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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Bertran misstrauisch.
    »Du selbst hast mich darauf gebracht mit deiner Heiratspolitik«, grinste Arnaut. »Er hat doch eine Tochter. Sie ist zwar erst fünf Jahre alt, aber das würde ihn nicht daran hindern, das Mädel in aller Form mit dir zu verloben. Sie könnte sogar hier in der Burg in Beatriz’ Obhut aufwachsen. Wäre nicht das erste Mal, dass so etwas gemacht wird.«
    »Was redest du für einen Unsinn«, fragte Bertran. »Warum zum Teufel sollte er das tun? Und was sollte mir das einbringen?«
    »Frieden und Sicherheit. Das Kind dient als Pfand für seinen guten Willen. Im Gegenzug belehnt dich Raimon mit dem Gebiet, das wir uns bereits genommen haben, und wir lassen ihn dafür in Ruhe. Alle Welt wird sich freuen, dass dieser Streit endlich beigelegt ist. Sogar Melisende.«
    »Ich soll ihm einen Lehnseid leisten?«
    »Was macht das, wenn er dir sein Kind zur Frau gibt und du eine Vizegrafschaft hältst?«
    »Ich will mein eigener Herr sein.«
    »Dann huldige nur Jerusalem.«
    »Verdammte Mörderbande.«
    »Sieh es mal anders, Bertran. Dein Vater und du, ihr habt sie arg in Bedrängnis gebracht. Dann, nach seinem Tod letztes Jahr, hattest du nichts. Bei einer Einigung mit Raimon aber wärest du sein Schwiegersohn und Herrscher über ein kleines Reich. Melisende würde dich als Vizegraf anerkennen. Und bei Raimons Tod, wer weiß, können du oder deine zukünftigen Kinder vielleicht den Rest erben, denn er hat nur einen einzigen Sohn. Es bleibt alles in der
familia.
«
    Bertran machte ein finsteres Gesicht. Noch war er nicht überzeugt.
    Da fügte Arnaut hinzu: »Denk auch an Beatriz. Das Leben, das wir geführt haben, ist nichts für sie. Wenn uns gelingt, was ich vorschlage, dann will ich mit Freuden deine Schwester heiraten.«
    Bertran warf den Grashalm weg, an dem er gekaut hatte. »Also gut«, sagte er. »Es ist einen Versuch wert.«
    ♦
    Arnaut zog den Sattelgurt fester, klopfte seinem Hengst liebevoll auf den Hals und führte das Tier in den Burghof. Er schnallte Satteltaschen auf, hängte Schild, Wasserschlauch und Helm an den Sattelknauf. Dann besah er sich die Eisen an Amirs Hufen.
    »Sobald wir von Tripolis zurück sind, muss er neu beschlagen werden, Jori«, stellte er fest.
    »Ich kümmere mich darum.« Auch Jori führte sein Ross in den Hof. Dann drehte er sich um und küsste Joana, die inzwischen hochschwanger war. Sie hatte Tränen in den Augen und wollte gar nicht von ihm lassen.
    »Nur eine Woche, Mädel«, sagte Arnaut gut gelaunt. »So lange wirst du es doch wohl aushalten können.«
    Als er sich wieder seinem Pferd zuwenden wollte, stand plötzlich Beatriz neben ihm. Ihre Wangen waren gerötet.
    »Ich wünschte, du könntest mich mitnehmen.«
    »Das wäre Bertran aber gar nicht recht«, grinste Arnaut. »Du bist sein kostbarstes Pfand.«
    »Na, wunderbar. Und was bringt mir das?«
    Sie blickte ihm geradewegs in die Augen, als würde sie etwas darin suchen, gar ein Zeichen seiner Zuneigung?
    Arnaut ergriff ihre Hände und lächelte ihr herzlich zu. »Du bist unsere
domina,
Beatriz.«
    »Auch deine?«
    »Selbstverständlich.« Er hob ihre Rechte und beugte sich zum Kuss darüber. Erstaunt nahm er wahr, wie sie zaghaft sein Haar berührte. Und als er sich wieder aufrichtete, war ihm, als wollte sie seine Hand nur ungern loslassen.
    »Ich wünsche dir Glück, Arnaut. Uns allen wünsche ich Glück.« Sie stellte sich auf Zehenspitzen und küsste seine Wange. »Ich warte auf dich«, hörte er noch. »Sehr ungeduldig.« Dann lief sie davon.
    Jori stand da und grinste. »Ich hab da so was läuten hören. Ist es denn wahr?«
    »Hör nicht auf dummes Geschwätz«, knurrte Arnaut und schwang sich in den Sattel. »Komm endlich. Sonst vertrödeln wir noch den ganzen Tag.«
    Wenn man sich beeilte, war der Ritt nach Tripolis in einem Tag zu schaffen, doch Arnaut ließ sich Zeit, um sich gedanklich auf das Treffen vorzubereiten. Oder war es, um die endgültige Entscheidung, Beatriz zu ehelichen, noch etwas hinauszuzögern? Jedenfalls besuchten er und Jori noch einmal Nouras Grab in den hügeligen Ausläufern des Libanon, als könnte seine tote Großmutter ihm einen Rat geben.
    Am ehemaligen Gutshof seiner Familie erfuhren sie, dass überall Reitertrupps des Grafen unterwegs waren und Straßen und Brücken gesichert hielten, als befürchtete man einen Überfall. Als sie tatsächlich auf die erste Wegsperre trafen, wurden sie gleich festgenommen und verhört, bis Arnaut den Söldnern deutlich machen

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