiß, wie sehr du verletzt wurdest, und ich weiß, dass du wütend und verwirrt bist. Also los, lass alles heraus. Es tut der Seele gut, ab und zu das Wasser frei fließen zu lassen - das heilende Wasser.«
Zwar konnte Mack nicht verhindern, dass sich seine Augen mit Tränen füllten, aber er war noch nicht bereit, seine Gefühle herauszulassen - nicht gegenüber dieser Frau. Mit großer Anstrengung schaffte er es, sich zusammenzunehmen und nicht wieder in das schwarze Loch seiner Emotionen zu stürzen. Währenddessen stand die Frau mit ausgebreiteten Armen vor ihm, als wären es die Arme seiner Mutter. Er fühlte die Gegenwart einer großen Liebe. Es war warm, einladend, das Herz öffnend.
»Du bist noch nicht bereit?«, sagte sie. »Das ist völlig in Ordnung.
Wir werden alles so machen, wie es sich für dich gut anfühlt. Komm herein. Darf ich dir den Mantel abnehmen? Und die Pistole? Die brauchst du hier nicht. Wir wollen doch nicht, dass jemand verletzt wird, nicht wahr?«
Mack wusste nicht, was er tun oder sagen sollte. Wer war sie? Und woher kannte sie ihn? Er blieb wie angewurzelt stehen, zog aber langsam und mechanisch seinen Mantel aus.
Die große, dicke schwarze Frau nahm den Mantel, und er gab ihr auch die Pistole, die sie mit zwei spitzen Fingern entgegennahm, als wäre die Waffe verseucht. Gerade als sie sich umdrehte, um in die Blockhütte zurückzugehen, tauchte hinter ihr eine kleine, eindeutig asiatische Frau auf. »Komm, ich nehme das«, sagte sie mit melodiöser Stimme. Offensichtlich meinte sie nicht den Mantel oder die Waffe, sondern etwas anderes, und im nächsten Augenblick stand sie vor ihm. Er versteifte sich, als etwas sanft über seine Wange strich. Ohne sich zu bewegen, blickte er nach unten und sah, wie sie mit einem fragilen Kristallfläschchen und einer Bürste hantierte, ähnlich denen, die Nan und Kate fürs Make-up benutzten. Damit entfernte sie behutsam etwas aus seinem Gesicht.
Ehe er fragen konnte, lächelte sie und flüsterte: »Mackenzie, wir alle haben etwas, das wir hoch genug schätzen, um es zu sammeln, nicht wahr?« Sofort musste er dabei an seine kleine Blechdose denken. »Ich sammle Tränen.«
Als sie einen Schritt zurücktrat, schielte Mack unwillkürlich in ihre Richtung, als würde das seinen Augen ermöglichen, sie besser zu sehen. Aber seltsamerweise fiel es ihm immer noch schwer, seinen Blick auf sie zu fokussieren. Sie schimmerte im Licht, und ihr Haar wallte hin und her, obwohl es fast völlig windstill war. Es war einfacher, sie aus den Augenwinkeln zu beobachten, als sie direkt anzusehen.
Dann schaute er an ihr vorbei und bemerkte, dass eine dritte Person aus dem Haus getreten war, ein Mann. Seinem Äußeren nach stammte er aus dem Nahen Osten.
Er war gekleidet wie ein Handwerker, mit Werkzeuggürtel und Arbeitshandschuhen. Er stand entspannt da und lehnte mit verschränkten Armen am Türrahmen. Seine Jeans war voller Holzstaub, und sein kariertes Hemd, dessen Ärmel bis über die Ellbogen aufgekrempelt waren, gab den Blick auf muskulöse Unterarme frei. Seine Gesichtszüge waren recht sympathisch, aber nicht besonders schön in einer Menschenmenge wäre er nicht aufgefallen. Aber seine Augen und sein Lächeln erhellten sein Gesicht, und Mack fiel es schwer, den Blick von ihm abzuwenden.
Mack wich wieder einen Schritt zurück. Ihm war das alles etwas zu viel. »Sind da noch mehr Leute drin?«, fragte er mit rauer Stimme.
Die drei schauten sich an und lachten. Mack musste unwillkürlich lächeln. »Nein, Mackenzie«, sagte die schwarze Frau kichernd. »Wir drei sind alles, was du kriegen kannst, und glaub mir, wir sind mehr als genug.«
Mack versuchte erneut, die asiatische Frau anzusehen. So weit er sagen konnte, war diese drahtig wirkende Person vermutlich
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