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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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die kein Pferd mehr haben, sind mir für die Sicherheit verantwortlich. Und Ferran, du bist ihr
capitan.
«
    »Warum ich?«, fragte Ferran. »Ich hab noch einen Gaul. Denkst du etwa, ich bin zu alt zum Kämpfen?«
    »Red keinen Unsinn. Ich brauche einen guten Mann und verlass mich auf deine Erfahrung. Und wir werden dir so viele wie möglich zur Seite stellen, auch wenn wir uns hier und da dumm stellen müssen, wie Severin es nennt.« Er zwinkerte ihnen zu. »Wir werden das Heer nicht im Stich lassen, aber Sicherheit geht vor. Das wollte ich euch nur sagen. Tot nützen wir niemandem.«
    Wenig später kroch die Sonne hinter den Bergen hervor, der allgemeine Aufbruch war zu erwarten. Der Himmel war klar, und es versprach, ein angenehmer Marschtag zu werden. Zumindest würden sie nicht unter Schnee oder Eisregen zu leiden haben.
    »Hast du etwas an deiner Marschordnung geändert?«, fragte Bertran, dem es gleich aufgefallen war.
    »Ich will nicht, dass Zelte gestohlen werden und meine Maultiere auf fremden Küchenspießen enden.«
    »Verstehe«, kam die nachdenkliche Antwort. »Da ist was dran.« Er hauchte in die klammen Finger, um sie zu beleben. »Verdammte Kälte. Wenn man sein Schwert anpackt, muss man Angst haben, dass die Finger anfrieren. Und beim scheißen holt man sich den Tod.«
    »Sei froh, wenn du noch was zu scheißen hast.«
    »Auch wieder wahr. Langsam hab ich aber genug von dem Ganzen, weißt du? Gestern hab ich sogar Blut gepisst.«
    »Hast du Schmerzen?«
    Bertran nickte unglücklich.
    »Eine unserer Frauen kennt sich mit Kräutern aus. Ich werde sie heute Abend zu dir schicken.«
    Während sie warteten, dass die Kolonne vor ihnen sich in Bewegung setzte, sahen sie Josselin de Puylaurens mit seinen fremdländisch anmutenden Turkopolen heranreiten. Arnaut fragte sich, wie er es fertigbrachte, denn seine Gäule sahen frischer aus als die traurigen Kreaturen, die die meisten ritten. Er winkte ihm zu, und Josselin zügelte sein Pferd, um ein paar Worte zu wechseln.
    »Ich sehe, du weilst noch unter den Lebenden, Montalban«, grinste er. »Was immer du treibst, pass gut auf mein hübsches Schwert auf. Wär schade drum.« Er fand das witzig und lachte ausgiebig.
    »Danke übrigens für deine Hilfe am Kadmus«, erwiderte Arnaut. »Jori hat mir berichtet.«
    »Nicht der Rede wert.«
    Dass Arnauts Leute sich ihrerseits während der Schlacht aufopfernd um seine Sklavin gekümmert und wahrscheinlich ihr Leben gerettet hatten, schien Josselin keiner Erwähnung wert zu sein.
    »Wie geht es Munira und dem Kind?«, fragte Arnaut dennoch.
    Josselins Miene verfinsterte sich schlagartig. »Sag mal, Montalban. Was hast du andauernd mit meiner Sklavin? Die geht dich doch einen Dreck an.«
    Arnaut war sprachlos.
    »He,
ome
«, fuhr Bertran dazwischen. »Was soll der Ton? Er hat sich nur nach ihrer Gesundheit erkundigt.«
    Josselin musterte ihn verächtlich. »Was mischst du dich ein, Tolosaner?«, rief er. »Überhaupt, was ich dich schon lange fragen wollte. Was machst du eigentlich auf diesem Feldzug? Warum bist du wirklich hier?«
    Der herablassende Ton reizte Bertran. »Was soll die Frage?«, erwiderte er ärgerlich. »Wir reiten mit König Louis, wie jeder gute Christ. Du hoffentlich auch.«
    »Und warum ist dein Alter nicht dabei, der edle Graf von Tolosa?«
    »Er kommt später, per Schiff.«
    »Wie schön für ihn.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ist er zu gut für uns? Will er sich nicht die Finger schmutzig machen? Hier im Dreck von Anatolia?«
    Josselins blaue Augen funkelten angriffslustig.
    Arnaut fühlte sich plötzlich unwohl, denn er kannte dessen scharfe Zunge und ungezügeltes Wesen.
    »Es war von Anfang an so ausgemacht«, verteidigte sich Bertran hitzig.
    »Lass es gut sein, Bertran«, raunte Arnaut ihm zu. »Das führt zu nichts.«
    »Verdammt noch mal«, raunzte Bertran zurück. »Keiner redet so über meinen Vater.«
    Josselin lachte spöttisch auf. »Ich will dir sagen, warum er nicht hier ist. Weil ihm der Pilgerzug einen Dreck bedeutet. Er hat ganz andere Dinge im Sinn.«
    Bertran war das Blut ins Gesicht gestiegen. »Was willst du damit andeuten?«, bellte er zurück.
    »Du bist doch nur hier, damit man nicht sagen kann, die Tolosaner wären nicht gekommen, als der König rief. Willst du etwa behaupten, zu mehr als ein paar hundert Mann wäre Tolosa nicht fähig?«
    »Mein Vater wird mehr Truppen bringen.«
    »Ha!«, lachte Josselin auf. »Das will ich gern glauben. Aber die bringt er zu anderen

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