Die Hure Babylon
Verpflegung, aber vor allem Schiffe zu liefern.
»Warum geht das nicht schneller?«, fragte er gereizt, als sie ihm neue Ausreden auftischten. »Ihr müsstet doch begierig sein, uns endlich loszuwerden.«
»Wir tun unser Bestes, mein guter Graf«, sagte Landolfo mit einem ebenfalls genervten Seufzer. »Nur zaubern können wir leider nicht.«
»Und bei dem bisschen Geld, das Ihr bietet«, fügte Alexandros mit Hilfe eines Übersetzers hinzu, »solltet Ihr nicht zu wählerisch sein.«
»Mehr Bares hat der König mir nicht gegeben«, erwiderte Thierry grimmig. »Aber was ist mit den großzügigen Schuldscheinen, die er Euch für die Überfahrt überlassen hat?«
»Schuldscheine.« Alexandros zog geringschätzig die Mundwinkel herunter, als wären die Papiere nicht wert, sich damit auch nur den Hintern abzuwischen. »Kapitäne und Seeleute wollen ihr Geld sofort und nicht erst Monate später, wenn überhaupt.«
Thierrys Brauen zogen sich angriffslustig zusammen. »Wollt Ihr etwa das Wort unseres Königs in Frage stellen?«
»Natürlich nicht«, beeilte Landolfo sich, ihn zu beschwichtigen. Der Graf war ein beeindruckender Mann, und man sollte vermeiden, ihn allzu sehr zu verärgern. Immerhin könnten die Franken versucht sein, die Stadt zu plündern. »Wie ich schon sagte, mein werter Graf, wir tun unser Bestes. Nur ein wenig Geduld.«
Wieder einmal musste Thierry unverrichteter Dinge abziehen. Aus Sicherheitsgründen verlegte er das Lager näher an die Ringmauer der Stadt. Im schlimmsten Fall würde man sich dahinter zurückziehen können. Und um die Männer zu beschäftigen, befahl er den Fußtruppen, einen äußeren Erdwall um das Lager aufzuwerfen. Die Pferde hatten sich erholt, seitdem sie frisches Frühlingsgras zu fressen bekommen hatten, und so wurde die verbliebene Reiterei, darunter auch die Tolosaner, täglich ausgesandt, um Ausschau nach dem Feind zu halten.
Eines Nachmittags, es hatte seit vielen Tagen nicht geregnet, näherte sich ohne Vorwarnung eine gewaltige Staubwolke der Stadt, als hätte sich ein Höllenschlund geöffnet. Die Erde bebte dazu. Und als die Leute noch rätselten, was das sein könnte, tauchten berittene Seldschuken aus der Wolke auf und jagten in vollem Galopp auf das Lager zu.
Nun ließen auch die türkischen Kriegstrommeln keinen Zweifel mehr daran, was zu erwarten war. Überall im Lager hasteten Fußtruppen zu ihren Waffen, um den halb fertiggestellten Wall zu besetzen. Menschen irrten umher, Panik machte sich breit, schon fielen die Ersten unter den Pfeilen des Feindes.
Thierry, hoch zu Ross, ließ in aller Eile eine lange Schildwand aufstellen, um die noch ungeschützte Seite des Lagers zu verteidigen. Den Wall vermieden die Türken, aber hier ritten sie immer wieder heran, schossen tödliche Pfeile ab oder versuchten, sich ihren Weg durch die dünnen, sich gerade erst formierenden Linien der fränkischen Fußtruppen zu hacken.
»Wo ist unsere Reiterei, verflucht noch mal?« Ferran zog sich hastig die Kampfhandschuhe über und hängte sich den Schildriemen über die Schulter.
Er und einige andere aus Arnauts Truppe waren zurückgeblieben, um über Zelte und Frauen zu wachen. Sie waren ohne Reittiere, denn was die Gefährten noch an Pferden besaßen, hatten sie den anderen überlassen, die sich jetzt irgendwo da draußen in der verdammten Landschaft herumtrieben. Nur nicht hier, wo sie gebraucht wurden.
Der
Comte
d’Alsace kam auf seinem Gaul herangeprescht und brüllte, alle Frauen und Pilger sollten sich gefälligst hinter der Stadtmauer in Sicherheit bringen. Dann ritt er weiter, um an anderer Stelle für Ordnung zu sorgen oder die Krieger in der Schildwand anzufeuern, schneller die Lücken zu füllen und standhaft zu bleiben. Als an einer Stelle Männer zu weichen begannen, trieb er sie mit blankem Schwert und wilden Flüchen zurück in die Reihe. Pfeile umschwirrten ihn, und es war allein Fortuna oder Gottes Gnade zu verdanken, dass er unverletzt blieb.
»Los, ihr habt gehört«, rief Ferran. »Ab zum nächsten Stadttor. Aber bleibt dicht beisammen, damit ich euch im Auge behalten kann.«
Elena schlang das Lederbündel über die Schulter, in dem sie ihre wertvollsten Habseligkeiten aufbewahrte. Aimar packte die Zügel seiner Flora, und Joana half der Sklavin Munira, hastig die Tuchschlinge mit dem Säugling um die Brust zu binden.
Das Kind spürte die Angst um sich herum und schrie zum Erbarmen. Auch die anderen Weiber aus Arnauts Truppe, einige wie Munira mit
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