Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
Vom Netzwerk:
über den Orontes näherte, wurde es von einer begeisterten Menschenmenge empfangen, die den Weg vor den Hufen ihrer Pferde mit frischen Blüten bestreute und sich von den fränkischen Bischöfen an der Seite des Königs segnen ließ. Im Triumph ritten die Ankömmlinge über die Brücke, passierten das mächtige Stadttor und ließen sich auf der breiten Prachtstraße, die zum Prinzenpalast führte, von jubelnden Menschen feiern.
    Alienor war verwirrt. Mit knapper Not waren sie den Türken entkommen, der Großteil des Pilgerzugs harrte noch in Attalia aus, und doch wurden sie hier empfangen, als hätten sie einen großen Sieg errungen.
    Auch im Palast setzte sich die Huldigung in ähnlicher Weise fort. Der Hofstaat des Fürstentums stand Spalier, Männer wie Frauen in prächtigen Gewändern verbeugten sich, Hände streckten sich ihnen entgegen, Gesichter lächelten erwartungsvoll.
    Prinz Raimon stellte ihnen den lateinischen Patriarchen der Stadt vor, Aimery de Limoges, ein allerseits respektierter Kirchenmann und Gelehrter, der es Raimon ermöglicht hatte, Constance, die eigentliche Erbin, vor zwölf Jahren zu ehelichen und so die Herrschaft über das Fürstentum zu übernehmen.
    Nachdem Alienor den Ring des Patriarchen geküsst hatte, wandte sie sich der jungen Fürstin zu. Die hatte, wie sie wusste, mit ihren einundzwanzig Jahren dem Prinzen bereits vier Kinder geschenkt, darunter einen männlichen Erben. Ein Glück, das Alienor selbst noch nicht beschieden war. Trotz ihres normannischen Blutes schien Constance mit ihren dunklen Haaren und kräftigen Brauen eher nach der armenischen Großmutter zu schlagen. Auch der selbstbewusste Geist, der aus ihren Augen sprach, erinnerte an die Willensstärke ihrer Mutter Alice, die sich nach dem Tod ihres Mannes lange gesträubt hatte, die Herrschaft über das Fürstentum aus der Hand zu geben.
    Die beiden jungen Frauen küssten sich freundlich die Wangen, jedoch nicht ohne eine gewisse abwartende Zurückhaltung. König Louis und der Patriarch fanden schnell Gemeinsames zu plaudern. Und während der Prinz sich weiter mit Alienor beschäftigte, legte Constance den Arm wie zufällig um seine Hüfte, wobei sie Alienor herausfordernd musterte, eine Botschaft zwischen Weib und Weib, die deutlicher nicht hätte sein können.
    ♦
    Eine Woche war es her, seit der König und die Mehrzahl der Ritter sich nach Antiochia abgesetzt hatten. Die Zurückgelassenen in Attalia warteten täglich auf die Rückkehr der Schiffe und auf weitere, die der Lombarde Landolfo versprochen hatte, um auch sie aufzunehmen.
    Doch es kamen keine.
    Nur an Ausflüchten herrschte bei den Griechen kein Mangel. Das schlechte Wetter sei schuld, und tatsächlich war es seit Tagen stürmisch gewesen. Es mangele an geeigneten Truppentransportern in den benachbarten Häfen, oder andere eilige Aufträge der kaiserlichen Verwaltung hätten Vorrang und so weiter und so weiter.
    Thierry d’Alsace, der tapfere
Comte
de Flandre, der sich zusammen mit Archambaud de Bourbon erboten hatte, die Verantwortung für den Rückzug der restlichen Truppen, ihren Frauen und den vielen Pilgern und Mönchen zu übernehmen, war nicht der Einzige, der sich Sorgen machte. Immer öfter waren in den letzten Tagen Kundschafter der Seldschuken gesichtet worden. Der Feind schien sich erneut zu sammeln, ein Angriff war nicht länger auszuschließen.
    Die Stimmung war daher gedrückt, die Mannschaften wurden zunehmend unruhig. An den Lagerfeuern wurde geredet, dass der König, die Fürsten und die feinen Herren Bischöfe mit ihren Konkubinen jetzt in Antiochia von goldenen Tellern speisen würden. Der Rest des Heeres würde sie wenig kümmern, ja, man hätte gar nicht vor, sie abzuholen. Zudem machten schaurige Geschichten die Runde, was die Türken mit ihren Gefangenen anstellten, wobei Verschleppung und Sklaverei noch die mildesten der zu erwartenden Greuel waren. Viele drängten darauf, dass man nicht länger warten, sondern sich auf eigene Faust durchschlagen solle, bevor es dafür zu spät sein würde.
    Comte
Thierry, ein besonders erfahrener Krieger und Anführer, hielt nichts von solchen Vorschlägen. Zu Fuß durch feindliches Gebiet ohne Führer, über unwegsame Berge oder entlang der felsigen Küsten, das würde nur ihren Tod bedeuten.
    Wieder einmal, wie jeden Tag, war er im Palast des Statthalters vorstellig geworden, um Alexandros Stavros und den Lombarden Landolfo zu drängen, endlich ihren Vertrag zu erfüllen und bessere

Weitere Kostenlose Bücher