Die Hure Babylon
Arnaut, den die Sklavin an Ermengarda erinnerte, fand wenig Erheiterndes daran. Und er glaubte auch, einen Schmerz in den Augen der Sklavin bemerkt zu haben, bevor sie sich abgewandt hatte, um Wein zu holen.
»Ich habe gehört, Montalban«, sagte daraufhin de Bernay, »Ihr sollt ein Weib in Eurem Gefolge haben, das sich einbildet, ein Mann zu sein.«
»Constansa d’Escorralha«, nickte Arnaut.
De Bernay erklärte dem Großmeister, dass diese Frau sich anmaßte, Waffen zu tragen, und vorhabe, in der
militia
gegen die Türken zu kämpfen. Die Herren fanden das vergnüglich.
»Wir brauchen Krieger, das ist wahr«, spottete Josselin. »Aber das geht zu weit. Die Türken werden uns auslachen, wenn wir jetzt auch noch unsere Weiber in Waffenröcke stecken.«
»Sie kann durchaus mit dem Schwert umgehen«, sagte Arnaut.
»So, kann sie das?«, knurrte de Bernay plötzlich mit einem gehässigen Zug um den Mund. »Ich sage nur, solche Weiber sollte man in einen Sack stecken und ersäufen.«
»Und warum?«
»Weil nach Gottes Willen die Frau dem Mann zu dienen hat und nicht versuchen soll, ihn nachzuäffen. Ihr solltet dem Weibsstück einen Rock anziehen und Demut beibringen. Mit dem Stock, wenn nötig.«
»Sie ist von adeligem Blut«, wandte Arnaut ein.
Er musste sich beherrschen. Dieser de Bernay ging ihm entschieden gegen den Strich. Besonders die versteckten, lüsternen Blicke, die er immer wieder auf Josselins Gespielin warf und die Arnaut wie eine Besudelung ihres gesegneten Zustands vorkamen. Und das, obwohl der Mann ein Keuschheitsgelübde abgelegt hatte.
»Ihr seid ein wenig harsch, Bruder Étienne«, sagte Everard. Und zu Arnaut: »Wie kommt es, dass sich diese Frau in Eurem Gefolge befindet?«
»Sie ist die Tochter eines verstorbenen Vasallen der Grafen von Tolosa. Bertran de Sant Gille hat sie mir anvertraut«, entgegnete Arnaut. Und mit einem herausfordernden Blick auf de Bernay fügt er hinzu: »Verprügeln werde ich sie ganz bestimmt nicht,
Mossenher.
«
Bei dem Namen Sant Gille hatte sich Josselins Miene verfinstert. »Vor Alfons Jordan und seinem Bastardbalg müssen wir uns in Acht nehmen«, sagte er verdrießlich.
Everard sah ihn fragend an.
»Die haben es auf Tripolis abgesehen«, klärte Josselin ihn auf. »Der alte Erbstreit bricht wieder aus, da bin ich mir sicher. Meine Königin wird mehr als beunruhigt sein.«
Everard nickte. »Das wäre in der Tat nicht gut. Wir brauchen vor allem Einigkeit in diesem Krieg, wenn wir die Ungläubigen besiegen wollen.«
Fraire
Aimar fühlte sich genötigt, vom Thema abzulenken, schließlich gehörten sie selbst zum Kriegshaufen der geschmähten Tolosaner. »Wie geht es König Konrad?«, fragte er. »Hat er sich wieder erholt?«
Hugues de Bouillon schüttelte besorgt den Kopf. »Nein, eher im Gegenteil. Er wird morgen per Schiff nach Konstantinopel reisen. Der Basileus selbst hat ihm ärztliche Fürsorge versprochen. Die Führung der Alemannen wird Herzog Friedrich übernehmen.«
»Da wir gerade vom Kaiser sprechen«, sagte Everard mit ernster Miene, »wir haben von ihm Warnung erhalten, dass sich Seldschuken in der Gegend herumtreiben. Er lässt uns sagen, wir sollten uns unbedingt hinter sicheren Mauern halten.«
»Und wie sollen wir zwanzigtausend Mann in Ephesus unterbringen?«, fragte Josselin.
»Eben. Deshalb brechen wir in den nächsten Tagen auf. Der König ist einverstanden. Schließlich können wir das Unvermeidliche nicht ständig vor uns herschieben. Wir müssen nur sehen, dass wir uns nicht, wie Konrad, in eine Falle locken lassen.«
»In der Tat. Ich hoffe, wir erweisen uns als standfester als unsere alemannischen Brüder«, bemerkte Aimar.
»Einer gut geführten fränkischen Reiterei wird nichts widerstehen können. Und vergesst nicht die Templer. Für meine Männer lege ich die Hand ins Feuer.«
Everard hatte dies mit fester Stimme von sich gegeben, und die anderen pflichteten ihm bei. Nur Josselin saß nachdenklich auf seinem Feldstuhl.
»Ihr habt gegen die Mauren in Spanien gekämpft«, sagte er. »Und ich will Eure Entschlossenheit keineswegs dämpfen. Aber hier haben wir es mit einem ganz anderen Gegner zu tun. Besonders seine Kampfweise. Die Turkomanen kämpfen selten zu Fuß. Dafür sind sie aber die besten Reiter der Welt und wahre Teufel im Sattel. Es heißt, sie leben, essen und schlafen auf ihren Gäulen. Und ihre Waffe ist der Bogen, mit dem sie schon als Kinder üben.«
»Und wie begegnet man ihnen?«
»Die Reihen
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