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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Gegenteil, er hatte seinen draufgängerischen Mut bewundert, ihm später sogar angeboten, in seine Dienste zu treten. Das war mit ein Grund dafür gewesen, warum Arnaut mit den Tolosanern gezogen war.
    »Er wird deine Schwester wohl kaum mit einem wie mich verheiraten wollen.«
    »Natürlich nicht. Obwohl ihr wirklich Schlimmeres passieren könnte, wenn du mich fragst«, sagte Bertran mit einem Lächeln. »Beatriz und ich, wir waren immer ein Herz und eine Seele. Ich möchte nicht, dass sie in falsche Hände gerät.«
    Arnaut schüttelte den Kopf. »Das wird sie nicht, denn in ein paar Tagen bist du wieder gesund, und wenn wir in Tripolis sind, kümmerst du dich selbst um sie.«
    ♦
    Am nächsten Morgen wuchteten sie den fiebernden Bertran dick eingehüllt auf sein Pferd. Hitzewellen überfielen ihn regelmäßig, und obwohl er sich unendlich schwach fühlte und im Sattel wankte, wollte er nichts von einer behelfsmäßigen Sänfte hören. »Warum soll es mir besser gehen als meinen Männern«, knurrte er und biss die Zähne zusammen.
    Die
militia
näherte sich den Höhen des westlichen Taurus. Sie würden noch einmal alle Kraft zusammennehmen müssen, um die Pässe zu überwinden, die das Tor zur flachen Küstenregion von Attalia bildeten. Diese war fest in byzantinischer Hand. Wenn die Seldschuken also vorhatten, sie erneut anzugreifen, dann würde es hier geschehen.
    Arnaut durchstreifte mit zehn seiner Reiter die ersten Erhebungen, durch die die Straße sich wand. Sie waren als Späher unterwegs. Die Sonne schien aus einem klaren Himmel auf sie herab und wärmte die müden Knochen. Auf den Gipfeln lag Schnee, aber hier unten war das Gelände steinig und trocken. Wenig Wald, dafür wechselten Sträucher und niedriges, an Stellen undurchdringliches Gestrüpp mit offenen Flächen, die mit Rosmarin, Ginster und wilden Kräutern überwuchert waren. Im Frühling würden diese Hänge in allen Farben leuchten.
    »Schaut mal her«, rief Esteban aufgeregt. »Bilde ich mir das ein, oder sind das wirklich Schafe da oben?« Er wies auf die Kuppe eines nahen Hügels.
    Tatsächlich. Zwischen Felsbrocken und niedrigen Büschen konnten sie das dunkelbraune Fell von Wildschafen erkennen.
    »Gehen wir jagen?«, fragte Jori. Freudige Erregung stand in seinen Augen.
    Arnaut hob die Hand, um die Sonne auszublenden. Wildschafe waren nicht schwer zu erlegen, wenn es gelang, sie einzukreisen. Aber in diesem steinigen Gelände?
    »Wir sind als Späher hier, nicht um zu jagen.«
    Aber wie konnte er seinen ausgemergelten Gefährten eine Jagd verwehren? Allein beim Anblick der Tiere wurde auch ihm schon der Mund wässrig. Sie teilten sich rasch in Gruppen auf, um den Hügel von zwei Seiten weiträumig zu umgehen, während eine dritte Gruppe die Tiere zutreiben sollte.
    Arnaut ritt mit Jori und Esteban. In der Hoffnung, die Schafe nicht aufzuschrecken, lenkten sie die Pferde zuerst weg von der Hügelkuppe, um dann in weitem Bogen dahinterzugelangen. Geröll und felsiger Grund taten den Hufen der Pferde nicht gut, und Disteldornen rissen ihnen Wunden ins Fell, wenn sie sich durch dichtes Gestrüpp zwängen mussten.
    »Ich glaube, sie haben uns bemerkt«, sagte Esteban, der seine Augen nicht von den Schafen gelassen hatte.
    Mehrere Muttertiere hatten die Köpfe erhoben und äugten aufmerksam in alle Richtungen. Einige begannen, sich langsam von der Hügelkuppe abzusetzen.
    »Wir müssen uns beeilen, sonst sind sie weg«, meinte Jori.
    Arnaut spannte die Sehne auf seinen Bogen. Die Anstrengung ließ ihn einen Augenblick lang vor Hunger schwindelig werden, so dass er fast fürchtete, aus dem Sattel zu fallen. Er schüttelte ärgerlich den Kopf und atmete tief durch. Dann gab er Amir die Sporen. Sie änderten die Richtung, um den Wildschafen den Weg abzuschneiden.
    Plötzlich ein dumpfer Aufschlag und ein gurgelnder Schrei. Erschrocken blickte Arnaut sich um. Es war Esteban. Ein Pfeil hatte ihm den Oberkiefer zertrümmert und ragte am Nacken wieder heraus. Und als der Junge die Zügel fahren ließ und nach der Wunde griff, traf ihn ein zweiter mitten auf der Brust und durchschlug die Ringe seiner Panzerung.
    Arnaut sah ihn noch aus dem Sattel gleiten, ehe er selbst einen wuchtigen Schlag im Oberschenkel verspürte. Noch drei Pfeile zischten heran. Einer glitt von Arnauts gepanzerter Schulter ab. Auch die anderen verfehlten knapp ihr Ziel. Statt Angst durchzuckte ihn eine unbändige Wut. Diese verfluchten Hinterhalte! Hinter Büschen entdeckte er

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