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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Männern teilnehmen ließ. Natürlich tat dies auch Hodierna, aber für die Töchter Balduins galten wohl andere Regeln. Er versuchte, beide Frauen zu vergleichen. Die Gräfin, eine dunkle, voll erblühte Schönheit, sich ihrer Wirkung bewusst und nicht ohne Hochmut. Alfons’ Tochter dagegen zehn Jahre jünger, goldlockig, Haut wie ein Pfirsich und etwas scheu in dieser Umgebung. Hätte er zwischen ihnen zu wählen gehabt, wäre ihm die Entscheidung nicht leichtgefallen.
    Beatriz schien nicht sonderlich auf das zu achten, was gesagt wurde. Stattdessen überraschte er sie dabei, wie sie ihn beobachtete. Als sich ihre Blicke kreuzten, sah sie schnell weg und tuschelte mit ihrem Bruder. Der blickte zu ihm herüber und zwinkerte ihm zu. Was zum Teufel hatte das nun zu bedeuten?
    Königin Melisende folgte dem bissigen Geplänkel aufmerksam und mit großer Ruhe, und als Graf Raimon begann, ausfällig zu werden, rief sie ihn scharf zur Ordnung. Sie gab sich offensichtlich Mühe, sachlich und unparteiisch zu wirken. Nach einer Stunde ließ sie die Tagung unterbrechen, damit man sich ein wenig die Beine vertreten konnte.
    Vor dem Zelt ergriff Arnaut die Gelegenheit, ein Wort mit Josselin zu wechseln. Er fasste ihn am Arm und zog ihn zur Seite. »Fragst du dich nicht, wie es Munira geht und ob sie überlebt hat?«, raunte er ihm zu.
    »Untersteh dich, etwas davon verlauten zu lassen«, zischte Josselin zurück.
    »Würde es dich in Verlegenheit bringen?«
    »Das geht dich einen Dreck an, Montalban.«
    »Sei beruhigt. Beiden geht es gut. Und sie sind hier im Lager, wenn du sie sehen möchtest.«
    »Was willst du? Soll ich dir Geld für sie geben, damit du mich in Ruhe lässt?«
    »Dein Geld brauche ich nicht. Etwas anderes hätte ich erwartet.«
    Aber darauf erhielt er keine Antwort, sondern nur einen wütenden Blick. Dann ließ ihn Josselin stehen, um sich der Gruppe um Graf Raimon anzuschließen.
    Es fiel Arnaut auf, dass die Teilnehmer der Versammlung jeweils unter sich blieben. Niemand aus Outremer redete mit den Tolosaner Edelleuten, die etwas verlegen um Alfons und Bertran herumstanden. Während der Gespräche hatten sie zugehört, gelegentlich die Brauen gehoben oder den Kopf geschüttelt, aber ansonsten wenig Regung gezeigt. Arnaut hatte das Gefühl, dieser Streit war den meisten unangenehm. Was ging sie Tripolis an oder wem es gehörte? Deshalb waren sie nicht gekommen.
    Bald darauf rief ein Ritter der Königin die Umstehenden zurück ins Zelt, und alle nahmen wieder Platz.
    »Nun, Graf Alfons«, eröffnete Melisende erneut die Sitzung, »was schlagt Ihr vor, um diesen Streit gütlich zu beenden?«
    Alfons genehmigte sich einen tiefen Schluck Wein, bevor er antwortete. »Ich dachte, ich hätte dies deutlich gemacht«, ließ er sich ungerührt vernehmen. »Die bedingungslose Übergabe der Grafschaft, wie es mir als rechtmäßigem Erbe meines Vaters nach … Brauch und Recht zusteht.«
    Graf Raimon sprang auf. »Auf keinen Fall. Eher fließt Blut, als dass ich nachgebe«, brüllte er.
    Auch Hodierna beugte sich vor und funkelte Alfons an. »Selbst deine Königin Alienor wird dir nicht mehr helfen können, nach der Kunde, die uns zugegangen ist.«
    »Welche Kunde soll das sein?«
    »Boten aus Antiochia«, erklärte Melisende in die Runde und fasste mit knappen Worten die besorgniserregenden Neuigkeiten zusammen. »Louis und der Prinz haben sich überworfen. Darin ist wohl Königin Alienor nicht ganz unschuldig. Jedenfalls ist das fränkische Heer auf dem Weg nach Jerusalem, und Antiochia wird sich, wie es aussieht, nicht mehr am weiteren Verlauf des Feldzugs beteiligen.«
    Das löste Bestürzung unter den übrigen Anwesenden aus. Erschrocken sah man sich an, Raunen und Flüstern machten die Runde. Auch Alfons war überrascht. Er saß sehr still und ließ die Worte einen Augenblick lang sinken. Man sah es förmlich in seinem Hirn arbeiten. War das nun gut oder schlecht für sein Anliegen?
    »Aber was hat das mit unserer Erbfrage zu tun?«, fragte er.
    »Weil Louis die königliche Hure unter Arrest gestellt hat«, schrie Raimon. Sein Gesicht war rot angelaufen, Speicheltröpfchen flogen ihm aus dem Mund. »Niemand wird mehr einen Furz darauf geben, was sie sagt. Louis wird auf die Stimme der Vernunft hören.«
    Betroffen sahen sich Vater und Sohn an. Alienor eine Gefangene? Konnte das denn wahr sein? Doch es dauerte nicht lange, da stahl sich ein listiger Ausdruck in Alfons’ Augen.
    »Umso besser«, sagte er. »Wenn

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