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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Befriedigung hinzu. »Schluss mit den griechischen Einmischungen.«
    Der König schwieg.
    Ob sich die byzantinische Lehnshoheit über Antiochia so leicht abschütteln ließ, bezweifelte er. Überhaupt mochte er diesen Raimon, diesen Oheim seiner Gemahlin, nicht besonders, obwohl er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Zu selbstsicher, zu eitel, den Kopf voller luftiger Gedanken. Dabei hatte er ihn bisher selten in der Kirche gesehen. Und dann andauernd diese Tuscheleien zwischen ihm und Alienor. Wenn sie wenigstens Fränkisch sprechen würden statt ihres südlichen Kauderwelsches.
    Überhaupt kamen ihm die latinischen Adeligen von Antiochia recht seltsam vor. Diese leichten Gewänder, in denen Männer irgendwie weibisch wirkten. Das fremde Essen, das ihm während der ersten Tage nichts als Durchfall beschert hatte. Feste und Empfänge ohne Ende, orientalische Musik, die in den Ohren schmerzte. Allein schon deshalb war ihm die Kathedrale Saint Pierre eine Zuflucht geworden. Dort konnte er wenigstens die schönen Stimmen der Mönche hören und Trost im Gebet finden, während die Herren der Stadt sich in ihren Bädern suhlten, von Sklavinnen massieren ließen und weiß Gott was auf seidenen Kissen trieben. Nein, mit dieser Lebensart wusste er wenig anzufangen. Was unterschied diese Leute eigentlich noch von den Ungläubigen? Und was ihn besonders ärgerte, Alienor fand das alles natürlich wahnsinnig aufregend, konnte nicht genug von all dem fremden Zeug bekommen.
    »Dürfen wir Eure Meinung hören,
Sire?
« Raimons Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Wie meint Ihr?«, fragte er etwas benommen.
    »Seid Ihr einverstanden, dass Aleppo unser vorrangiges Ziel sein sollte,
Sire?
«
    Der König bedachte den Prinzen mit einem misstrauischen Seitenblick. Der Mann sah gut aus, wie alle aus dieser Familie. Aber zu viel an leiblicher Schönheit kann ein Fluch sein. Es verdirbt die Seele und führt zum Laster. Auch Alienor war viel zu lieblich, als es für sie gut war. Ob sie? Nun, daran wollte er nicht denken.
    »Ich sehe hier äußerst starke Befestigungen«, erwiderte er mürrisch und deutete auf die beeindruckenden Mauern der Stadt. »Keine leichte Sache.«
    »Holz für Belagerungsmaschinen können wir liefern«, sagte Raimon. »Handwerker auch. Zugtiere und Feldschmieden dürften keine Schwierigkeiten darstellen. Wir sind auch in der Lage, das Heer für längere Zeit gut zu versorgen. Uns hier in Outremer hat es einfach nur an kampffähigen Männern gefehlt.«
    »Die haben wir ja jetzt«, warf Amédée selbstzufrieden ein.
    »Und doch habt Ihr, wie auch die Alemannen, große Verluste hinnehmen müssen.«
    »War nicht zu vermeiden.«
    Trotz aller Ehren, die man den Ankömmlingen aus der alten Heimat entgegenbrachte, war bei den Männern aus Outremer ein gewisser Unmut spürbar, auch wenn man diesen nicht in Worte fasste. Durch die Niederlagen der
militia
war der Ruf der Unbesiegbarkeit fränkischer Ritter ernsthaft angekratzt und dem Spott der Sarazenen ausgesetzt. So jedenfalls konnte man es an den sorgenvollen Mienen der heimischen Edelleute ablesen.
    »Und was ist mit dem Teil des Heeres, den Ihr in Attalia zurückgelassen habt?«, fragte Raimon.
    »Sie werden bald eintreffen«, war die dünnlippige Antwort des Königs. Was mischte dieser Mann sich in ihre Angelegenheiten ein?
    »Es ist ein langer Weg durch feindliches Gebiet«, gab Raimon zu bedenken. »Ihr hättet sie nicht zurücklassen dürfen.«
    »Gott erkennt die Seinen, Prinz«, sagte der Bischof streng. »Er wird sie sicher zu uns geleiten.«
    Raimon warf dem Geistlichen einen gereizten Blick zu. »Dann betet stündlich dafür,
Monseigneur.
Sie werden es brauchen.«
    ♦
    Während König Louis und sein Gefolge einige Tagesreisen entfernt die Befestigungen von Aleppo begutachteten, verbrachte Alienor angenehme Stunden im Garten der jungen Fürstin Constance, umgeben von den Damen beider Höfe.
    Eine gewisse Rivalität oder zumindest Wachsamkeit zwischen diesen beiden Frauen war immer noch spürbar, aber vielleicht bemühten sie sich gerade deshalb um besondere Herzlichkeit im Umgang miteinander.
    Constance verwöhnte Alienor mit den erlesensten Speisen der levantinischen Küche, machte ihr Geschenke von goldenen Ringen und edelsteinbesetzten Diademen. Und im Gegenzug überreichte ihr Alienor ein kostbares Schachspiel und einige elfenbeinverzierte Schmuckkästchen, Dinge, die sie von der unglücklichen Schlacht am Kadmus noch hatte retten können. Und sie

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