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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Schlachten, besonders der am Kadmus, von den letzten Tagen in Attalia und der entsetzlichen Schmach, das halbe Heer zurückzulassen.
    »Er ist kein Heermeister«, sagte Alfons und meinte König Louis. »Das lässt auch für die nächste Zukunft nichts Gutes ahnen. Zumindest war es klug, den Templern zu vertrauen. Und was ist dann in Antiochia vorgefallen? Du warst bei Hofe, sagt Bertran.« Er lächelte seinem Sohn zu, und man merkte, dass er ihm sehr zugetan war.
    »Es wird darüber gestritten, wie es weitergehen soll«, sagte Arnaut. »Von Edessa keine Rede mehr. Der Prinz will gegen Aleppo marschieren, die Königin unterstützt ihn dabei.«
    Alfons lachte kurz auf. »Weiß der Teufel, wozu das noch führen soll, aber wir werden immer mehr von … Weibern beherrscht, habt ihr das schon gemerkt? Alienor scheint mehr
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zu haben als ihr Louis. Und morgen wirst du diese Melisende kennenlernen, ein Weib mit Haaren auf den Zähnen. Na, und deine Ermengarda ist ja auch nicht ohne. Wie geht es ihr übrigens?«
    »Gut, soviel ich weiß.«
    »Freut mich. Auch wenn ihr beide damals meine Pläne durchkreuzt habt. Aber ich trage ihr nichts nach.«
    Alfons war ein guter Verlierer gewesen, wie Arnaut sich erinnerte. Er berichtete nun in allen Einzelheiten, was die Königin Alienor in Sachen Tripolis gesagt hatte.
    »Das kommt uns sehr zupass«, bemerkte Alfons zufrieden. »Besonders die Stimme des Königs wird in dieser Sache viel Gewicht haben.« Er fuhr seinem Sohn mit einer zärtlichen Geste durch die Haare. »Wir werden noch einen rechten Fürsten aus dir machen, mein Junge. Du wirst sehen.«
    Arnaut fragte sich, ob er seinen ehelichen Kindern daheim in Tolosa wohl auch so viel Liebe entgegenbrachte wie den beiden unehelichen.
    ♦
    Königin Melisende war in Begleitung einer Hundertschaft Ritter angereist. Zum ersten Mal sah Arnaut die goldenen Kreuze vor silbernem Grund auf den stolzen Bannern des christlichen Königreichs Jerusalem.
    Nach Graf Alfons’ Beschreibung hatte er sich Melisende als männerfressenden, feuerspeienden Drachen vorgestellt. Umso mehr überraschte ihn ihre natürliche Freundlichkeit, mit der sie am Morgen alle Versammelten begrüßte. Ihre Schwester Hodierna umarmte sie herzlich, von Alfons ließ sie sich die Wangen küssen, und auch mit den anderen Edelleuten, die vor ihr das Knie beugten, tauschte sie ein paar höfliche Worte aus. Sogar Arnaut bedachte sie mit einem Lächeln, als man ihn vorstellte.
    Und doch ging von ihr eine respekteinflößende Aura aus, die alle Anwesenden in den Bann schlug, selbst Alfons zeigte sich ein wenig befangen in ihrer Gegenwart. Sie war knapp über vierzig, aber immer noch eine anziehende Frau, nicht sehr groß, dunkelhaarig mit kräftigen Augenbrauen, einem großzügigen Mund, der gerne zu lächeln schien. Doch nachdem die Begrüßungen beendet waren und alle sich an der Tafelrunde niedergelassen hatten, wurde ihr Blick kühl und ihr Gesichtsausdruck undurchdringlich. Die Botschaft war deutlich. Ende der Nettigkeiten, Zeit, zur Sache zu kommen.
    Arnaut sah sich um. Nicht weit von seiner Königin saß Josselin de Puylaurens, der ihm einen kalten Blick zuwarf. Der Mann hatte nicht ein einziges Mal nach seinem Kind oder nach Munira gefragt, als hätte es sie nie gegeben, obwohl beide nicht weiter als ein paar hundert Schritt entfernt lagerten. Vielleicht verständlich, wenn er tatsächlich der Geliebte der Königin war, wie behauptet wurde. Kurzzeitig überlegte Arnaut, ob er Puylaurens mit seiner Sklavin in Verlegenheit bringen sollte, verwarf den Gedanken jedoch als kindisch.
    Nachdem Graf Alfons seine Ansprüche dargelegt hatte, trug Raimon von Tripolis die Sicht der Gegenseite vor. Der Mann hatte einen grausamen Zug um den Mund und eine unangenehme Art, Bertran mit verächtlichen Blicken zu bedenken. Alfons musste seinem Sohn mehrmals die Hand auf den Arm legen, um ihn zurückzuhalten.
    Es dauerte nicht lange, bis die Gemüter sich erhitzten. Graf Raimon warf Alfons Habgier vor. Er habe sich nie einen Deut um Outremer gekümmert und wolle sich nun zum Schaden anderer bereichern. Man müsse dem einen Riegel vorschieben, besonders da es um die Sicherheit der christlichen Reiche in Outremer gehe.
    Hodierna beteiligte sich nicht an den Beschuldigungen und Rechtfertigungen beider Seiten, aber ihre wütenden Blicke waren geeignet, Alfons auf der Stelle umzubringen.
    Neben ihrem Bruder saß Beatriz. Arnaut wunderte sich, dass der Graf sie an dieser Versammlung von

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