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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Einhalt gebieten, bevor es zum Flächenbrand kommt.«
    »Gerade deshalb wende ich mich an Euch,
Mossenher.
Ich bewundere Eure Einstellung zu dieser Frage, denn Ihr empfehlt doch, sich mit diesen Ketzern vernünftig auseinanderzusetzen, mit ihnen zu reden, sie vom wahren Weg zu Christus zu überzeugen, so wie Ihr es selbst auf dieser Reise tut.«
    »Ja, weil ich fürchte, Gewalt könnte sie nur noch verstockter machen, ihnen immer mehr Anhänger zutreiben.«
    Kaum hatte er das gesagt, blitzte es in seinen Augen auf. »Ah, ich verstehe«, sagte er und schmunzelte. »Ihr seid nicht nur schön, sondern auch durchtrieben,
Midomna.
Ihr wollt mich an meinen eigenen Worten messen, was diesen Ketzer betrifft.«
    Ich setzte meine beste Unschuldsmiene auf und lächelte.
    »Nun gut. Ich werde mit Leveson reden. Aber Euer Schützling wird gefälligst aus Narbona verschwinden. Und mit seinen aufrührerischen Reden soll es ein Ende haben.«
    »Versprochen«, sagte ich.
    Nachdem er sich verabschiedet hatte, blieb ich niedergeschlagen zurück. Wie konnte dieser Mann so freundlich und liebenswert im Umgang sein, wenn er gleichzeitig eine Botschaft gnadenlosen Hasses predigte, die in diesen Tagen alles übertönte und gegen die man machtlos geworden war. Ich hätte nichts lieber gewünscht, als mich mit ihm zu streiten, ihn zu widerlegen, aber was hätte es genützt?
    Zumindest war es mir gelungen, ihnen ein einziges Menschenkind zu entreißen, auch wenn dies wenig bedeutete im Angesicht der Abertausende, die in diesem heiligen Brand unterzugehen drohten. Ich kniete nieder und flehte zu Gott, mir Arnaut und die vielen anderen heil zurückzubringen.

Der Prinz von Antiochia
    N ur drei Tage dauerte die Überfahrt bis Antiochia, dank stürmischer Westwinde, die allerdings wenig zur Bequemlichkeit der Reisenden beitrugen. Der halbe Hofstaat hing mit grünen Gesichtern über der Bordwand oder klammerte sich angstvoll an Wanten und Masten. Auch die Königin war froh, als man endlich eines Nachmittags die langen Sandstrände nördlich der Mündung des Orontes sichtete und bald darauf in den Hafen von Saint Simeon einlief.
    Der Ort war das antike Seleucia Pieria, inzwischen nach dem nahe gelegenen Kloster umbenannt, und diente schon immer als Hafen von Antiochia.
    Alienor verlangte, unter den Ersten von Bord zu gehen, und betrat mit noch unsicheren Beinen, aber voll ungeduldiger Vorfreude den Boden des glorreichen Fürstentums. Dies war für sie geheiligte Erde, wo Christenkrieger des ersten bewaffneten Pilgerzugs so schrecklich geblutet hatten, wo sie mit Ausdauer und List die mächtige Stadt an sich gebracht und dann mit Hilfe der Heiligen das Türkenheer überwältigt hatten, das gegen sie ausgesandt worden war.
    Antiochia war ihrer
familia
ganz besonders verbunden, denn hier hatte sich ihr Großvater, der Herzog Guilhem von Aquitania, vor fünfzig Jahren aufgehalten, wenn ihm auch persönlich kein Kriegsglück beschieden gewesen war. Aber vor allem, weil hier nun ihr Oheim Prinz Raimon herrschte, Guilhems jüngster Sohn, als Fürst eines der vier latinischen Eroberungen Outremers. Von hier aus und mit seiner Hilfe würden sie endlich ihr Versprechen einlösen und Edessa den Türken entreißen können.
    Während der König und seine Anführer sich um die Landung der Mannschaften kümmerten, begab sich Alienor zum nahen Kloster Saint Simeon, um Gott für die glückliche Überfahrt zu danken.
    Allerdings war ihr unwohl bei dem Gedanken an die Menschen, die man in Attalia zurückgelassen hatte. Darüber war es zwischen ihr und Louis zum Streit gekommen. Einerseits war Alienor froh, den Strapazen eines erneuten langen Marsches entflohen zu sein, umso mehr jedoch plagte sie das Gewissen. Auch des Königs Versicherungen halfen wenig, er habe Thierry d’Alsace mit genügend Mitteln ausgestattet, um sich mit allen Kriegern, Pilgern und Frauen bei allernächster Gelegenheit ebenfalls einzuschiffen. Zu wenig Vertrauen hatte sie in die Griechen. Und es bedurfte keiner militärischen Erfahrung, um zu wissen, dass die Seldschuken Thierry nicht friedlich ziehen lassen würden.
    Doch am nächsten Morgen wurde sie durch die Ankunft des Fürsten Raimon, an der Spitze seiner Ritter, von diesen Sorgen abgelenkt. Der war bei der ersten Kunde ihrer Landung aufgebrochen und hatte sich nicht gescheut, die halbe Nacht im Sattel zu verbringen. Nun sprang er in schimmernder Rüstung von seinem prächtigen Schimmel, ging auf den König zu und ergriff mit großer

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