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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Kräutervorrat ist zu Ende. Eine Handvoll Minze für einen Aufguss, mehr nicht. Es wird wenig nützen. Seinem Knecht hab ich aufgetragen, ihn viel Wasser trinken zu lassen. Davon haben wir ja genug in dieser verfluchten Gegend. Ein Mönch hat mir mal versichert, das soll helfen, wenn man sich die Blase verkühlt hat.«
    »Ich danke dir«, sagte Arnaut und legte den Arm um sie.
    Sie war überrascht, aber schmiegte sich an ihn und genoss die Berührung, vor allem sein Lächeln, das für einen seltenen Augenblick ganz allein ihr gehörte. Wenn Arnaut lächelte, verwandelte sich sein Gesicht, wurde jungenhaft, fast unbekümmert, und es verschwanden für kurze Zeit Ernst und Trauer aus seinen Augen. Ach, könnte sie doch nur sein Lächeln festhalten.
    Bertran lag fiebernd und in Decken gehüllt auf einem Lager nahe am Feuer. Der Schüttelfrost hielt ihn im Griff.
    »Die wollen mich umbringen, Arnaut«, stöhnte er. »Dauernd soll ich Wasser saufen oder irgendein Kräutergebräu, als wär ich ein Gaul. Und wenn ich pisse, zerreißt es mich.«
    »Soll aber die Krankheit aus dem Leib waschen.«
    »Glaubst du, man verreckt an so was?«
    »Ach was. Morgen geht’s dir wieder besser.«
    Doch so wie Bertran aussah, war das kaum zu erwarten. Er war totenbleich mit dunklen Ringen unter den Augen und einer Stimme rauh wie ein Reibeisen. Die Stirn fühlte sich glühend heiß an. Arnaut musste sich zusammenreißen, um seine Besorgnis nicht zu zeigen, denn schon viele waren an Fieber gestorben.
    »Falls es mich erwischt«, sagte Bertran, »möchte ich, dass du etwas für mich tust.«
    »Red keinen Unsinn. Du stirbst nicht. Wir haben ja noch einiges vor, wir beide, oder nicht?«
    »Da hast du verdammt recht.« Er grinste schwach. »Trotzdem. Ich will, dass du dich um meine Schwester kümmerst.«
    »Du hast eine Schwester?«
    »Mehrere. Aber diese ist von der gleichen Mutter. Sie heißt Beatriz.«
    »Was ist mir ihr?«
    »Sie begleitet meinen Vater. Wahrscheinlich sind sie schon gesegelt, denn er wollte den Kaiser in Konstantinopel aufsuchen. Um die Wahrheit zu sagen, meine Schwester und ich, wir sind bei Hofe in Tolosa nur eine Peinlichkeit, besonders für meine lieben, ehelichen Halbgeschwister.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. Du übertreibst.«
    »Vielleicht. Mein Vater jedenfalls will uns in Outremer ein anderes Leben ermöglichen, weit weg vom Hof in Tolosa.«
    »Du sollst also doch Graf von Tripolis werden?«
    »Ist einen Versuch wert. Und Beatriz wird in Outremer eine gute Verbindung eingehen. Mein Vater hat da schon einiges angebahnt, wie ich vermute.« Er schloss die Augen und stöhnte. »
Merda,
es bringt mich noch um, aber ich glaube, ich muss schon wieder pissen.«
    Er rief nach seinem Knecht, und Arnaut drehte sich zur Seite, als der ihm eine Pfanne unterschob. Bertran biss sich auf die Lippen, bis er es nicht mehr aushalten konnte und vor Schmerzen schrie. Als er es endlich geschafft hatte, ließ er sich mit Tränen in den Augen zurück auf sein Lager sinken. Der Knecht deckte ihn bis zur Nasenspitze zu und trug die Pfanne weg.
    »Als würde es einem die Eingeweide zerreißen«, flüsterte er schwach. Seine Stirn war schweißbedeckt.
    Arnaut legte ihm aufmunternd die Hand auf die Schulter. »Beatriz soll also heiraten, sagtest du.«
    Bertran nickte. »Mein Vater ist zurzeit nicht gut auf sie zu sprechen. Sie haben sich fürchterlich gestritten. Er hat gedroht, sie dem Erstbesten zu geben, der einen Adelstitel hat.« Ein Fieberschauer schüttelte ihn erneut. Er schloss die Augen und schwieg eine Weile. »Es ist wegen einer Liebschaft mit einem bettelarmen
trobador,
von dem sie nicht lassen will«, sagte er dann. »War das Gespräch der ganzen Stadt. Mein Vater hat ihn vom Hof verjagt. Beatriz war untröstlich. Ich hab sie in keinem guten Zustand zurückgelassen.«
    »Ha! Unglückliche Liebe«, lachte Arnaut bitter. »Wie passend. Dann können wir uns ja gegenseitig aufheitern.«
    »Natürlich.« Bertran grinste, so dass für einen Augenblick der Schalk in seinen Augen blitzte. »Das hatte ich ja fast vergessen. Der arme Ritter und die Fürstin von Narbona.«
    »So arm auch wieder nicht.«
    Bertran wurde wieder ernst. »Kümmere dich um Beatriz, Arnaut. Du kennst doch meinen Vater. Der kann ein ziemlicher Tyrann sein. Auf dich hält er aber große Stücke, das weiß ich.«
    Arnaut erinnerte sich, wie er damals
Coms
Alfons in den Unruhen um Narbona gefangen genommen hatte. Der Graf hatte es ihm nicht übelgenommen. Im

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