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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Banner Tolosas zeigte ihnen, dass sie am richtigen Ort angelangt waren.
    »Da seid ihr endlich«, grinste Bertran, als sie müde von den Gäulen stiegen. »Dachte schon, ihr hättet euch selbständig gemacht.«
    »Was soll uns hier schon locken, außer Sand und Felsen?«, scherzte Arnaut. »Weiß nicht, was dir an diesen steinigen Äckern und ausgetrockneten Hügeln so gefällt.«
    »Was redest du,
ome?
Outremer ist wie ein blühender Garten und der Wein vorzüglich.«
    »Dann lass ihn mal fließen, deinen Wein, unsere Kehlen sind staubtrocken.«
    »Komm mein Lieber, erst einmal sollst du meinen Vater begrüßen und meine Schwester kennenlernen.« Und auf dem Weg zum Zelt des Grafen raunte er ihm zu: »Sie sind alle hier.«
    »Wer?«
    »Hodierna und mein Vetter Raimon. Die Königin Melisende und sogar unser Freund Josselin de Puylaurens.«
    »Sieht es nach einer Einigung aus?«
    Bertran zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen. Aber ich glaube, wir sitzen am längeren Hebel.«
    Sie näherten sich dem prunkvollen Zelt des Fürsten, und als sie an den Wachen vorbei ins Innere traten, fanden sie ihn im Gespräch mit seinen Reiterführern, darunter auch Joan de Berzi, der ihnen fröhlich zuzwinkerte. Graf Alfons erhob sich mit breitem Grinsen.
    »Arnaut de Montalban«, rief er und trat näher. »Lass dich ansehen. Wie lange ist es her? Fünf Jahre? Du siehst erwachsener aus, mein Junge.«
    »Und Ihr seid immer noch der Gleiche,
Mossenher.
«
    Das stimmte nicht ganz. Man sah Alfons durchaus die Jahre an, die vergangen waren, seit sie sich das letzte Mal in Narbona gesehen hatten. Er musste jetzt etwa fünfundvierzig Jahre zählen, und seine dunklen Haare waren von silbernen Strähnen durchzogen. Hochgewachsen, schon immer etwas zu Körperfülle neigend, waren seine bläulichen, glattrasierten Wangen inzwischen voller denn je, und sein Bauchumfang zeugte von reichlich gutem Essen und zu wenig Bewegung. Dennoch war er eine beeindruckende Gestalt und überragte sogar seinen Sohn um eine Handbreit.
    »Das ist der tolldreiste … Kerl, der die Frechheit hatte, mich gefangen zu nehmen«, rief er seinen Baronen gut gelaunt zu. »Und auch noch gänzlich ohne Hosen, und zwar im Bett einer edlen
domna, in … flagranti
sozusagen. Joan hier kann es bestätigen.«
    Die Geschichte war allgemein bekannt, und die anderen Edelleute stimmten in sein fröhliches Gelächter ein. Arnaut hatte bemerkt, dass er immer noch diesen kleinen Sprachfehler besaß. Nicht, dass er wirklich stotterte, aber gelegentlich stockte sein Redefluss, wenn ein Wort ihm nicht so flink von der Zunge gleiten wollte.
    Der Graf legte Arnaut die Hand auf die Schulter. Plötzlich war er ernst geworden, in seinen Augen lag Trauer und Betroffenheit. »Bertran hat mir berichtet. Zu viele gute Männer mussten draufgehen. Nicht wenige habe ich selbst … gekannt.« Er schüttelte den Kopf. »Jedenfalls bin ich froh, dass ihr Freunde geworden seid. Und nun möchte ich dir meine Tochter Beatriz vorstellen.«
    Eine junge Frau erhob sich im Hintergrund des Zeltes. Arnaut hatte sie bisher nicht wahrgenommen. Im Gegensatz zu ihrem Vater und Bruder war sie eher zierlich, so dass sie in den Reitkleidern, die sie trug, etwas unbeholfen aussah. Seidene Gewänder hätten ihr besser zu Gesicht gestanden. Sie näherte sich jedoch mit anmutigen Bewegungen und schenkte Arnaut einen langen Blick aus großen, graugrünen Augen. Das goldblonde Haar trug sie zu einem dicken Zopf geflochten, der ihr bis weit über den Rücken fiel. Sie hob ihm die Hand entgegen, und als er sich zum Kuss darüberbeugte, bemerkte er, wie schmal ihr Handgelenk war.
    »Seid uns willkommen,
Mossenher
de Montalban«, sagte sie mit einem verhaltenen Lächeln, wobei sie ihn abschätzend musterte, als fragte sie sich, mit was für einem Kerl ihr Bruder da wohl befreundet war.
    »Du entschuldigst uns, meine Liebe«, sagte Alfons und tätschelte ihr die Wange. »Wir möchten gern die Lage besprechen.«
    »Natürlich.« Beatriz ließ ihren Blick noch etwas länger auf Arnaut verweilen und verließ dann das Zelt. Auch die anderen Herren verabschiedeten sich, ein Diener brachte Wein und eine Schale Datteln, dann waren sie allein.
    »Bertran hat mir schon ausführlich berichtet, aber ich will alles noch einmal aus deinem Munde hören«, sagte Alfons. »Von Anfang an.«
    Und so erzählte Arnaut das Erlebte aus seiner Sicht, angefangen vom langen Marsch entlang der Küste Anatolias und durch das Mäandertal, von den

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