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Die Hure: Roman (German Edition)

Die Hure: Roman (German Edition)

Titel: Die Hure: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Gustafsson
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genug verdient, um ein Auskommen zu haben. Die Verkäuferin stellt sich so neben Milla, dass sie beide im Spiegel zu sehen sind. Die Frau ist ungefähr halb so groß wie Milla. Nein, sie kann höchstens zwanzig Zentimeter kleiner sein. Sie legt ihr Vogelgesicht schräg. »Wir haben keine Kleider in deiner Größe«, sagt sie.
    »Mist«, seufzt Milla.
    Doch die Verkäuferin ist erfinderisch. Sie führt Milla zu einem Laden für Touristen. Dort werden bunte T-Shirts verkauft. Milla sieht sich die Stapel an. Auf einem Shirt steht auf Finnisch: BALD FICKEN WIR. Milla zeigt der Verkäuferin das Teil und fragt auf Thai: »Was zum Teufel?!« Die Verkäuferin erklärt, dass diese Hemden für finnische Pauschalreisende angefertigt wurden und sehr populär waren.
    »Wenn finnische Männer so etwas tragen, trag ich es auch«, sagt Milla und kauft das Shirt.
    Der Schneeschaufler spült gerade ab, als sie in ihrem neuen Outfit nach Hause kommt.
    SCHNEEMANN: Findest du das gut?
    MILLA: Natürlich nicht. Aber was auf den anderen T-Shirts stand, konnte ich nicht lesen. Außerdem ist das Ding kultig.
    SCHNEEMANN: Inwiefern?
    MILLA: In dem Laden haben sie mir ein Foto aus einem finnischen Pornoheft gezeigt, auf dem ungefähr zwanzig fette Kerle zu sehen waren, die alle so ein T-Shirt anhatten.
    SCHNEEMANN: Aha.
    MILLA: Ja, denk mal darüber nach.
    SCHNEEMANN: Das tue ich.
    Doch der Schneeschaufler ist so verliebt, dass nicht einmal Millas seltsame Kleidung die Liebe erkalten lässt. Außerdem ist Ficken mit Milla das Schönste, was er sich vorstellen kann.

    Flughafen Helsinki-Vantaa .
    Milla steckt die Sonnenbrille in die Handtasche.
    MILLA: Hier ist alles so, öh, gleichförmig.
    SCHNEEMANN: Hauptsache, es liegt kein Schnee.
    MILLA: Ja. Kommt um diese Jahreszeit eher selten vor.
    Der Schneeschaufler trägt den vom plötzlichen Klimawechsel geschockten Morpheus im Tragetuch. Von der nächsten Nacht an taucht der Kleine in Millas Träumen auf und fragt sie, was er denn so Schlimmes getan habe, dass seine Mutter ihn in diese Eishölle gebracht hat.
    MILLA: Oho, fast fünfzehn Grad plus. Und dabei ist noch nicht einmal Mai.
    SCHNEEMANN: Übrigens, wo sollen wir eigentlich übernachten?
    MILLA: Oje. Nein, schon gut, ich habe eine Idee.
    Am Fenster des Salons der thailändischen Masseuse mit dem tollen Körper steht jetzt AKUPUNKTURSTUDIO . Die Weihnachtsbeleuchtung ist jedoch geblieben, sie flackert immer noch in Türkis und Rosa. Die goldene Katze winkt mit der Pfote.
    Die Frau öffnet die Tür. »Was kann ich für Sie tun?«, fragt sie. Milla umarmt sie vor lauter Freude, ein bekanntes Gesicht zu sehen. »Ich bin es!«, ruft sie.
    »Aber du bist so groß wie damals, obwohl das Kind schon da ist.«
    »Ja, ja, aber jetzt sind die Pfunde ein bisschen gleichmäßiger verteilt.«
    Man hatte der Masseuse angeboten, einen Finnischkurs zu besuchen und eine Ausbildung zur Unternehmerin zu machen. Sie hat den Beruf der Naturheilerin gewählt. Außerdem hat sie den Namen Pikachu angenommen, weil sie ihren früheren Namen, der einfach Mädchen bedeutet, satthatte. »Ich habe keine Lust mehr, immer Mädchen genannt zu werden«, sagt sie.
    Sowohl Milla als auch der Schneeschaufler schweigen eine Weile.
    SCHNEEMANN: Wie bist du auf die Idee gekommen, dich ausgerechnet Pikachu zu nennen?
    PIKACHU: Hat mir eben gefallen. Und ja, gut, ich war es nicht gewöhnt, dass ich selbst über mich bestimmen kann. Ich habe ein paarmal über die Stränge geschlagen. Zum Beispiel habe ich eine Menge Cider getrunken und dann in dieses Wasserbecken gepinkelt, das sie zu Ehren irgendeines toten Mannes errichtet haben. Und das Video davon hab ich auf Youtube gestellt.
    MILLA: Na, Pikachu ist doch immerhin ein ganz hübscher Name.
    SCHNEEMANN: Aber du bist doch gar keine Japanerin.
    PIKACHU: Hier behandeln sie mich jedenfalls wie eine Chinesin.
    MILLA: Du, sag mal! Wo sind die Fliegenmädchen?
    PIKACHU: Tja … Die sind im Zoo.
    MILLA: Aber?
    Milla hatte sich eingebildet, das Ende des Patriarchats bedeute zugleich das Ende jeglicher Unterdrückung. Gleichberechtigung wäre nicht nur die Gleichberechtigung von Mann und Frau, sondern auch die von Menschen und Tieren.
    MILLA: Na ja, ach so.
    Milla, Morpheus und der Schneeschaufler ziehen vorläufig in Pikachus Büro. Dort hat sie früher selbst gewohnt und gelegentlich auch Verwandte und Kolleginnen untergebracht. Und natürlich die Fliegenmädchen. Jetzt hat sie eine eigene Wohnung.
    PIKACHU: Wieso trägst du eigentlich

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