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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Wenn du verhandeln willst, dann komm in vierzehn Tagen wieder. Und jetzt halt’s Maul und verschwinde.«
    Arnaut verbeugte sich und ließ sich wieder aus dem Palast führen. In der Eingangshalle wurde er jedoch aufgehalten und zu seinem Erstaunen in einen kleinen Nebenraum geführt, wo man ihn allein ließ. Es dauerte nicht lange, und Hodierna betrat den Raum. Sie sah sehr beunruhigt aus.
    »Was Ihr heute vorgetragen habt,
Senher
Arnaut«, eröffnete sie ihm etwas atemlos, »war das Vernünftigste, das ich seit langem gehört habe. Auch ich möchte diese leidige Fehde endlich gütlich beenden.«
    »Danke,
Midomna.
«
    »Aber möglicherweise ist es schon zu spät. Josselin und mein Gemahl haben Euch gerade etwas vorgespielt, nur um Euch hinzuhalten.« Ihre Brauen zogen sich in Zorn zusammen. »Ein Mord hat mir gereicht, ich will nicht länger schweigen. Reitet wie der Wind zurück nach Arima, um Bertran zu warnen.«
    Arnaut erschrak. »Wovor?«
    Die Fürstin zögerte einen Augenblick. Dann atmete sie tief durch, bevor sie weitersprach. »Der Statthalter von Damaskus ist mit fünfhundert Mann unterwegs, um die Burg einzunehmen und alle darin zu töten. Vor allem Bertran. Ein schmutziges Geschäft, das Josselin für diesen Kerl eingefädelt hat, der sich mein Ehemann nennt.«
    ♦
    Sie ritten wie die Teufel, ohne Rücksicht auf andere Benutzer der Straße, so dass ihnen Flüche und Verwünschungen folgten. Steine flogen von den trommelnden Hufen, Staub wirbelte hinter ihnen in der flimmernden Hitze der Levante, Schaum flog in Flocken von den Mäulern der Pferde. Sie verlangsamten ihren Ritt nur, um die Gäule nicht zuschanden zu reiten, hielten kurzzeitig an, um ihnen ein wenig Wasser zu gönnen. Dann ging es weiter.
    Arnaut und Jori redeten kein Wort miteinander, während sie vornübergebeugt in den Steigbügeln standen und nur auf den Weg achteten. Was war zu reden? Sie wussten, was auf dem Spiel stand. Einer langen Belagerung oder einem zum Äußersten entschlossenen Angriff würde die Burg nicht standhalten. Dazu brauchte es zwar einen genügend großen Heerhaufen, aber mit fünfhundert Mann ließe es sich machen. Ihre einzige Hoffnung war, Bertran rechtzeitig zu erreichen und zu bewegen, die Burg aufzugeben. Besser, wieder in den Wäldern zu verschwinden, als sich von den Sarazenen meucheln zu lassen. Gott gebe, dass sie nicht zu spät kamen.
    Arnaut verfluchte sich selbst. Wie gutgläubig war er gewesen, zu meinen, Raimon ließe sich von ehrlichen Absichten beeindrucken. Er hätte klüger sein müssen, sich denken müssen, dass sie nicht aufgeben und sich irgendeine Schufterei ausdenken würden.
    Kurz vor Sonnenuntergang erreichten sie das Dorf unterhalb der Burg. Die Pferde waren völlig erschöpft. Den Rest des Weges würden sie zu Fuß bestreiten müssen. Kaum ritten sie ins Dorf, da lief ihnen Elias aufgeregt entgegen.
    »Dorf ist leer,
Senher.
Alle sich verstecken. Die Türken sind da, die Türken.«
    »Wo?«
    »Belagern die Burg.«
    Arnaut fluchte fürchterlich, und Jori starrte den Alten mit weit aufgerissen Augen an.
    »Joana ist da oben«, stöhnte er.
    »Ich weiß,
merda.
Und all die anderen auch.«
    Sie konnten nichts tun.
    Die ganze Nacht schlichen sie um die Burg herum, vorsichtig, um nicht von den Belagerern entdeckt zu werden. Arima war von allen Seiten eingeschlossen. Nicht einmal eine Maus würde da herauskommen. Schließlich nisteten die beiden sich auf einer gegenüberliegenden Anhöhe ein, um alles zu beobachten.
    Die Damaszener Seldschuken waren anders als jene, gegen die sie in Anatolia gekämpft hatten. Dort hatten sie es fast ausschließlich mit berittenen Truppen zu tun gehabt. Hier waren neben Reitern auch eine Menge gut ausgerüsteter Fußtruppen zu Werke. Überhaupt schien der Feind aus Türken, Arabern und sogar Beduinen zu bestehen. Sie waren dabei, Katapulte und andere Wurfmaschinen zusammenzubauen. Ein von zwanzig Ochsen gezogener Rammbock traf am zweiten Tag ein, mit dem sich Handwerker beschäftigten, um ihn für seinen Einsatz vorzubereiten.
    Arnaut zerbrach sich verzweifelt den Kopf, was er tun könnte. Aber nichts wollte ihm einfallen.
    »Und wenn wir nach Antiochia reiten, um Hilfe zu holen?«, fragte Jori.
    »Auch wenn wir den Prinzen dazu überreden könnten, bis ein Entsatzheer eintrifft, ist die Burg längst gefallen.«
    Sie mussten hilflos zuschauen, wie zwei Leiterangriffe durchgeführt, doch dann zum Glück erfolgreich abgewehrt wurden. Mit Bögen und Armbrüsten

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