Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
Vom Netzwerk:
Zwecken. Ich habe mich in Tolosa umgehört, ich weiß, was ihr vorhabt. In Wahrheit wollt ihr euch Tripolis unter den Nagel reißen. Wahrscheinlich wollt ihr auch noch den König erpressen, wo er jetzt jeden Mann gegen die Türken braucht. Eure Kriegshilfe gegen seine Unterstützung in dieser Frage. Ist das der Plan?«
    »So ein Unsinn.«
    »Aber Tripolis gehört nicht euch, merk dir das. Eure Ansprüche sind hohl, und wir werden es niemals zulassen …«
    »Was zum Teufel schert es dich, wem Tripolis gehört?«, brüllte Bertran. Bisher hatte er sich noch zurückgehalten, doch nun war es genug. »Also wenn wir schon davon reden … Jawohl, wir haben die größeren Ansprüche auf die Grafschaft. Mein Vater ist der einzig wahre Erbe des Eroberers von Tripolis. Sein Halbbruder war ein Bastard.«
    »Genau wie du einer bist. Ein jämmerlicher Bastard.«
    Einen Augenblick lang herrschte gespannte Stille. Bertran hochrot im Gesicht, die Augen wild funkelnd, Josselin hämisch grinsend. Die anderen hielten den Atem an, denn sie wussten, wie persönlich der junge Prinz jede Schmähung seiner unehelichen Abstammung nahm. Und wie erwartet riss Bertran sein Schwert aus der Scheide und gab dem Pferd die Sporen, um sich auf seinen Widersacher zu stürzen. Eben noch rechtzeitig erwischte Joan de Berzi die Zügel des Gauls und verhinderte den Angriff.
    »Lass los, verflucht!«, schrie Bertran mit schwingendem Schwert, als würde er auch vor Joan nicht haltmachen. »Ich will den Kerl erschlagen, wie er es verdient.«
    Auch die Turkopolen hielten jetzt Waffen in der Hand. Doch Arnaut und andere umringten Bertran oder schoben sich zwischen die Streithähne. Bertran tobte, fuchtelte mit dem Schwert herum, bis es nicht ausblieb, dass er einen seiner Männer an der Hand verletzte, aber befreien konnte er sich nicht.
    Josselin dagegen lachte gehässig. »Versucht es nur. Wir werden es zu verhindern wissen«, rief er und machte sich mit seinen Turkopolen davon.
    »Hurensohn, verdammter«, fluchte Bertran. »Dem werd ich Benehmen beibringen. Der wird mein Schwert zu kosten kriegen.«
    »Ruhig Blut, Bertran«, beschwichtigte Joan ihn. »Der Kerl ist doch nur eine Laus. Was lässt du dich von dem so reizen?«
    »Ja, eine Laus, die man mit dem Nagel zerquetscht.«
    Aimar, im Sattel seiner Flora, hatte den Vorfall beobachtet und sich seine Gedanken gemacht. Nun beugte er sich zu Arnaut hinüber und raunte: »Da braut sich was zusammen, fürchte ich.«
    »Ich frage mich, was diesem Puylaurens so sehr an Tripolis gelegen ist? Man könnte meinen, es gehörte ihm.«
    »Das möchte ich auch gern wissen,
putan
«, fluchte Bertran, der sich aber langsam wieder beruhigte.
    »Ich kann es mir nur so erklären«, sagte Aimar. »Er ist Königin Melisendes Vertrauter. Und sie und ihre drei Schwestern beherrschen Outremer oder haben überall ihre Finger im Spiel. In Jerusalem herrscht sie selbst, in Antiochia ist ihre Nichte die Gemahlin des Fürsten und in Tripolis ihre Schwester Hodierna. Die vierte ist eine einflussreiche Äbtissin. Und wie man so hört, sind sie alle ziemlich eigensinnige Frauen, die aber wie Pech und Schwefel zusammenhalten.«
    »Na und?«, fragte Bertran.
    »Sie fürchten vermutlich, dass du und dein Vater, dass ihr die Machtverhältnisse stören könntet, wenn es hart auf hart kommt.« Er blickte Bertran forschend in die Augen.
    Der sah weg und sagte eine Weile nichts. Dann zuckte er mit den Schultern. »Wenn es hart auf hart kommt.«
    ♦
    »Woher weißt du das alles?«, fragte später Arnaut, als zur Mittagszeit eine Rast eingelegt wurde. Um den Hunger zu betäuben, kauten sie auf ein paar Nüssen herum, aus einem Vorrat, den Lois Bernat irgendwo aufgetrieben hatte.
    »Mönche reisen ebenso gern, wie sie schwatzen«, erwiderte Aimar. »In einem Kloster erfährt man viel über die Welt. Wandernde Mönche, Pilger, studierte Männer. Das ist, was ich an meinem Stand so liebe. Außer dem Studium bedeutender Werke natürlich.«
    »Glaubst du im Ernst, Alfons und sein Vater haben vor, sich Tripolis anzueignen?«
    »Wäre nicht das erste Mal, dass es Erbstreit in dieser Familie gibt. Es sind deshalb schon häufiger Kriege geführt worden. Die Aquitanier erheben bis heute Anspruch auf Tolosa selbst, denn Alienors Großmutter stammt daher und wurde vor langer Zeit widerrechtlich enterbt.«
    Arnaut nickte. »Ich erinnere mich an die Belagerung von Tolosa vor einigen Jahren. Aber was hat das alles mit Tripolis zu tun?«
    »Nichts. Ich sage

Weitere Kostenlose Bücher