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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Männern gefolgt.« Er lenkte sein Schlachtross näher und bot Arnaut den Handschlag an. »So sind wir ihnen in den Rücken gefallen. Ich fürchte, die hätten sonst noch Schlimmeres angerichtet.«
    »Dann danke ich dir für deine Hilfe«, antwortete Arnaut und schlug ein. »Aber du weißt, die kommen wieder.«
    Reynaud lachte. »Ich freu mich drauf.«
    Arnaut sah sich benommen um. Wo waren Elena und die anderen? Ihnen galt seine erste Sorge. Jetzt erst gewahrte er die Menschenmenge, die unterhalb der Stadtmauern wogte.
    »Dort drüben müssen sie sein«, sagte Severin und ließ sich müde aus dem Sattel gleiten.
    »Ich sehe sie«, rief Constansa und sprang ebenfalls vom Pferd. Sie lief der kleinen Gruppe entgegen und schloss Elena in die Arme, die Muniras Säugling trug. »Was ist mit der Sarazenin?«
    Nun erkannte sie es selbst, als Ferran und ein anderer der Männer Munira heranschleppten und sie vorsichtig ins zertrampelte Gras legten. Ein Seldschukenpfeil hatte ihre linke Schulter durchschlagen. Er war von hinten eingedrungen, und vorn ragte die blutige Spitze hervor. Muniras Lider flatterten, und ihre Augäpfel verdrehten sich. Dann verlor sie das Bewusstsein.
    ♦
    »Warum seid Ihr so erpicht darauf, Aleppo einzunehmen?«, fragte König Louis und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Er saß auf seinem Pferd, das unruhig mit dem Schweif um sich schlug, und starrte auf die fernen Stadtmauern am flirrenden Horizont. Es war ein außergewöhnlich warmer Tag für Anfang April, und der König bekam eine Ahnung davon, wie es hier im Sommer sein würde, welche Strapazen ein Feldzug in der heißen Jahreszeit seinen Rittern abverlangen würde.
    »Warum habt Ihr uns hergebracht?«, fragte er erneut, nun ein wenig ungehalten. »Ist nicht Edessa unser Ziel? Sind wir nicht den ganzen Weg gekommen, um Edessa zu befreien?«
    An der Spitze von fünfhundert Reitern waren sie seit Tagen unterwegs, weil Raimon darauf bestanden hatte, Louis und seinen fränkischen Heerführern einen persönlichen Eindruck von Landschaft und Gegebenheiten Nordsyriens zu vermitteln, des Landes, in denen die bevorstehenden Kämpfe stattfinden würden. Sie waren bis tief in die Grafschaft Edessa vorgestoßen, die sich in Feindeshand befand, hatten dann einen weiten Schwenk nach Süden vorgenommen und standen an diesem Nachmittag in Sichtweite der Festungsstadt Aleppo.
    Vor der Höhle des Löwen, wie Raimon sich ausdrückte.
    »Um ehrlich zu sein«, erwiderte Prinz Raimon. »Edessa ist von Christen leer gefegt. Sie sind alle tot oder geflohen. Die Befestigungen befinden sich in einem jämmerlichen Zustand.«
    »Umso leichter, die Stadt zurückzuerobern.«
    »Wir würden trotzdem große Verluste einstecken, denn Edessa ist für die Ungläubigen zu einer Frage des Stolzes geworden.«
    »Wie für uns«, sagte Henri, Bischof von Toul, der mit ihnen geritten war.
    »Natürlich. Aber es würde uns keinen Vorteil bringen.«
    Was er meinte, aber nicht sagen durfte, eine Rückeroberung Edessas würde nur seinem Rivalen zum Vorteil gereichen, dem vertriebenen Grafen Josselin von Edessa, mit dem er im Streit lag, dem Fürstentum Antiochia aber nichts einbringen. Nein, er hatte ganz andere Pläne. Und mit Hilfe der
militia christi
ließen sie sich durchsetzen. Er war deshalb entschlossen, sich diese Gelegenheit nicht entgehen zu lassen.
    »Warum um Ruinen kämpfen, wenn wir den Muslimen einen entscheidenden Schlag versetzen können, von dem die sich nicht mehr erholen würden?« Raimon deutete auf die fernen Stadtmauern. »Aleppo ist der Schlüssel zu der gesamten Region. Sein Emir, Nur ad-Din, ist der mächtigste und einflussreichste Fürst Syriens und Palästinas. Er schürt den Heiligen Krieg gegen uns. Wenn wir ihn besiegen, fällt uns alles zu. Edessa, Aleppo und Schaizar werden uns gehören. Und Homs, ja sogar Damaskus werden uns Tribut zahlen. König Balduin hätte den Rücken frei und könnte über einen Feldzug gegen Ägypten nachdenken.«
    »Und Ihr wäret mit solchen Gebietserweiterungen nicht länger am Gängelband der Byzantiner«, stellte
Comte
Amédée de Savoie mit einem listigen Grinsen fest. Er hatte verstanden, um was es Raimon ging. Seine Bemerkung erinnerte die anderen daran, dass Antiochia offiziell ein Lehen des Kaisers von Konstantinopel war, ein Umstand, der allen Latinern gegen den Strich ging.
    »Und bräuchtet nicht mehr zu fürchten, einen orthodoxen Patriarchen vor die Nase gesetzt zu bekommen«, fügte Bischof Henri mit grimmiger

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