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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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eine Bewegung und gab Amir sofort die Sporen. Es konnten nur wenige Angreifer sein, sonst wären sie alle drei schon tot. Als der Hengst durchs Gestrüpp brach, sah er fünf Turkmenen, die wie wild davonrannten, wahrscheinlich zu ihren kleinen, wendigen Pferden, die irgendwo im Dickicht versteckt sein mussten.
    Noch im vollen Galopp zog er die Bogensehne bis ans Ohr und ließ den Pfeil davonschnellen. Im Rücken getroffen, brach einer der Kerle zusammen. Ein zweiter Pfeil durchbohrte die Lende eines anderen, der sich, mit einem krummen Schwert in der Hand, umdrehte, um sich zu wehren. Bevor er die Klinge heben konnte, war Jori schon heran und spaltete ihm mit einem Hieb den Schädel.
    Ein weiterer Turkmene zerrte an seiner Bogensehne, verfehlte Jori jedoch, der unerwartet sein Pferd herumgerissen hatte. Arnauts Pfeil dagegen traf den Kerl mitten ins Gesicht und riss ihn von den Füßen. Den letzten beiden Fliehenden galoppierte Jori hinterher. Arnaut legte noch einmal an und zielte sorgfältig. Trotz der Entfernung fällte er einen von ihnen mit einem Treffer in den Nacken. Der andere blieb in Panik stehen und warf die Waffen fort. Doch sein Blut spritzte hoch, als Jori ihm mit einem Hieb den Kopf von den Schultern trennte. Arnaut ließ den Bogen sinken und sah zu, wie Jori vom Pferd sprang und mit Befriedigung die Turkmenen erledigte, die noch atmeten.
    »Du bist getroffen«, stellte er fest, als er den Pfeil aus Arnauts Schenkel ragen sah.
    »Kümmere dich um Esteban. Ich komme zurecht.«
    Die Wucht des Pfeils war durch Kettenpanzer und
gambais
gebremst worden. Trotzdem war die Spitze noch tief in den Muskel eingedrungen. Er wusste, es war besser, sie gleich herauszuziehen, bevor es zu schmerzhaft wurde und er den Mut verlor. Er bekreuzigte sich, packte den Schaft mit beiden Händen und biss die Zähne zusammen. Ein heftiger Ruck und mit einem Schmerzensschrei kam die blutige Spitze zum Vorschein.
    »Merda«,
fluchte er und warf den verdammten Pfeil weit von sich in die Büsche. Er wendete Amir und ritt zu Esteban, der mit glasigen Augen im Gras lag.
    »Er ist tot«, sagte Jori, der sein Pferd am Zügel hielt und auf den gefallenen Freund hinabstarrte.
    Arnaut war für einen Augenblick wie gelähmt. Esteban war nicht der beste Krieger gewesen, aber beliebt bei allen. Ein fröhlicher Junge. Sie würden mehr als nur seine Stimme vermissen.
    »Die müssen hinter den Schafen her gewesen sein«, sagte Jori. »So wie wir.«
    Arnaut wünschte, er hätte auf die Jagd verzichtet. Was zum Teufel hatte die Turkmenen bewogen, sie anzugreifen? Wahrscheinlich hatte ihr Hass sie alle Vorsicht vergessen lassen. Nun waren sie tot, wie auch Esteban. Was für eine unsinnige Verschwendung an Menschenleben war dieser elende Krieg. Die Wunde hatte zu schmerzen begonnen, und vom Knie abwärts war sein Bein rot vor Blut, das vom Steigbügel auf den Boden tropfte.
    Severin und die anderen tauchten auf und machten lange Gesichter, als sie sahen, was geschehen war. Sie hatten tatsächlich eines der Wildschafe erlegen können. Zumindest für einen Abend würde man sich satt essen können. Nach einigem Suchen fanden sie die Pferde der getöteten Turkmenen, zu wertvoll, um sie zurückzulassen. Auch Estebans Leiche nahmen sie mit.
    Bei Sonnenuntergang, nachdem die
militia
das Lager aufgeschlagen hatte, versammelten sich die Gefährten zu einer bescheidenen Beerdigung. Mit gesenktem Haupt und schwerem Herzen stimmten sie ein, als Bruder Aimar das Gebet sprach. Dann betteten sie den Leichnam des jungen Ritters in die kühle Erde Anatolias.
    Als die feierliche Handlung vorüber war, ließ Arnaut es endlich zu, dass Elena seine Wunde auswusch und verband. Und nach dem Verzehr des wenigen Fleisches, das das Wildschaf hergegeben hatte, entfloh er den Gesprächen der Kameraden und zog sich in sein Zelt zurück. Dort lag er mutlos im Halbdunkel des schwachen Scheins, der von den Lagerfeuern über die Planen flackerte.
    Viele waren von ihnen gegangen. Warum berührte ausgerechnet Estebans Tod ihn so besonders? War es, weil er erst vor wenigen Tagen geschworen hatte, sie alle heil nach Antiochia zu führen? Es kam ihm vor, als würde Gott seine Bemühungen verhöhnen. Die Wunde peinigte ihn. Aber es war ein Schmerz, den er willkommen hieß, denn er fühlte sich für Estebans Tod verantwortlich, hatte ihn nicht beschützen können. Nun lag der Junge in fremder Erde. Seine Familie würde niemals das Grab besuchen können, nicht einmal wissen, wo man ihn

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