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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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geschlossen halten, wenn möglich auf Nahkampf gehen, aber keine wilden Verfolgungsjagden.«
    Sie sprachen noch lange über diese Seldschuken und wie ihnen zu begegnen sei. Josselin de Puylaurens teilte freigebig Wissen und Erfahrung mit ihnen. Vor den Kriegern der Muslime hatte er Respekt, für ihre Lebensweise und ihren Glauben jedoch nur Verachtung.
    Die schwangere Sarazenin saß, wenn sie die Herren nicht gerade bediente, still in einer Ecke und lauschte. Arnaut fragte sich, woher sie wohl stammte. Offensichtlich war sie des Fränkischen mächtig. Und mehr als einmal bemerkte er, wie der Hass in ihren Augen funkelte, wenn sie Puylaurens so reden hörte.
    An den folgenden Tagen wurden Vorbereitungen für den Weitermarsch getroffen. Diesmal würde es ins Landesinnere gehen, den Mäanderfluss hinauf und dann über Laodikeia bis nach Attalia, von wo aus man über das christliche Cilicia ungestört bis nach Antiochia zu marschieren hoffte.
    Doch wie die Griechen versicherten, würde die nächste Strecke zur Herausforderung werden. Byzantinische Späher waren türkischen Reitertrupps begegnet, und Flüchtlinge aus dem Mäandertal berichteten von Überfällen und Plünderungen. All dies ergab kein klares Bild, außer, dass der Feind in der Nähe war und auf sie wartete.
    Die Mönche im Heer beteten ohne Unterlass und sangen Hymnen. Unter freiem Himmel und in Gegenwart des Königspaares wurde eine große Messe gelesen, um Gottes Gnade und Hilfe zu erflehen. Waffen wurden geschärft und die Maultiere mit Proviant beladen. Und dann, am Tag vor Christi Geburt, kam der Befehl zum Abmarsch.
    »
Miseria,
jetzt wird es ernst«, sagte Jori.
    »Nicht mal in einem anständigen griechischen Puff sind wir gewesen«, maulte Severin.
    »Dafür kannst du bald einen türkischen probieren.«
    Doch auch der Galgenhumor half nur wenig gegen das unruhige Kribbeln im Magen, das die Männer verspürten.
    ♦
    Die Vorhut des Heeres bestand aus tausend Rittern und den besten Fußtruppen, heute angeführt von einem gewissen Geoffroy,
Senher
de Rancon und Günstling der Königin. Die Befehlsgewalt für gewisse Teile des Heeres wechselte oft, damit niemand sich beklagen sollte. Ein gutaussehender Mann, dieser Rancon, wie er stolz, mit selbstsicherem Lächeln, auf seinem großen Streitross saß und den Befehl zum Abmarsch gab.
    Wenig später brach auch die Hauptmacht auf. Ihr voraus trugen Mönche ein gewaltiges, vergüldetes Kreuz, sei es, um den Feind zu schrecken, oder eher, um den eigenen Leuten Mut zu machen. Ihnen folgten Fußtruppen und dann der junge König, in glänzender Rüstung, an der Spitze seiner Ritter und den Kriegern des Tempelordens. Direkt hinter ihm der
porte-oriflamme,
der Fahnenträger, von dessen Lanze das königliche Kriegsbanner wehte, goldene Flammen auf blutrotem Grund.
    Arnaut und seine Getreuen ritten gleich im Anschluss. Nach ihnen die übrigen Tolosaner und andere Reitereinheiten. In der Mitte der Kolonne, zum besseren Schutz, reisten der Hof und die edlen Damen, die jetzt, nach den entbehrungsreichen Wintermärschen, sehr viel stiller und fast eingeschüchtert wirkten. Je mehr man sich dem Feind näherte, umso warnender spukte die Erinnerung an das tragische Schicksal der Alemannen in ihren Köpfen.
    Den Großteil des Heeres bildeten die Speerkämpfer. Persönliche Habe und Schild auf dem Rücken, Speer über der Schulter und Schwert, wer eins besaß, an der Seite. Gute Ausrüstung unter ihnen war eine Seltenheit. Kettenpanzer trugen die wenigsten. Körperschutz aus hartem Rindsleder war schon üblicher, oft mit aufgenähten Eisenplättchen. Und ziemlich abgerissen sahen sie alle aus, mit langen Haaren und verfilzten Bärten, versehen mit den abenteuerlichsten Kleidungsstücken, Helmen oder Stiefeln.
    Dahinter kam endlich der lange Tross, in dem auch die meisten Nichtkämpfer marschierten, ebenfalls von fünfhundert Reitern bewacht. Und den Abschluss bildeten Herzog Friedrich und die Überlebenden seines Heeres. Sie schienen sich erholt zu haben und schritten mit mehr Zuversicht daher. Vielleicht weil sie, im Gegensatz zu den Franken, nun wussten, mit wem sie es zu tun hatten. Das Unbekannte, das man kennt, verliert seinen Schrecken.
    Einen Teil der Maultiere hatte man zurücklassen müssen, denn nach den Tagen der Rast waren die Vorräte der Gegend um Ephesus erschöpft und daher kaum noch etwas an Pferdefutter oder Proviant aufzutreiben gewesen. Im fruchtbaren Mäandertal, das unter byzantinischer Herrschaft

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