Die Hure Babylon
sie auf eine breite, von unzähligen Tieren ausgetretene Spur, die von Westen heranführte und weiter in Richtung Stadt verlief.
Joan betrachtete eingehend die Masse an Hufabdrücken. »Sie müssen erst kürzlich hier durchgekommen sein.«
Bertran schickte noch einen Reiter zurück. Und es dauerte nicht lange, da kam Archambaud selbst mit Gefolge herangeprescht. Er war ein kräftiger Mann in den frühen Fünfzigern mit einem gewaltigen Schnurrbart im Gesicht, auf dem er sorgenvoll kaute, während er auf die breite Spur starrte.
Neben ihm saß Reynaud de Chastillon im Sattel, der Türkenschlächter vom Mäander. »Wir haben sie gefunden,
bon Dieu
«, rief der und grinste, als könne er es nicht abwarten, sich endlich wieder mit den Türken zu messen.
Archambaud warf ihm einen gereizten Blick zu, bevor er sich an die anderen wandte.
»Jetzt,
Messeigneurs,
heißt es sich beeilen«, bellte er und gab den Befehl, zum Angriff zu blasen. »Gib Gott, dass wir noch rechtzeitig kommen.«
Mit fliegenden Fahnen setzte sich die Kolonne in Bewegung. Trotz aller Eile behielten sie eine leichte Gangart bei, um die Tiere nicht frühzeitig zu ermüden. Auch auf weitere Hornsignale wurde verzichtet. Mit Glück würden sie den Feind überraschen können.
Als sie sich dem Lager näherten, formierten sich die Ritter in fächerförmig breiter Front. Die Türken hatten die Gefahr in ihrem Rücken noch nicht bemerkt, wie es schien. Es waren weniger als befürchtet, dennoch klafften gefährliche Lücken in der fränkischen Schildreihe, und es war offensichtlich, dass die hastig zusammengestellten Fußtruppen mächtig bedrängt wurden.
Die Ritter brauchten keine weiteren Befehle. Sie gaben ihren Gäulen die Sporen, und ohne Rücksicht galoppierten sie durch Gärten und Felder, zertrampelten Beete, setzten über Bewässerungsgräben und brachen durch niedrige Hecken. Arnaut ritt an der Spitze seiner Männer, die sich am rechten Flügel der breiten Reiterfront befanden.
Als sie näher kamen, bemerkte er, dass eine Masse von türkischen Reitern an einer Stelle die Verteidigungslinie durchbrochen hatte und die Schildreihe von hinten aufzurollen drohte. Andere waren bis in die Zeltstadt vorgedrungen, um ungeachtet des heißen Kampfes zu plündern.
Arnaut krampfte sich das Herz zusammen, denn dort zwischen den Zelten wähnte er Aimar und die Frauen. Ferran und seine Handvoll Männer waren zu wenige, um sie zu beschützen. Wild blickte er um sich. Der kürzeste Weg zu den Zelten war über den unfertigen Wall, der von Fußtruppen besetzt gehalten wurde. Arnaut hob den Arm und rief seinen Reitern zu, ihm zu folgen. Ohne genau zu wissen, was er tat, lenkte er seinen Hengst direkt auf den mannshohen Erdwall zu.
Die Truppen auf dem Wall sahen sie kommen und stoben rechtzeitig zur Seite. Amir war mit zwei Sätzen auf der Krone, und halb schlitterte, halb sprang er auf der anderen Seite hinunter. Nicht allen gelang das Gleiche. Einer der Gäule brach sich das Bein, ein Reiter stürzte aus dem Sattel und blieb bewusstlos liegen. Arnaut nahm dies nicht wahr. Er gab Amir erneut die Sporen und hetzte weiter.
Staub wirbelte in der Luft, der Rauch von Zelten, die Feuer gefangen hatten, Waffengeklirr und die wilden Schreie der Kämpfenden in der Schildwand fügten sich zu einem wüsten Durcheinander. Arnaut stürzte sich auf den ersten Feind und durchbohrte ihn mit der Lanze. Dann riss er das Schwert aus der Scheide. Sein Hieb ließ einen zweiten aus dem Sattel sinken. Die Kameraden hatten aufgeschlossen, und gemeinsam trieben sie die Türken, die zum Plündern abgesessen waren, vor sich her. Die Anspannung der letzten Monate, die ständigen Verluste, die allgemeine Verbitterung, all das entfachte eine solche Wut unter den Rittern, dass sie wie Berserker wüteten.
Die Überraschung und der furiose Ansturm von zwei Seiten waren genug, um die Seldschuken auseinanderzutreiben. Die Männer in der Schildwand jubelten und stürmten ihrerseits vor, schlitzten Pferdebäuche auf und zerrten Türken von den Gäulen, wo sie ihrer habhaft werden konnten. Und plötzlich, wie ein Spuk, war der Kampf vorbei, die Seldschuken galoppierten, Tote und Verwundete zurücklassend, davon.
Arnaut nahm den Helm ab. Schweiß rann ihm in Strömen vom Gesicht. Plötzlich fand er sich Auge in Auge mit einem blutbespritzten Reynaud de Chastillon, der verwegen grinste und ihm zuwinkte.
»Du bist ein Teufelskerl, Montalban. Ich sah dich über den Wall reiten und bin dir mit meinen
Weitere Kostenlose Bücher