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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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konnte, waren viele gleich im ersten Ansturm unter einem Hagel tödlicher Pfeile zu Boden gegangen. Zweifellos hatten die Türken der christlichen Heerschlange den Kopf abschlagen und zugleich die Höhen des Bergsattels besetzen wollen, um so Vorhut und Hauptheer voneinander zu trennen.
    Doch die Speerkämpfer waren nicht so leicht zu überwältigen gewesen. Arnaut sah, dass zweitausend Mann am Südostrand der Wiese und mit dem Rücken zu einem Waldstück einen halbkreisförmigen Verteidigungsring gebildet hatten, vier oder fünf Reihen tief, Schilde eng überlappt. Das Gras vor ihnen war übersät mit Toten. Verwundete hatte man in die Mitte gezerrt, wo sich auch ihre wenigen Bogenschützen hinter den Rücken der Vordermänner duckten und den Pfeilregen der Türken zu erwidern suchten.
    Vor der Schlachtreihe der Christen tummelte sich eine gewaltige Masse johlender Krieger auf wendigen Pferden. Wie viele es waren, konnte Arnaut in der Eile nicht abschätzen, aber weit mehr als die Franken in ihrer Verteidigungsstellung. Sie trugen kleine, runde Schilde, die sie aber nicht daran hinderten, ihre Bogen zu gebrauchen. Unentwegt stürmten sie heran, schossen zwei, drei Pfeile ab und ließen sich dann wieder zurückfallen, um anderen Platz zu machen. Ein ständiges Heranwirbeln von sich abwechselnden Reitern, begleitet von den dumpfen Schlägen der großen Kesselpauken, die den Trommlern rechts und links am Sattel hingen.
    Die Schilde der Verteidiger waren mit Pfeilen gespickt wie Igel. Immer wieder sanken Männer zu Boden, wurden aus der Schlachtreihe gezerrt und durch andere ersetzt, um keine Lücken entstehen zu lassen. Lange würden sie nicht aushalten können. Wo, zum Teufel, waren Geoffroy de Rancon und seine Reiter?
    Plötzlich bemerkten die Seldschuken die lange Linie der christlichen Ritter, die am westlichen Waldrand aufgetaucht waren. Mehr und mehr kamen vom Tal herauf und füllten die Reihen. Die türkischen Kriegstrommeln unterbrachen abrupt ihren Rhythmus, Pfiffe und Hörner schallten, dann ließ der Feind von der Schildwand ab und begann, sich neu zu sammeln.
    Ohne länger zu warten, stürmten jetzt die Ordensritter in geordneten Angriffskeilen vor, mit dem Banner des Großmeisters in ihrer Mitte. Lächerliche zweihundert Mann warfen sich furchtlos gegen Tausende. Dabei schien es sie wenig zu kümmern, ob ihnen überhaupt jemand folgte. Arnaut konnte nicht anders, als ihre tadellose Schlachtordnung, aber auch ihren Hochmut und ihre Todesverachtung zu bewundern.
    Er brüllte »Tolosa!« und gab Amir die Sporen. Nicht nur seine eigenen Männer setzten ihm nach, die ganze Reihe der christlichen Ritter kam in Bewegung, wenn auch nicht so einheitlich geordnet wie die Templer. Hörner gellten, Lanzen senkten sich, und die Hufe von zweitausend Schlachtrössern in geballten Formationen donnerten über den Wiesengrund.
    Da begann erneut das Dröhnen der feindlichen Trommeln.
    Arnauts Männer reihten sich rechts und links von ihm ein, wie sie es geübt hatten. Sie duckten sich hinter ihre Schilde, als eine dunkle Wolke auf sie zuflog. Tausende Pfeile zischten vorüber, schlugen mit scharfem Knall in die Schilde oder prallten von eisernen Helmen ab. Getroffene Gäule schrien auf, Reiter stürzten.
    Und dann stießen sie in vollem Galopp in die Masse der Türken, Lanzen bohrten sich durch Lederpanzer, hoben Männer aus den Sätteln, barsten beim Aufprall in Stücke. Ein gellender Aufschrei aus unzähligen Kehlen tönte über das Schlachtfeld, Pferde wieherten schrill, Staub wirbelte hoch, und reiterlose Gäule trampelten Verwundete nieder.
    Der Angriff war inzwischen in ein wirres Gewühl von Mensch und Tier übergegangen. Immer noch zischten Pfeile durch die Luft, aber nun war es ein Kampf Mann gegen Mann, bei dem die Franken in ihren schweren Rüstungen dem Feind überlegen waren.
»Christus!«,
schrien die Männer und:
»Dieu lo vult!«
    Mit blanken Klingen hieben sie im Getümmel um sich, allen voran die Templer, die tiefe, blutige Schneisen in die Masse der Feinde schnitten. Arnaut parierte den Schwerthieb eines Gegners. Kaum nahm er wahr, wie Joris Lanze sich unter dessen Achsel bohrte, als er schon dem nächsten den Kopf vom Rumpf trennte. Selbst Amir schien entfesselt, biss um sich und trampelte gefallene Türken nieder.
    Und dann klangen Hörner von unerwarteter Seite. Geoffroy de Rancons Ritter erschienen in Scharen gegenüber auf der Anhöhe des Bergsattels und stürzten sich mit wehenden Bannern und

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